Rebellin der Liebe
Tuch, das ihre Locken zurückhielt, und strich sich, halb in der Erwartung, eine Reihe unbeholfen gestickter Rosen dort zu finden, über das Oberteil ihres Kleides.
Sie bemerkte nicht, dass Bannor strahlend aus dem Wachhaus kam, Hollis auf die Schulter klopfte und murmelte: »Seht Ihr, wie überrascht sie ist?«, worauf Hollis erwiderte: »Wenn Ihr mich fragt, sieht sie aus, als ob sie gleich vor Schreck in Ohnmacht fällt.«
Sie bemerkte nur die Kutsche, die über die Zugbrücke gerumpelt kam, unter dem Torbogen hindurchrollte und keine sechs Meter vor ihr stehen blieb.
Einer von Bannors Knappen rannte eilig los, öffnete die Tür, und alle hielten erwartungsvoll den Atem an, als eine elegante, in jungfräuliches Weiß gehüllte Hand den Arm des plötzlich puterroten Mannes nahm. Blanches blonde Haare mochten inzwischen von silbrigen Strähnen durchzogen sein, aber ihr Lächeln war so charmant wie eh und je.
Der perlenbestickte Gürtel, der ihre schmalen Hüften vorteilhaft betonte, hatte einst Willows Mutter gehört.
Ihr Blick wanderte über den Hof, blieb kurz an Willow hängen, und sie rief voller Freude: »Oh, geliebte Tochter, wie hast du mir gefehlt!«
Als sie mit ausgebreiteten Armen in Willows Richtung lief, runzelte Bannor überrascht die Stirn. »Sir Hollis, wäre es vielleicht möglich, dass Ihr diese Frau vollkommen falsch beurteilt habt?«
Doch genau in dieser Sekunde schwebte Blanche an Bannors Frau vorbei und schlang ihre Arme um eine vor Entsetzen kreidebleiche Beatrix.
28
Beatrix hing verlegen in den Armen ihrer Mutter und wirkte so verwirrt und elend wie ein Fuchs, der mit der Pfote in der Falle festsaß. Blanche sah sie hingebungsvoll lächelnd an, Bannor runzelte die Stirn, und Desmond bedachte Beatrix mit einem Ausdruck, der ihr verriet, dass er sie als Verräterin betrachtete. Willow ihrerseits verfolgte alles durch den Schleier eines Schocks.
Dieser Schleier löste sich nicht eher, als bis ihr Papa unbeholfen, den schwachen Arm an seine Brust gepresst, ebenfalls aus der Kutsche kletterte.
»Papa?«, flüsterte sie erstickt und trat unwillkürlich auf ihn zu.
Er wandte sich ihr zu und lächelte sie strahlend an. Ehe Willow jedoch einen weiteren Schritt in seine Richtung machen konnte, stieg auch Stefan aus dem unansehnlichen Gefährt. Sie beide erstarrten, als Stefan an Sir Rufus vorbeistolzierte, Willow bei den Schultern packte und ihr einen wenig brüderlichen Kuss auf die Lippen drückte.
Er hielt sie auf Armeslänge von sich fort und musterte sie gespielt sorgenvoll. »Sei nicht länger traurig, weil dieser herzlose Kerl beschlossen hat, dich zu verstoßen, meine liebe Schwester«, dröhnte er. »Solange ich Herr von Bedlington bin«, erklärte er, ohne auf das empörte Schnauben seines Stiefvaters zu achten, »wirst du dort immer ein Zuhause haben.« Er drückte seine Lippen an ihre Schläfe und senkte seine Stimme auf ein heiseres, nur für sie bestimmtes Flüstern herab. »Und natürlich auch ein Bett.«
Ehe Willow sich den besitzergreifenden Händen ihres Stiefbruders entziehen konnte, kam der herzlose Schurke, die Hand an seinem Schwert und ein mörderisches Blitzen in den Augen, auf Stefan zumaschiert. Als sich Blanche gewandt zwischen die beiden Männer schob, gelang Beatrix die Flucht hinter den Rücken von Willow, während Stefan, wenn auch mit triumphierendem Grinsen, Willow losließ.
»Ich verlange eine Erklärung, Frau!«, donnerte Bannor, wobei er immer noch Stefan anstarrte. »Was hat das alles zu bedeuten?«
Blanche raffte ihren pelzgesäumten Umhang und versank in einem tiefen Knicks. »Ah, Ihr müsst Lord Bannor sein.
Erlaubt mir, mich vorzustellen. Ich bin Blanche von Bedlington.«
»Verdammt, ich weiß genau, wer Ihr seid.« Bannor zeigte mit einem Finger auf Beatrix, die kreidebleich und mit riesigen Augen furchtsam über die rechte Schulter von Willow lugte. »Ich will wissen, wer dieses Mädchen ist.«
Blanche musterte ihn verwundert, doch sofort hatte sie sich wieder in der Gewalt und klimperte Bannor mit einem verführerischen Augenaufschlag an. »Sicher erlaubt Ihr Euch einen Scherz mit mir, Mylord. Sie ist meine Tochter und Eure Verlobte, oder etwa nicht?«
Sir Rufus rang nach Luft, aber Bannor war zu verblüfft, um auf diese Feststellung auch nur zu antworten.
Blanche streifte Willow mit einem mitleidigen Lippenkräuseln. »Ich muss gestehen, dass es mich nicht sonderlich überrascht hat zu erfahren, dass Willow einfach nicht die Richtige für
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