Rebellin der Liebe
er mit einer gewissen Dankbarkeit. Der Junge hatte all seine Versuche, ihn in die verzweifelte Belustigung einzubeziehen, mit Missachtung gestraft. Bannor hatte mehr als einmal den Kopf gehoben und gesehen, dass er, seine Krähe auf der Schulter, auf der Brustwehr hockte und wie ein griesgrämiger Wasserspeier versteinert auf sie herabblickte.
Und Willow hatte sich noch rarer gemacht. Bannor hatte sie während des gesamten endlosen Tages nur einmal flüchtig von weitem gesehen. Ehe er ihr jedoch hatte nachlaufen können, hatten sich die Zwillinge an seine Arme gehängt, und Mary Margaret hatte einen weiteren Befehl zum Spielen gekräht.
Er gähnte, als er endlich das obere Ende der Treppe erreichte. Glücklicherweise war es nicht mehr weit zu seinem Bett. Obgleich die Kälte sicher Gift für seine schmerzenden Knochen war, würde er sich nicht die Mühe machen, ein Feuer zu entfachen. Kälte hatte ihm noch nie etwas ausgemacht. Dafür hatte er zu viele Nächte auf dem gefrorenen Boden in irgendeinem Dickicht in einem der Wälder Frankreichs zugebracht und war morgens in eine Schneedecke gehüllt aufgewacht.
Unter Auferbietung seiner letzten Kräfte öffnete er seine Zimmertür.
Das würzige Aroma von brennendem Holz überraschte ihn ebenso wie das gemütliche Prasseln der Flammen im Kamin. Sofort wurde er in einen unsichtbaren Umhang aus Wärme gehüllt, und der eisige Atem des Windes heulte vergeblich hinter den mit dicken, burgunderroten Samtvorhängen verstecken Holzläden.
Vor dem Kamin lag eine Decke aus Wolfspelz, der Boden war mit Winterbohnenkraut und frischer Minze bestreut, und auf dem Tisch lag außer seinem Schachbrett, auf dem jemand die handgeschnitzten Soldaten in militärischer Präzision nebeneinander aufgereiht hatte, nur noch eine ordentlich zusammengebundene Pergamentrolle. Das Loch, das seine Kinder in die Wand geschlagen hatten, war hinter einem goldroten Wandteppich versteckt, auf dem ein sich vor seiner Braut verneigender Ritter abgebildet war.
Bannor rieb sich die müden Augen und fragte sich, ob er sich in seiner Erschöpfung vielleicht die falsche Wendel-treppe hinaufgeschleppt hatte. Aber nein. Die ordentlich an der Wand neben der Tür aufgereihte Waffensammlung war eindeutig seine eigene. Geistesabwesend strich er mit den Fingern über die Klinge des breiten Schwerts, das ihm der König nach seiner triumphalen Rückkehr aus der Gefangenschaft in Calais überreicht hatte.
Ein leises Knarren lenkte seinen Blick in Richtung des Eichenbetts, das anstelle seiner Strohmatratze unter dem Fenster stand. Auf der dicken, gefederten Matratze waren warme Decken ausgebreitet, aus deren Tiefen eine Frau in einem mit Nerz gesäumten dunkelgrünen Samtkleid auftauchte. Eine Frau, deren kurze Locken und schüchternes Lächeln ihrem herzförmigen Gesicht einen mädchenhaften Charme verliehen, dem zu widerstehen vollkommen unmöglich war.
Als sie sich ihm behutsam näherte, griff Bannor ohne zu zögern nach dem riesigen Schwert, richtete seine Spitze auf ihr Herz und knurrte: »Keinen Schritt weiter, Mylady, oder ich durchbohre Euch.«
18
Nicht sicher, ob sie lachen oder eins seiner Schilde von der Wand reißen sollte, um sich zu schützen, starrte Willow ihn ungläubig an. Das wilde Glitzern seiner Augen wirkte noch gefährlicher als seine grimmige Entschlossenheit.
Zögernd machte sie erneut einen Schritt auf ihn zu. Bannor zuckte einen Schritt zurück, als reiche selbst der Meter eisigen Stahls, der zwischen seiner Hand und ihrem Herzen lag, zu seiner Verteidigung nicht aus.
»Habt Ihr unseren Waffenstillstand beendet, Mylord?«,
fragte sie leise, während sie sich ihm unerschrocken weiter näherte.
»Nein, das habt Ihr getan«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen knurrend heraus. »Und zwar durch diesen teuflischen Hinterhalt.«
Sie machte einen dritten Schritt und legte kühn ihre Fingerspitzen auf die Spitze seines Schwerts. »Ganz im Gegenteil. Ich bin hierher gekommen, um meine Waffen niederzulegen«, antwortete sie. »Weshalb tut Ihr das nicht auch?«
Bannor starrte sie unter seinen dichten Wimpern misstrauisch an, während sie ihre Finger über die blitzende Klinge bis zu seiner geballten Faust hinuntergleiten ließ. Ohne den heißen Hauch seines Atems in ihrem Haar hätte sie geschworen, dass er aus demselben unnachgiebigen Stahl geschmiedet war. Doch seine verkrampften Finger lösten sich und ließen zu, dass sie ihn mit überraschender Leichtigkeit entwaffnete.
Ehe
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