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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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an die Tür und lauschte. Von drinnen war kein Geräusch zu hören. Ob der unbekannte Briefschreiber überhaupt da war? Willis hob die Hand, zögerte einen Moment, warf Valerie noch einen kurzen Blick zu und klopfte dann.
    »Herein!«, rief eine weibliche Stimme.
    Er drückte die Klinke herunter und schob die Tür auf. Dahinter lag ein Raum, der ebenso schäbig wirkte wie die ganze Umgebung. Verblichene geblümte Tapeten, wurmstichige Vorhänge vor dem einzigen Fenster, ein klappriges Bett, das mit einer fleckigen gelben Decke überzogen war. In der Mitte des Raums stand ein wackliger kleiner Tisch mit zwei Plastikstühlen davor. Es befand sich nur eine Person im Zimmer.
    »Hallo, Willis.«
    Die Frau stand am Fenster. Sie hatte kurze braune Haare und trug einen schlichten dunkelblauen Pullover über Jeans und Turnschuhen.
    »Hallo«, erwiderte Willis zurückhaltend. Er hatte die Frau noch nie gesehen und wusste nicht, was sie von ihm wollte.
    »Und du musst Valerie sein«, sagte sie. »Ich habe mir schon gedacht, dass du nicht allein kommen wirst.«
    Sie kam um den Tisch herum und blieb vor Willis stehen. Ihre grauen Augen musterten ihn von Kopf bis Fuß und verweilten dann auf seinem Gesicht. Ihre Lippen formten sich zu einem traurigen Lächeln. Dann wandte sie sich plötzlich ab.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Willis. Er begriff nicht, was hier vor sich ging.
    Die Frau drehte sich wieder zu ihm hin und wischte sich mit der Hand über die Augen. Hatte sie geweint? Aber warum?
    »Doch, es ist alles in Ordnung«, sagte sie. Sie besaß eine angenehme Stimme. »Und zugleich ist gar nichts in Ordnung.« Sie zögerte einen Moment, so als müsse sie ihre Kräfte sammeln. »Mein Name ist Amanda Reisz.«
    Willis machte einen Schritt zurück. Jetzt war er es, der sich umdrehte, nicht, weil ihm die Tränen kamen, sondern weil er fast laut aufgelacht hätte. Was hatte das Schicksal mit ihm vor? Sollte er auf die Probe gestellt werden? Gab es da irgendwo einen sadistischen Strippenzieher, der es auf ihn abgesehen hatte?
    Abrupt wandte er sich Amanda zu. »Du suchst deinen Sohn?«, stieß er hervor. »Ich bin nicht dein Sohn. Du hast mich lediglich ausgetragen und geboren.«
    Sie zuckte zurück, als habe er sie ins Gesicht geschlagen. Das machte ihn nur noch wütender.
    »Du hast mir den Vater vorenthalten und mich kurz nach der Geburt abgegeben! Nie hast du dich für mich interessiert, wie ich lebe, was ich mache, wer ich bin! Was willst du also von mir?«, brüllte er. »Ich brauche dich nicht! Ich will dich nicht!« Er rannte zur Tür und riss sie auf.
    »Willis«, sagte Valerie leise.
    Er hörte nicht, sondern lief in den Flur hinaus.
    »Willis«, wiederholte Valerie und folgte ihm.
    Er hielt inne. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Langsam trat Valerie auf ihn zu.
    »Willis«, sagte sie ein drittes Mal, als sie hinter ihm stand.
    Er drehte sich um. Er hatte die Kiefer aufeinandergepresst und sein sonst so offenes Gesicht war wutverzerrt.
    »War Ricardo nicht genug?«, schrie er. »Mein ganzes Leben hat er auf den Kopf gestellt! Und jetzt kommt die Frau, die mich danach einfach ausgesetzt hat, und tut so, als sei nichts gewesen?!«
    Valerie griff zaghaft nach seinem Arm. »Gib ihr eine Chance, ihre Seite der Geschichte zu erzählen«, sagte sie.
    Er zog seinen Arm weg. »Warum soll ich ihr eine Chance geben? Hatte ich etwa eine Wahl damals?«
    »Du weißt nicht, warum sie es getan hat. Hältst du es für richtig, sie zu verurteilen, bevor du ihre Version kennst?«
    Willis drehte sich weg und marschierte im Flur auf und ab. Schließlich blieb er vor Valerie stehen. Seine Augen funkelten immer noch. »Gut, ich höre mir an, was sie mir erzählt. Aber ich möchte, dass du mit dazukommst.«
    Er stützte sich an der Wand ab und holte ein paar Mal tief Luft. Dann ergriff er Valeries Hand und kehrte mit ihr ins Zimmer zurück.
    »Dann sag, was du zu sagen hast«, stieß er hervor. »Und vor allem, warum du gerade in diesem Moment auftauchst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das aus reiner Mutterliebe geschieht.«
    »Du hast recht, es gibt einen Grund, warum ich gerade jetzt in dein Leben trete«, sagte Amanda ernst. »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Also doch.« Willis schlug mit der geballten Faust auf den Tisch. »Habe ich es doch gewusst!«
    Valerie legte ihm leicht die Hand auf den Arm. »Lass uns doch erst einmal hören, was sie zu sagen hat. Bitte! «
    Willis knurrte etwas vor sich hin, entspannte seine Hand

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