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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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sagte er.
    Sie lachte, aber es klang hoch und künstlich. »Ich tue das von Zeit zu Zeit, Euer Gnaden, und ich bereue es oft.«
    »Und werden Sie das hier bereuen?« Sie hätte nicht sagen können, ob ihn die bloße Neugier trieb. Oder ob in seiner Stimme ein Anflug von Reue oder sogar schlechtem Gewissen lag.
    Sie schüttelte den Kopf und spreizte die Hände über seiner glatten, straffen Brust. »Meine Seele ist nicht weiß genug, um deswegen Gewissensbisse zu haben.« Die Bitterkeit in ihren Worten war unerwartet, aber aufrichtig.
    Wieder sah er sie fragend an. »Und was genau meinen Sie damit?«
    »Nichts«, sagte sie und presste sich an seine nackte Brust, damit er das Thema fallen ließ.
    Aber er wollte nichts von Ablenkungsmanövern wissen. Er packte sie an den Handgelenken und schob sie weg. »Dafür haben wir noch viele Stunden der Dunkelheit – genug Zeit, sogar für Sie.« Obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte, war sie sicher, dass es zornig war.
    Sie versuchte es erneut. »Euer Gnaden, ich wusste nicht, was ich sage. Eine momentane Torheit. Es hat nichts zu bedeuten. Es gibt nichts zu bereden.«
    Er ließ eine Hand los und streichelte sanft und neckisch die andere, als wolle er ihr versichern, dass er ihren Handel nicht vergessen hatte. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, und war zum ersten Mal für die Dunkelheit dankbar.
    »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir unsere wahre Natur meist in den gedankenlosesten Bemerkungen enthüllen«, sagte er.
    »Dann zweifle ich, das Sie je etwas enthüllen, Euer Gnaden, so geschickt wie Sie mit Worten umgehen.« Ihr Tonfall war nicht vor Trotz so scharf, sondern aus Groll über sein Nachbohren und weil sie ihn ablenken wollte. Aber sie wusste, dass es sinnlos war. Distanziertheit... oh, wo war die Mauer aus Distanziertheit geblieben, die sie immer so wirkungsvoll zwischen sich und die Welt geschoben hatte? Sie war in der Dunkelheit des prächtigen Turmzimmers dahingeschmolzen.
    »Nicht oft und nicht jetzt«, sagte der Raeburn, verfiel in Schweigen und hob fast geistesabwesend ihre Hand an den Mund, um langsam einen nach dem anderen ihre Finger zu küssen. Sie erschauderte. Seine Zunge spielte zwischen ihren Fingern, und seine Lippen gingen selbstvergessen auf Wanderschaft.
    Er wollte sie. Sie sah es jeder gespannten Kontur seines Körpers an, spürte es an seinem lodernden Feuer, das in ihr die Begierde weckte. Sie nutzte ihren Vorteil. »Nicht reden, bitte.« Sie kam näher, bis ihre Körper sich berührten, hob ihm den Kopf entgegen.
    Sie spürte sein Lächeln unter dem Handrücken. »Wir werden für all das noch Zeit haben, das verspreche ich. Von der Dämmerung bis zum Morgengrauen«, sagte er.
    Victoria presste starrsinnig die Lippen zusammen.
    Er schien ihre Widerspenstigkeit geahnt zu haben, denn er seufzte theatralisch. »Müssen Sie so schwierig sein?«
    »Ja«, antwortete sie, ohne zu zögern.
    Er lachte. »Ich hätte nicht fragen sollen.« Er streckte die Hand aus und berührte ihr Gesicht, fuhr die Wange entlang.
    Sie ließ sich in die Berührung fallen, genoss ihre Körperlichkeit. Bleib, wo du bist, sagte sie sich. An seiner Haut, seinen zärtlichen Fingerspitzen. Lass alles andere vergessen sein, nur für heute Nacht. Sie wusste, es war besser, nichts zu sagen. Und wirklich, er fuhr fort.
    »Was ich nicht verstehe, ist, wie man so tapfer und gleichzeitig so ängstlich sein kann. Warum diese Verkleidung, Lady Victoria? Warum die großen Töne? Warum die Fassade?«
    Er schien sie nicht necken zu wollen; seine Stimme war gedämpft und ernst, fast so, als spräche er zu sich selbst. Victoria verkniff sich die naheliegendste Antwort. Aber was konnte sie sagen? Lange Zeit war nur der unablässig auf das Dach prasselnde Regen zu hören und der Wind, der über die Gesimse pfiff. Der Herzog stand vor ihr, entschlossen und dennoch... nicht bedrohlich. Nicht tröstlich zwar, aber auch nicht bedrängend. Er erschien ihr fast vertraut, als hätte sie ihn in einem anderen Zeitalter gekannt, als sei sie in ihm, weit entfernt und verzerrt. Zwei gleiche Seelen in zwei ungleichen Flaschen gefangen. Der Gedanke ließ sie sprechen.
    »Wer, wenn nicht Sie, sollte das verstehen? Ich weiß nichts, das Sie nicht wissen – der Schlüssel steckt da drin.« Sie strich mit den Fingern über seine Stirn. »Sehen Sie nach und sagen Sie es mir. Warum?«
    Raeburn berührte die Hand auf seiner Stirn und zog Victoria an sich.
    »So einfach lasse ich Sie den Ball

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