Rebellin der Liebe
sich mir irgendjemand widersetzt, dann lasse ich ihn in den Kerker werfen, bis er auf Knien angekrochen kommt und um Gnade fleht.«
Desmond plapperte immer weiter, ohne zu merken, dass die Augen seiner Zuhörer immer größer und größer wurden, bis schließlich ein drohender Schatten auf ihn fiel. Er wirbelte herum und merkte, dass sein Vater, gefolgt von einem Dutzend grimmiger Krieger, hinter ihm stand. Während die Pagen hastig auf die Füße stolperten, fielen ihm die Würfel aus der Hand. Auch wenn er der nach oben weisenden Punktezahl zufolge eindeutig der Gewinner war, wusste Desmond, dass der Anschein trog.
Die Faust seines Vaters umfasste unsanft seine Tunika, und als Bannor ihn auf Augenhöhe zog, baumelten seine Füße mehrere Zentimeter über dem Boden.
Bannors Mund wurde von einem so diabolischen Lächeln umspielt, dass Desmond vor Furcht mit den Zähnen zu klappern begann. »Es tut mir wirklich Leid, all deine großartigen Pläne zerstören zu müssen, Junge, aber noch bist nicht du, sondern ich der Herr über die Burg.«
Als Desmond zu zappeln begann, warf Bannor ihn sich einfach über die Schulter und marschierte zurück über den Hof. Desmond sah sich verzweifelt nach einem Verbündeten zwischen den Zuschauern um, und schließlich machte er Willow aus.
»Willow!«, brüllte er, während er wild um sich trat. »Rette mich, Willow! Vater ist vollkommen übergeschnappt. Er führt sich auf wie ein Berserker! Bitte lass nicht zu, dass er mir den Kopf abreißt!«
Willow konnte ein amüsiertes Lächeln nicht ganz verbergen, als sie erwiderte: »Vor noch gar nicht langer Zeit hast du ihn angefleht, dass er dich vor mir retten soll. Scheint, als hättest du seither immer noch nichts dazugelernt.«
Als das Schafott in Sichtweite kam, verstärkte sich Desmonds jämmerliches Geschrei. »Nicht noch mal den Pranger! Ich werde auch nie mehr fluchen, Vater. Das verspreche ich!«
Als Bannor ihn am Pranger vorbeitrug, bedachte Desmond den Galgen mit einem beinahe wehmütigen Blick. Sicher wäre es besser gewesen, gehängt zu werden, als das zu ertragen, was sein Vater mit ihm vorhatte.
Bannor schleppte ihn über den Hof durch die offene Tür der Stallungen. Als sie beide im Inneren des Gebäudes verschwanden, kamen einige der Stallburschen herausgerannt, als hätte der Teufel persönlich sie davongejagt.
Krachend fiel die Tür ins Schloss, und sämtliche Umstehenden erschauderten.
Keil kam mit vor Aufregung blitzenden Augen über den Hof gestürzt, zupfte Willow am Ärmel und fragte: »Hast du das gesehen? Jetzt kriegt er sicher richtig Ärger, meinst du nicht?«
Sie legte einen Arm um seine Schulter, zog ihn eng an sich und schaute zweifelnd in Richtung der Stallungen. »Ja, mein Junge, das befürchte ich auch.«
22
Bannor hievte seinen wild strampelnden Sohn auf einen Ballen frisches Heu. Er fürchtete, der Junge bräche vielleicht aus Furcht vor ihm in Tränen aus, aber Desmond sprang auf die Füße und verbarg das Zittern seiner Unterlippe hinter einem trotzig starren Blick.
Darüber war Bannor mehr als nur erfreut.
»Tja, nun mach schon«, schnauzte Desmond ihn verächtlich an. »Nun mach schon und schlag zu. Wir wissen beide, dass ich es verdient habe.«
»Ich habe durchaus die Absicht, dir den Hintern zu versohlen. Wenn ich es für richtig halte.«
Desmond warf sich rücklings in das Heu und verzog herablassend den Mund. »Und wann wird das sein, wenn ich fragen darf? Wenn du mit dem Training auf dem Turnierplatz fertig bist? Oder wenn du einer von Mary Margarets Puppen den Kopf angenäht hast? Oder wenn du deine Hand unter Willows -«
Mit einer hochgezogenen Braue bedeutete Bannor ihm wortlos, dass es gesünder für ihn wäre, hielte er seine Zunge im Zaum.
Desmond schob sich einen Strohhalm zwischen die Zähne und guckte uninteressiert in die Luft.
»Wie versessen du auf eine Tracht Prügel bist, war mir bisher nicht klar.« Bannor kreuzte die Arme vor der Brust.
Desmond zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, du wärst derjenige, der es am liebsten möglichst schnell hinter sich bringt. Ich bin sicher, du hast wesentlich wichtigere Dinge zu erledigen.« Er senkte seine Stimme auf ein beleidigendes Flüstern herab. »Vielleicht braucht der König ja jemanden, der ihm den Nachttopf leert.«
Jetzt war es um Bannors Beherrschung endgültig geschehen. »Wenn du dich schon ständig über meine Treue dem König gegenüber lustig machst, denkst du gleichzeitig vielleicht auch daran, dass ich
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