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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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die Einzigen, die das Anwesen an diesem Vormittag besichtigten. Eintrittskarten wurden gekauft,Führer ausgegeben und dann begann eine helle Frauenstimme zu reden und die anderen Stimmen verstummten.
    »Willkommen in Waverley Hall. Das Anwesen wurde 1683 von Sir John Waverley erbaut und befindet sich bis heute im Besitz der Familie. Ich heiße Sie im Namen der Familie willkommen. Bevor wir mit der Besichtigung beginnen, habe ich noch einige Bitten.«
    Im Folgenden erklärte die junge Frau, niemand dürfe die Gruppe verlassen oder die privaten Räume der Familie betreten, vor allem aber dürfe man nichts anfassen. Klinge verzog das Gesicht. Wenn bei der Besichtigung noch andere Leute dabei waren und die Führerin sie nicht aus den Augen ließ, wie sollte sie dann ungesehen aus Pauls Tasche schlüpfen?
    »Unser Rundgang beginnt hier im großen Saal«, fuhr die Führerin fort. Ihre Schritte entfernten sich, und Pauls Rollstuhl setzte sich in Bewegung. Klinge klammerte sich an Paul fest. »An den Wänden hängen Porträts der Familie Waverley. Über dem Kamin sehen Sie Sir John, an der gegenüberliegenden Wand seine Frau Prudence und seinen erstgeborenen Sohn James. Die anderen Porträts stellen die nachfolgenden Generationen der Familie dar. Alle wurden von führenden Malern ihrer Zeit gemalt.«
    Langsam zogen sie von Bild zu Bild. Plötzlich spürte Klinge, wie Paul überrascht Luft holte und sein Brustkorb sich weitete. »Das ist ein Wrenfield«, sagte er leise. »Kannst du ihn sehen?«
    Vorsichtig spähte sie durch den Spalt der Jacke. Vor ihr hing das Gemälde eines Mannes mit rötlichen Haaren und ernsten grauen Augen. Seine Lippen waren ein wenig nach oben gebogen, doch merkte man sofort, dass das Lächeln nicht echt war und der Mann damit nur innere seelische Qualen überspielte. »Wer ist das?«, flüsterte sie.
    »Philip Waverley«, antwortete Paul hinter vorgehaltener Hand.»Geboren 1798, gestorben 1832. Eine Art Dichter, soviel ich weiß. Aber das ist egal. Sieh dir mal den Hintergrund an.«
    Klinge gehorchte, bemerkte aber nichts Ungewöhnliches. Sie wollte Paul schon fragen, was er gemeint hatte, da fiel ihr Blick auf eine dunkle, schlanke Gestalt, die im Schatten kaum zu sehen war. Die Gestalt hatte … Flügel.
    »Das ist die erste Fee, die Wrenfield gemalt hat«, erklärte Paul leise. »Ab da hat er nur noch Feen gemalt.«
    »Wir haben die Familie jetzt ein wenig kennengelernt«, sagte ihre Führerin. »Wenn Sie mir bitte in den Salon folgen wollen.«
    Sie gingen von einem Zimmer zum anderen, und die Führerin redete ununterbrochen über die Geschichte des Anwesens, seine Architektur und Ausstattung. Klinges Ungeduld wuchs. Sie überlegte schon, ob sie das Haus nicht lieber auf eigene Faust erkunden sollte, da hörte sie die Führerin sagen: »Wir kommen jetzt zur Bibliothek.«
    Klinge hielt sich an Pauls Hemd fest und kletterte aus der Innentasche. Unmittelbar hinter dem offenen Spalt seiner Jacke wartete sie, während die Gruppe langsam durch die Bibliothek ging. Die ersten verließen sie schon wieder, da ließ Paul sich zurückfallen und beugte sich seitlich hinunter, als müsse er etwas an der Bremse des Rads einstellen. »Jetzt«, flüsterte er. Klinge glitt an seiner Hüfte hinunter, drückte sich vom Rahmen des Rollstuhls ab und ließ sich auf den Teppich fallen. Paul drückte ihr noch schnell in einer stummen Geste die Daumen und rollte nach draußen. Klinge blieb allein zurück.
    Sie richtete sich auf und sah sich um. Sie stand in einem freundlichen, hellen Zimmer, dessen Wände hinter Bücherregalen und -schränken verschwanden. Ein exotischer Teppich bedeckte den Boden. In der Mitte des Zimmers stand ein ovales, von Ledersesseln umgebenes Tischchen mit einer gewaltigen Porzellanvase.Irgendwo in dieser Pracht war Heides Tagebuch versteckt, dachte Klinge. Nur wo?
    Es war naheliegend, die Suche in den Bücherregalen zu beginnen. Sie flog zum obersten Brett des ersten Regals hinauf, strich mit den Händen über die Buchrücken und überflog die Titel. Ich bin da, flehte sie stumm. Heide schickt mich. Wo bist du?
    Jeder knarrende Schritt und jede Stimme in der Ferne schreckte sie auf, und sie blickte immer wieder zur Tür, bereit, sich sofort zu verstecken, sollte jemand das Zimmer betreten. Lautlos huschte sie von Bücherreihe zu Bücherreihe. Sie hatte schon die Bücher dreier voller Regale durchkämmt und gerade mit dem vierten angefangen, da fuhren ihr plötzlich stechende Schmerzen durch die

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