Rebellen der Ewigkeit
die rund um die Uhr geöffnet hatten. Das Personal hinter der Theke kam Willis im hellen Neonlicht wie eine Ansammlung bleicher Zombies vor und das Giftgrün der Kunstledersitze tat ihm in den Augen weh. Vielleicht war das aber auch nur die Müdigkeit.
Karelia saß ganz hinten, möglichst weit weg vom Fenster. Ihr gegenüber entdeckte Willis Holmes, dessen Gesichtsfarbe hier besonders gut hinpasste, wie er fand. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, Karelia wäre allein gekommen.
Der kurze Weg zu den beiden reichte Willis, damit er sich am ganzen Körper schmutzig fühlte und das dringende Bedürfnis empfand, sich unter die Dusche zu stellen. Das ging ihm bei Neonlicht immer so.
Er stellte Karelia, Holmes und Andersen einander vor und fragte nach den Getränkewünschen. Als er mit seinem Tablett von der Theke zurückkam, waren Karelia und der Journalist schon beim Du.
Nachdem sie über die Pressekonferenz berichtet hatten, informierte sie Karelia über das Ergebnis ihrer Nachforschungen. Sie hatte nicht viel mehr über Amanda Reisz herausgefunden, als sie bereits wussten, und die Rebellen der Ewigkeit waren beim Staatsschutz nicht bekannt.
»Bis heute«, sagte Andersen. »Inzwischen dürften sie den gesamten Polizeiapparat auf den Fersen haben.«
Holmes hatte bislang geschwiegen. Jetzt meldete er sich zu Wort.
»Wieso habt ihr mich nicht mitgenommen?«
»Du warst so mit deinen Freunden in eine Diskussion vertieft, da wollten wir dich nicht stören«, sagte Willis.
»Haha, sehr witzig. Ihr wolltet mich bloß nicht dabeihaben, um den ganzen Ruhm allein einzuheimsen.«
»Das ist unfair«, erwiderte Valerie. »Es stimmt, wir haben dir nicht Bescheid gesagt. Aber Martin wusste selbst nicht, ob wir bei der Pressekonferenz eingelassen werden oder nicht.«
»Jetzt hört schon auf, euch zu streiten«, mischte sich Karelia ein. »Hauptsache ist doch, dass wir einen Schritt weiter gekommen sind. Nun wissen wir wenigstens, wer hinter dem Diebstahl der Zeitbatterien steckt.«
»Das nutzt uns nur nicht viel«, nörgelte Holmes, der immer noch eingeschnappt war. »Wir wissen weder, wer diese Rebellen sind, noch wo sie sich aufhalten oder das Diebesgut verstecken.«
»Nicht ganz«, sagte Valerie. »Ich glaube, es gibt da eine Spur.«
12.
Alle Augen richteten sich auf sie. Valerie errötete und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Willis fand ihre Verlegenheit charmant.
»Also, es ist so«, begann sie zögernd. »Wir haben daheim nicht so viel Geld, wie ihr wisst. Irgendwann ist meine Mutter auf die Idee gekommen, Modeschmuck herzustellen und ihn auf Weihnachtsmärkten zu verkaufen, um etwas dazuzuverdienen. Das machen wir jetzt seit ein paar Jahren.«
Sie legte eine kleine Pause ein und räusperte sich. Holmes trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte und machte ein gelangweiltes Gesicht. Valerie bemühte sich, ihn zu ignorieren. »Im letzten Jahr waren wir im Dezember mit unserer Ware auf einem kleinen Markt in der Brückenvorstadt. Ihr wisst schon, das ist dieser Vorort an der Flussgabelung.«
»Ich bin sicher, wir alle kennen unsere Stadt«, spottete Holmes. Willis warf ihm einen bösen Blick zu.
»Jedenfalls war da diese Frau, die mir sofort aufgefallen ist. Es ist so, wenn man Schmuck verkauft, dann achtet man oft mehr auf die Hände als auf die Gesichter der Leute. Und diese Frau hat einen Ring gekauft, den ich selbst hergestellt habe. Als sie ihn aufprobierte, habe ich bemerkt, dass an ihrem rechten Ringfinger das oberste Glied fehlt.«
»Ja und?« Holmes konnte es nicht lassen, sie zu provozieren. Selbst Karelia warf ihm einen genervten Blick zu.
»Nun, vorhin, bei der Videokonferenz, da habe ich diesen Ring wiedererkannt. Die Frau, die neben der Wortführerin saß, trug ihn. Und sie hatte einen verkürzten Ringfinger.«
»Bist du dir sicher?«, fragte Willis.
Valerie nickte. »Ganz sicher. Das war die Frau, die den Ring bei uns gekauft hat.«
»Die Brückenvorstadt«, murmelte Andersen. »Das könnte bedeuten, dass sie dort ihren Unterschlupf haben.«
»Oder hatten«, korrigierte Holmes sie. »Inzwischen können sie schon längst weitergezogen sein. Oder die Frau war nur zufällig in der Gegend und sie haben ihr Versteck ganz woanders.«
»Das ist alles möglich«, räumte der Journalist ein. »Aber angesichts der wenigen Hinweise, die wir haben, denke ich, es lohnt sich, der Sache nachzugehen.«
»Also fahren wir in die Brückenvorstadt und suchen nach einer Frau mit
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