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Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Rebellin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Rebellin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Joyce
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schlenderte gedankenverloren tiefer in den Garten. Was meinte Mrs. Peasebody damit, der neue Duke sei anders und dass er gefährlich sei? Sicher, wäre sie ein Unschuldslamm gewesen, hätte es nichts Gefährlicheres geben können als einen lüsternen alten Herzog. Sie schüttelte den Kopf. Es ergab keinen Sinn. Nur dass der Raeburn, den sie kannte, gefährlich war . Es war nichts Körperliches, und sie hatte keine Angst, dass er ihr Böses antun würde – wäre dem so gewesen, sie wäre längst wieder auf Rushworth, und ihren Bruder hätte der Teufel holen können.
    Nein, Raeburns Gefährlichkeit war viel subtiler. Wer sonst hätte ihr ihre hässliche Geschichte entlocken können? Wenn das nicht gefährlich war, was dann?
    Sie bog um eine Ecke. Der Weg endete abrupt an einer niedrigen Steinmauer, hinter der der Garten scharf abfiel. Tief unten zogen sich Hecken und Straßen übers Land, und auf dem gegenüberliegenden Hügel erhob sich der geborstene Stumpf eines Turms. Der Turm war so trostlos wie schön. Die Nachmittagssonne zeichnete scharfe Schatten auf die wogende grüne Wiese an seinem Fuß. Victoria war plötzlich klar, dass die Landschaft die Antwort auf eine Frage barg, die sie noch nicht richtig formuliert hatte. Aber je länger sie hinsah, desto unheimlicher erschien sie ihr.
    Victoria stand lange Zeit da und beobachtete eine Schafherde, die in mittlerer Entfernung über eine Weide zog, während ein einsamer Rabe am Himmel kreiste. Dann gab sie es auf und machte sich auf den Rückweg zum Herrenhaus.
    Als sie um die letzte Biegung kam und die Rückseite des Hauses in Sicht war – eine Abfolge aus Barock, Gotik und Romanik -, entdeckte sie an einer der verglasten Flügeltüren in der Nähe des Wegs eine Gestalt. Sie war noch zu weit entfernt, um ein Gesicht ausmachen zu können, aber die Größe und die angespannte Haltung ließen keinen Raum für Zweifel.
    Es war Raeburn, der da im Schatten eines Mauervorsprungs stand. Er beobachtete sie mit unergründlicher Miene, während sie die vier Stufen zur Terrasse hinaufstieg. Sie fragte sich, was er sah, wenn er sie ansah, und ob es ein erfreulicher Anblick war. Aber die wandelbaren haselnussbraunen Tiefen seiner Augen ließen nichts erkennen, und um seine Lippen spielte ein entrücktes Lächeln, das alles bedeuten konnte.
    »Ich hatte mich schon gefragt, ob ich nach Ihnen suchen lassen soll«, rief er, als sie näher kam.
    »Dachten Sie, ich sei weggelaufen?«, erwiderte sie mit unbekümmertem Tonfall. Sie spürte, wie ihr beim Gedanken an die letzte Nacht die Röte in die Wangen stieg. Es erschien ihr unmöglich, dass dieser unterkühlte Gentleman nur wenige Stunden zuvor jeden Zentimeter ihres Körpers geschmeckt hatte.
    Er schnaubte. »Eher, dass Sie sich verlaufen, sich den Hals gebrochen haben oder in einem verzierten Becken ertrunken sind.«
    »Wie Sie sehen, bin ich gesund und munter.« Victoria blieb vor ihm stehen. Sie stand im vollen Sonnenlicht. Die goldene Hitze floss wie Honig um ihren Körper, und sie sog sie ein, bevor sie in die Dunkelheit des Hauses zurückkehren musste.
    »Was sich gut trifft, denn das Mittagessen dürfte jeden Moment serviert werden.« Er reichte ihr den Arm, ohne aus dem Schatten des Hauses zu treten. »Wollen wir?«
    Victoria zögerte. »Müssen wir unbedingt in diesem schrecklichen Speisezimmer essen, wo es hier draußen so schön ist?« Sie kannte die Antwort, doch die Worte hatten sich wie von selbst gesprochen. Es war auch nicht die Frage, um die es eigentlich ging. Das wusste auch der Duke, so wie sein Gesicht sich verdunkelte und sein Kinn sich verhärtete.
    Raeburn wedelte ärgerlich mit der Hand, als verwürfe er die wortlose Frage, die Augen verhangen und die Stirn in Falten gelegt. »Ich esse immer drinnen. Als mein Gast werden Sie das respektieren.« Seine Worte waren scharf, und sein Benehmen war so schroff, dass sie lieber nichts mehr riskierte, sondern schweigend seinen Arm nahm und ihm in die kühlen Tiefen des Hauses folgte.
    Der Diener – der Lakai, korrigierte sich Victoria, weil sie ihn von der gestrigen Kutschfahrt wiedererkannte – wartete wie am ersten Abend im Speisezimmer und rückte erst ihr und dann seinem Herrn den Stuhl zurecht.
    »Ich hätte gedacht, dass Lakaien immer zu zweit auftreten«, sagte sie, während das Dienstmädchen den ersten Gang hereintrug. Wenn Byron sie derart angeiferte, hatte er verdient, dass sie zurückstichelte.
    »Das tun sie auch, genau wie Andrew früher.« Raeburn

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