Rebellin der Liebe
und sah ihm gelassen entgegen.
»Ihr habt nach mir gebellt, Mylord?«, röchelte Hollis atemlos.
»Es bestand kein Grund zu derartiger Eile. Es brennt weder mein Zimmer noch mein Bart.« Bannor strich sich über die frisch gewaschenen Haare an seinem Kinn.
Mit einem Gefühl, sich ein wenig lächerlich gemacht zu haben, fuhr Hollis mit den Händen über sein Wams, trat neben Bannor und blickte in den Hof hinaus. »Die Macht der Gewohnheit, Mylord. Wie hätte ich wissen sollen, dass Euch nicht irgendein Franzose ein Messer an die Kehle hält oder dass nicht Mary Margaret auf Euch herumhüpft wie auf einer Federmatratze?«, fragte er gekränkt.
Bannor lachte vergnügt auf. »Früher einmal hätte ich einen Franzosen meiner Tochter vorgezogen, aber heute wüsste ich das nicht mehr so genau.«
Als plötzlich aus dem Hof fröhliches Kreischen an seine Ohren drang, verzog er grinsend statt schmerzlich das Gesicht. Es war ein kalter, aber sonniger Tag, und nach beinahe zweimonatigem, nur von gelegentlichem Eisregen unterbrochenem Schneefall waren die Kinder wie ein Schwarm eifriger Honigbienen aus der Burg geströmt.
Zur Zeit spielten sie gerade Wer-ist-der-Angreifer. Als Ennis nach einem Freiwilligen fragte, bohrte Hammish die Hand in die Luft und hüpfte vor Eifer auf und ab. Nachdem ihm ein Sack über den Kopf gestülpt worden war, schlugen ihm die Kinder der Reihe nach mit einem Knüppel auf den Kopf. Da er unter ihren halbherzigen Schlägen jedoch nicht aufschrie, sondern beinahe hysterisch kicherte und auch niemanden erriet, wandten sie sich bald gelangweilt ab und entschieden sich auf Desmonds Vorschlag hin für eine Runde Blindekuh.
Eine widerstrebende Bea ließ sich als erste den Sack über die blonde Mähne ziehen und tastete, während die anderen Kinder vor ihr tänzelten, mit ausgestreckten Händen in der Luft herum.
Bannor schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nach wie vor nicht, was Willow an dem Mädchen so gefällt. Bisher habe ich noch nicht einmal gesehen, dass die Kleine auch nur einen Finger rührt.«
Während er und Hollis die Kinder beobachteten, packte Desmond plötzlich einen von Beas flachsblonden Zöpfen und zupfte spielerisch daran herum.
Bea riss sich den Sack vom Kopf und wirbelte mit vor Empörung blitzenden Augen zu ihrem Angreifer herum. Als er kichernd davonrannte, raffte sie ihre Röcke und nahm die Verfolgung auf. Mit den fliegenden Zöpfen wirkte sie tatsächlich wie das kleine Mädchen, das sie war, und nicht wie die Frau, als die sie sich so gerne gab.
»Der Junge ist doch viel zu schnell für sie.« Hollis schüttelte den Kopf.
»Oh, sie wird ihn ganz sicher kriegen.« Bannor lächelte amüsiert. »Ich wette, dass er dafür sorgen wird.«
Noch während er beobachtete, wie die beiden über den Turnierplatz zur Scheune flitzten, wanderte Hollis’ Blick zum eisernen Tor am anderen Ende des Hofs, wo gerade eine Frau, die pummelige kleine Peg auf ihrer Hüfte balancierend, aus dem Kräutergarten kam. Die Finger des Babys zerrten an ihrem ordentlichen Knoten, so dass ihre dichte honigbraune Mähne in wirren Strähnen über ihre Schultern fiel, statt jedoch das Baby zu schelten, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und sah es selig lächelnd an.
Bannor folgte Hollis’ Blick. »Sie ist wirklich eine hübsche Person, nicht wahr?«
»Und gleichzeitig stur wie ein Maulesel«, antwortete Hollis, ohne auf Bannors Frage einzugehen.
»Das ist mir durchaus bewusst. Anfangs hat sie sich sogar geweigert, Willows Einladung anzunehmen, zu uns auf die Burg zu ziehen und Fiona beim Betreuen der Kinder zur Hand zu gehen. Sie hat erst nachgegeben, als ich ihr gedroht habe, sie mit dem ersten Mann zu verheiraten, der bereit ist, sie zu nehmen«, pflichtete Bannor grienend bei.
Hollis hoffte, dass er nicht errötete. »Am Anfang war Fiona etwas eifersüchtig, weil es plötzlich eine zweite Mutter für ihre Welpen gab, nicht wahr?«
Bannor zuckte mit den Schultern. »Sie hat ein paar Tage lang geschmollt, aber es hat nicht lange gedauert, bis sie erkannte, dass Netta im Grunde selbst noch ein verlorenes Kind ist, das es zu bemuttern gilt.«
Netta war nicht das einzige verlorene Kind, das in den vergangenen zwei Monaten zu ihnen auf die Burg gezogen war. Auf Willows Drängen hin arbeitete die junge Annie, deren Vater gedroht hatte, ihr Baby in einem Eimer zu ertränken, inzwischen bei ihnen als Dienstmädchen. Und nach dem Besuch des Burgherrn bei ihrem Vater hatte den Gerüchten zufolge
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