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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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Kleides geöffnet hatte. Ihre Anspannung löste sich auf einmal und machte einem Feuer Platz, das aus ihrer Mitte in ihre Gliedmaßen drang. Das trübe Bild vor ihren Augen löste sich auf, und sie drehte sich impulsiv um. Zu schwindlig, um einen Gedanken zu fassen, zog sie seinen Kopf zu sich herab.
    Das Zusammentreffen ihrer Lippen, die sonderbare Glätte der Haut, die exquisite Hitze, die alarmierende Feuchtigkeit, die mehr versprach – Victoria hatte die bittere Süße fast vergessen gehabt, den verschmelzenden Hunger und die Erfüllung, die jeden Sinn elektrisierte. Als ihre Lippen einander trafen, lagen Raeburns reglos an ihren, aber nur für Sekunden. Dann wurden sie hart, gaben und nahmen gleicherma ßen. Seine Arme legten sich um sie, drückten sie fester an sich, hoben sie halb auf Zehenspitzen. Irgendjemand stöhnte – und Victoria erkannte benommen ihre eigene Stimme wieder. Die rauen Kleider quälten ihre Haut, die freigelassen werden und den Balsam eines anderen Körpers spüren wollte.
    Der Stoff engte sie ein, isolierte sie wie ein Kokon aus Seide und Leinen. Sogar als Raeburns Lippen ihren Mund und Hals liebkosten, sogar als er sie noch näher an sich zog, sogar als seine Berührung sie wie eine Hitzewelle überrollte – war sie allein. Allein, wie sie es fünfzehn Jahre lang gewesen war. Nur einmal, für eine Nacht oder auch nur eine Stunde, wollte sie nicht mehr allein sein.
    Näher, näher. Seine Zunge drängte zwischen ihre Lippen. Sie öffnete sie, ließ ihn ein und kostete ihn, während er ihre Zunge erforschte, ihre Schneidezähne, ihren Gaumen. Als er sich zurückzog, folgte sie ihm. Er schmeckte nach Wein und sich selbst, vollmundig und berauschend. Sie hätte ihn auf ewig trinken können, und dann, flüsterte es in einem Winkel ihres Verstandes, wäre sie nie mehr allein.
    Der Kuss endete irgendwann. Victoria lehnte sich mit einem Seufzen zurück und schlug die Augen auf. Der Herzog betrachtete sie. Im Licht der einen Kerze, die er an der Wand entzündet hatte, war sein Gesichtsausdruck unmöglich zu ergründen, doch sein Blick war unzweifelhaft forschend.
    »Sie sind voller Überraschungen«, sagte er mit heiserer, leicht erschöpfter Stimme. »Wären Sie eine Kurtisane, Sie könnten allein mit diesem Kuss ein Vermögen machen.«
    Victoria lachte unsicher, war sich der Arme, die sie umfassten, zu bewusst, der offenen Knöpfe ihres Kleides und vor allem der überwältigenden Begierde, ihn wieder zu küssen. »Ich sollte Ihnen für diese Bemerkung eigentlich einen Klaps versetzen, aber ich verspüre nicht den Wunsch danach.«
    »Das hoffe ich. Aber ich muss mich doch wundern: Wie sehr habe ich dieses Wakefield-Fräulein unterschätzt!« Seine Hände wanderten ihre Rücken hinauf zum nächsten geschlossenen Knopf und öffneten ihn langsam.
    »Nicht mehr als die meisten«, sagte Victoria, und er senkte wieder den Kopf, küsste sie und beendete das Gespräch.
    Diesmal unterbrachen seine Finger ihre Arbeit nicht, sondern wanderten mit wachsender Geschicklichkeit von einem Knopf zum nächsten, ihren ganzen Rücken hinab. Victoria wühlte eine Hand in sein dickes Haar, löste ihre Lippen von seinen und presste sie an seinen Hals, schmeckte ihn und atmete den Duft aus Gewürz und Männlichkeit. Sie tastete mit der freien Hand über sein Jackett – vier Knöpfe und die Weste darunter waren schnell geöffnet.
    Inzwischen hing das Kleid lose an ihr. Nur die Ärmel und die gebauschte Krinoline hinderten es am Herunterrutschen. Rau und kraftvoll schob der Herzog die Hand darunter und zog eine Spur aus Hitze über ihren Rücken, während er ihr das Kleid von den Schultern schob. Sie ließ sich die Arme aus den Ärmeln ziehen, erst den linken, dann den rechten, dann legte sie sie ihm um den Hals, doch als er fertig war, schob er sie auf Armeslänge zurück und betrachtete sie.
    Victoria wusste, dass sie verlegen hätte sein sollen. Das Oberteil hing um ihre Taille, und zwischen ihrem Körper und dem Blick des Herzogs lagen nur noch Korsett und Unterkleid. Doch sie war es nicht. Sie verspürte nicht die leiseste Befangenheit, als Raeburn die Arme vor der Brust verschränkte, sich zurücklehnte und sie langsam studierte. Sein Blick schickte ihr lediglich eine Hitzewelle durch den Körper, den nächsten Anfall von Wahnsinn. Sie wollte für diese eine Nacht verrückt sein, nur dieses eine Mal in vielen Jahren, die zu zählen sie nicht wagte.
    »Also«, wollte sie wissen und begegnete gelassen seinem

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