Rebellin der Liebe
ohne ihn immer noch ein mittelloser Waffenträger und gezwungen wäre, mich in den Dienst des Meistbietenden zu stellen? Alles, was ich habe, alles, was du hast, ist meine Belohnung dafür, dass ich ihm stets treu gedient habe - mein Titel, diese Burg, das Essen in deinem Bauch, das Land unter deinen Füßen. Nun, sogar deine Mutter war ein Geschenk von ihm! Ein Bastard wie ich hätte niemals das Recht gehabt, auch nur den Saum von Marys Umhang zu berühren, ohne dass ihm zuvor der König seinen Segen gibt. So sehr es dich auch stören mag, bin ich ihm etwas schuldig. Ich hatte also keine andere Wahl, als mich während des Krieges auf seine Seite zu stellen.«
»Es besteht keine Notwendigkeit für dich so zu tun, als ob es ein großes Opfer für dich gewesen wäre.« Desmond schnaubte wütend. »Wir alle haben das Blitzen in deinen Augen gesehen, wenn du endlich wieder in die Schlacht ziehen konntest. Sowohl meine Mutter als auch Lady Margaret haben nach deinem Fortgehen tagelang geweint, aber ich bezweifle, dass du, wenn du erst wieder bei deinen Männern warst, überhaupt jemals auch nur einen Gedanken an sie oder uns verschwendet hast.«
Die Vorwürfe des Jungen trafen Bannor tief. Tiefer als bisher jeder Hieb aus Feindeshand, und am liebsten hätte er den Jungen aus reiner Notwehr attackiert. Stattdessen stapfte er einmal quer durch den ganzen Stall, ehe er wieder zu Desmond zurückkam. »Der Krieg war alles, was ich kannte. Das Einzige, worin ich je ein Meister war. Ich habe all die Jahre für euch alle an der Seite des Königs gekämpft - um dem Namen Elsinore Ehre und Ruhm zu verleihen, um euch stolz zu machen auf das, was euer Vater ist.«
Der Junge bedachte ihn mit einem resignierten Blick, der ihn um Jahre älter scheinen ließ. »War es unser Stolz, der dich auf dem Schlachtfeld zurückgehalten hat, Vater? Oder vielleicht dein eigener?«
Bannors Magen zog sich zusammen, als ihm klar wurde, dass all die ruhmreichen Siege, die er erlangt hatte, diesem Jungen, der ohne Vater aufgewachsen war, nicht das Geringste bedeuteten. Eher hätte er sich in sein eigenes Schwert gestürzt, als je einen der Männer unter seinem Kommando im Stich zu lassen. Aber seine Kinder hatte er im Stich gelassen. All seine Vorstellungen von Ehre und Pflicht und Treue gegenüber seinem König erschienen ihm plötzlich ebenso leer wie Desmonds Augen.
Er kehrte seinem Sohn den Rücken zu, als er erkannte, dass dies die erste wahre Niederlage seines Lebens war. »Es scheint, als hätte ich dir schlimmes Unrecht zugefügt. Du wolltest einen Vater, und ich habe dir stattdessen einen Helden geboten, sodass ich am Ende in deinen Augen sicher keins von beidem war.«
Als Desmond ihm antwortete, klang seine Stimme seltsam distanziert. »Einmal bin ich fortgelaufen, als ich noch ein kleiner Junge war. Nachdem Mama gestorben war. Ich habe eins der Schwerter genommen, die du bei deinem letzten Besuch zurückgelassen hattest. Es war beinahe doppelt so groß wie ich, aber trotzdem habe ich es bis zur Grenze von Elsinore geschleppt. Ich habe so lange für den Weg gebraucht, dass ich dachte, ich wäre sicher schon in Frankreich. Als einer der Dorfbewohner mich fand, habe ich versucht, das Schwert zu heben, und ihm erklärt, er solle mir aus dem Weg gehen, denn ich wäre der Sohn von Lord Bannor, dem Verwegenen, und ich wollte zu meinem Papa in die Schlacht.«
Bannor drehte sich langsam zu ihm um. »Und was hat er daraufhin getan?«
Desmond zuckte mit den Schultern. »Er nahm mir das Schwert ab, warf mich über seine Schulter und trug mich geradewegs zu Fiona zurück. Den ganzen Weg über habe ich um mich getreten und wie am Spieß gebrüllt.«
»Ich kann nicht sagen, dass mich das besonders überrascht.« Bannors reumütiges Lachen erstarb in seiner Kehle, als er die Tränen in den Augen seines Sohnes sah.
»Du warst mein Held«, flüsterte Desmond mit erstickter Stimme. »Ich wollte unbedingt so sein wie du.«
Mit zwei Schritten hatte Bannor seinen Sohn erreicht und zog ihn an seine Brust. »Eines Tages wirst du sicher ein hervorragender Krieger sein, und ein wesentlich besserer Vater, als ich es je gewesen bin. Und außerdem wirst du einmal Herr über diese Burg. Aber jetzt noch nicht. Jetzt brauchst du nichts anderes als mein Sohn zu sein.« Er strich dem Jungen über das kastanienbraune Haar. »Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als deine Mutter dich mir zum ersten Mal in den Arm gelegt hat. Sie war so stolz darauf, mir einen Sohn
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