Rebellin der Liebe
hast du gesagt, Junge?«
»Ich habe gesagt, immer.« Desmond sah ihn mit engelsgleichem Lächeln an.
Ehe Bannor ihn wegen seiner Frechheit zur Rechenschaft ziehen konnte, schmetterte plötzlich das Horn des Wachposten, die Ketten der Zugbrücke wurden rasselnd ausgefahren, knirschend senkte sich das Holz, und das musikalische Klirren von Zaumzeug und das rhythmische Donnern von Pferdehufen kündigten die endgültige Ankunft der Kutsche an.
Um seine Truppe nicht im Stich zu lassen, reihte sich Bannor zwischen Hammish und Mary ein. Als die herbeigeeilten Ritter zurücktraten und die Kutsche im Hof zum Stehen kam, zupfte er an seinem Wams und strich sich zur Beruhigung über den nicht mehr existenten Bart. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, ständig glatt rasiert zu sein, aber angesichts der Tatsache, dass sein Bart, sobald er in die Nähe seiner Kinder kam, regelmäßig Feuer fing, hatte er beschlossen, dass es so das Beste war.
Als Fiona merkte, wie nervös er mit den Händen fuchtelte, drückte sie ihm das jüngste Baby in den Arm. Bannor hätte nicht entsetzter sein können, hätte sie ihm einen abgetrennten Kopf gereicht. Er hielt das glucksende Wesen auf Armeslänge von sich fort. Aber als es zu zappeln begann, streckte er es sich entschlossen unter den Arm, als wäre es nichts weiter als eine der getrockneten Schweinsblasen, mit denen seine Männer in ihrer Freizeit auf dem Hof spielten.
Resigniert rückte Fiona das Bündel in seiner Armbeuge zurecht. »Macht Euch keine Sorgen, Mylord«, flüsterte sie, während sie sich auf Zehenspitzen stellte und ihm aufmunternd in die Wange kniff. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Frau einem prachtvollen Mannsbild mit einem Baby im Arm auch nur länger als eine Sekunde widerstehen kann.«
Bannor öffnete den Mund, um zu antworten, das Letzte, was er brauchte, wäre eine solche Frau, aber es war bereits zu spät.
Ein eifriger junger Ritter stürzte los und riss die Tür der Kutsche auf, sodass ein schlanker, in Hirschleder gekleideter Fuß zum Vorschein kam.
4
Als die Kutschentür geöffnet wurde, sah Willow Sir Hollis zögernd an.
Der Ritter lehnte sich zurück. »Vielleicht hätte ich doch nicht die ganze Hammelkeule essen sollen, meine Liebe. Am besten geht Ihr vor. Ich komme sofort hinterher.«
Willow atmete tief ein, ehe sie eins ihrer Beine auf den Boden schwang. Es würde sich nicht gut machen, wenn sie ihrem Gatten wie ein Mehlsack vor die Füße plumpste. Dankbar für die schützende Kapuze ihres Umhangs blickte sie stur auf den Boden, als sie aus dem Wagen stieg. Sie schwor sich, nicht zusammenzuzucken, egal wie deformiert oder hässlich ihr Gatte auch immer sein mochte.
Erst als sie sicher auf beiden Füßen stand, hob sie den Kopf. Höher. Und noch höher.
Bis sie das Gesicht ihres Prinzen sah.
Willow rang nach Luft. Bestimmt war auch das hier nur ein Traum. Süß und verführerisch wie nie ein Traum zuvor.
Die Gestalt, der sie sich plötzlich gegenübersah, hätte sie nie auch nur erfinden können. Nie hätte sie an die schmalen Linien um seinen Mund oder an die Andeutung des Schattens eines Barts an seinem Kinn, nie an die ausgeprägten Brauen, nie an die von der Sonne getönte goldfarbene Haut gedacht. Sein bis auf die Schultern fallendes, seidiges dunkles Haar war von wenigen silbrigen Fäden durchwirkt, in den Tiefen seiner dunkelblauen Augen blitzten Klugheit und Humor, und durch das winzige Grübchen in seiner rechten Wange wurde der sinnlich süße Schwung der vollen Lippen vorteilhaft betont.
Anders als in ihren Träumen war er breit und muskulös. Das feste Kinn verriet, dass er sich garantiert nicht mit einem scheuen Kuss zufrieden gab, sondern alles verlangen würde, was sie geben konnte, dachte sie.
Dies also war ihr Mann.
Verlegen senkte sie erneut den Blick, und erst jetzt bemerkte sie, dass er etwas in den Armen hielt. Vielleicht ein Geschenk? Zweifellos irgendeinen kostbaren Schatz als Zeichen seiner unerschütterlichen Zuneigung.
Willow setzte die Kapuze ab, legte den Kopf in den Nacken und lächelte ihn an.
Als Bannor auf die verhüllte Schönheit blickte, die seine Gattin war, wurde sein Verlangen einzig von einem Wunsch getrübt.
Dem Wunsch, Hollis an die Gurgel zu gehen.
Wären seine Hände nicht bereits anderweitig beschäftigt gewesen, wäre er sicher an der Frau vorbeigestürzt, hätte den Feigling beim Kragen gepackt und aus dem Gefährt gezerrt. So jedoch starrte er sein Gegenüber in sprachlosem
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