Rebellen der Ewigkeit
du ein Kind haben wolltest!«
Willis hatte sich wieder in Rage geredet. Valerie, die die ganze Zeit wortlos an der Wand gestanden hatte, betrachtete mit sorgenvoller Miene, wie er immer wieder den Raum durchquerte.
Amanda senkte den Kopf. »Was das betrifft, da kann ich dir leider nicht widersprechen. Mein höchstes Ziel war, die Beziehung zwischen Ricardo und mir zu retten. Deshalb ist es mir trotzdem nicht leichtgefallen, dich abzugeben.«
»Und ich soll das glauben.« Willis ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen. »Ich möchte jetzt gehen«, murmelte er. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Tief in seinem Inneren fühlte er, dass in dem, was Amanda ihm gerade erzählt hatte, ein wahrer Kern steckte. Er hatte Ricardo erlebt und gespürt, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte. Aber wie sollte er entscheiden, wer von den beiden die Wahrheit sagte? Vielleicht wollten sie beide ihn nur ausnutzen, um dem jeweils anderen zu schaden.
»Ich werde versuchen, das Persönliche auszuklammern«, unterbrach Amanda seine Gedanken. »Aber ich muss dir noch sagen, wobei ich deine Hilfe benötige. Du bist der Einzige, der uns Zugang zum Quantenextrapolator von Tempus Fugit verschaffen kann.«
Willis hob den Kopf. »Ich? Das soll wohl ein Witz sein!«
»Leider nicht. Der Extrapolator ist so gesichert, dass nur ein Mensch Zugang dazu hat, nämlich Ricardo.«
»Na, dann kann ich dir auch nicht helfen. Ich werde ihn nicht aushorchen, damit du deine Pläne umsetzen kannst.« Ganz abgesehen davon, dass er nicht der Typ ist, der sich aushorchen lässt , dachte Willis.
»Das sollst du auch nicht. Der Zugang zum Extrapolator ist mit einem Irisscanner gesichert. Und wie du vielleicht weißt, ist jede Iris einzigartig. Außer Ricardo gibt es keinen Menschen, der exakt dieselbe Iris hat wie er.« Sie machte eine Pause. »Bis auf dich.«
»Du meinst ...«
Sie nickte. »Weil du sein Klon bist.«
Willis verschlug es die Sprache.
Valerie, die bislang geschwiegen hatte, mischte sich nun ein. »Wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann sind Sie die Anführerin der Rebellen der Ewigkeit . Stimmt das?«
Amanda nickte. »Das ist so. Nachdem ich damals untertauchen musste, habe ich die folgenden Jahre damit verbracht, Gleichgesinnte zu suchen. Wir sind eine kleine Gruppe, nicht mehr als ein Dutzend Menschen, und nur eine Handvoll von uns lebt im Untergrund.«
»Dann ist vielleicht jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um jemanden zu unserem Gespräch dazuzuholen.«
»Du meinst Karelia Simms, eure Chefin, die ein Stockwerk tiefer Wache hält.«
Valerie und Willis blickten sie erstaunt an. Amanda lächelte.
»Ihr glaubt doch nicht, dass ich mich hier einfach so reinsetze, ohne meine Sicherheitsvorkehrungen zu treffen? Meine Leute beobachten euch seit eurer Ankunft hier in der Straße und haben mir alles gemeldet.« Sie deutete auf ihr rechtes Ohr, in dem Willis erst jetzt einen kleinen silbernen Knopf entdeckte. »Also gut, holt eure Chefin schon rauf. Ich denke, wir müssen sie sowieso einweihen.«
Valerie verließ das Zimmer. Als sie kurz darauf mit Karelia zurückkehrte, befanden sich Willis und Amanda noch in derselben Position wie vorhin. Offenbar hatten sie kein Wort miteinander gewechselt.
Amanda ging auf Karelia zu. »Guten Tag, Frau Simms. Ich bin Amanda Reisz, die Mutter von Willis.«
»Dann habe ich ein Problem«, sagte Karelia. »Ich werde nämlich von Tempus Fugit dafür bezahlt, Sie aufzuspüren.«
Einen Moment lang schwiegen alle. Es war Valerie, die als Erste das Wort ergriff.
»Kannst du das nicht für einen Moment vergessen?«
Karelia schüttelte den Kopf. »Es geht hier um mein Berufsethos. Wenn ich einen Auftrag annehme, dann bin ich gegenüber meinem Auftraggeber auch loyal.«
»Dann gib den Auftrag doch einfach zurück«, schlug Valerie vor.
»So einfach ist das nicht. Erstens habe ich einen hohen Vorschuss erhalten, von dem ich bereits einen Teil ausgegeben habe. Den müsste ich ja zurückzahlen. Und zweitens spricht sich so etwas schnell herum, und ehe ich mich versehe, bleiben die Kunden aus. ›Karelia Simms? Das ist doch die, bei der man sich nicht sicher ist, ob sie eine Sache auch wirklich durchzieht.‹ Das kann ich überhaupt nicht gebrauchen.«
»Auch dann nicht, wenn du weißt, dass dein Auftraggeber unmoralisch ist?«
Karelia verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. »Wenn ich die Moral meiner Kunden zum Maßstab machen würde, dann wäre ich
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