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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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schnell!«
    Pechnelke riss sich von ihr los, sprang auf und stürzte sich auf Malve. »Du!«, zischte sie. »Du gieriges Miststück und elende Diebin! Ich weiß, was du aus dem Archiv geklaut hast, als du glaubtest, ich würde nicht hinsehen!«
    Malves gerötete Wangen wurden bleich wie Teig. Stolpernd wich sie zurück, drehte sich um und rannte weg. Klinge nutzte die Ablenkung und zog Pechnelke rasch das Bein unter dem Leib weg. Pechnelke stürzte zu Boden. Klinge setzte sich auf ihren Rücken und suchte in ihrer Gürteltasche nach etwas, womit sie sie fesseln konnte.
    Pechnelke zappelte und strampelte wie verrückt, aber sie war kleiner als Klinge und bei Weitem nicht so stark. Ihre Kräfte erlahmten schon bald, und sie blieb bewegungslos liegen. Klinge fesselte ihr mit einer Schnur Hände und Füße und wollte gerade aufstehen und sie sich über die Schulter legen, da eilte Baldriana auf sie zu.
    »Da bist du ja!«, sagte Klinge. Sie stieg von Pechnelke herunter, trat zur Seite und überließ der Heilerin das Feld. »Sie ist auf mich losgegangen …« Baldriana hob die Hand.
    »Ich will sie mir zuerst ansehen«, sagte sie. Sie legte den Arm um Pechnelke und drehte sie auf den Rücken.
    Sofort begann Pechnelke wieder, um sich zu schlagen und zu schreien. »Ich weiß, wer du bist! Ich habe in den Unterlagen nachgesehen! Du bist keine von uns! Du hast keine Mutter und bist ein untergeschobenes Kind!«
    Baldriana erstarrte. Dann sagte sie leise zu Klinge: »Gut, dass du mich gerufen hast.« Sie griff in die Tasche ihrer Schürze und holte ein kleines Fläschchen heraus, das sie Pechnelke an die Lippen drückte. Die Bibliothekarin spuckte aus und drehte den Kopfzur Seite. Doch im nächsten Augenblick wurden ihre Augen glasig und sie erschlaffte.
    »Jetzt können wir sie in ihr Zimmer zurückbringen«, sagte Baldriana.
     
    »Ich habe geglaubt, nein gehofft, wir seien damit durch«, sagte die Heilerin. Sie legten Pechnelke auf ihr Bett. Baldriana strich ihr die Haare aus der Stirn und ließ die Hand darauf liegen. »Noch kein Fieber, es wird aber kommen.«
    »Sie hat die Schweigekrankheit, nicht wahr?«, fragte Klinge.
    Baldriana ging zum Fenster, öffnete die Läden und ließ die Nachmittagsluft herein. »Ja«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    »Und wenn Pechnelke sie bekommen konnte, dann …« Klinge schloss fröstelnd die Augen. »Sie befällt nicht nur die Alten. Keine von uns ist davor sicher.«
    Baldriana schwieg.
    »Man muss doch etwas dagegen tun können. Ich weiß, dass man sie nicht heilen kann, aber vielleicht doch wenigstens verlangsamen, oder …«
    »Die erste Fee, die daran starb, war meine eigene Pflegemutter Lavendel«, sagte Baldriana. »Die Königin und ich, wir taten alles, um sie zu retten. Wir versuchten es mit Tees und anderen Tränken, Breiumschlägen, Salben und Heilzaubern bei Mondlicht. Lavendel starb trotzdem.«
    »Lavendel?«, fragte Klinge. »Aber wenn sie dich aufgezogen hat, warum … warum meinte Pechnelke dann, du hättest keine Mutter?«
    Baldrianas Miene verriet keine Regung. »Es ist von jeher die Pflicht der Heilerin, jeden Todesfall des Eichenvolks zusammen mit seinen Umständen zu notieren«, sagte sie. »Eine Fee namens Baldriana taucht nirgends auf. Offenbar bin ich die erste Feedieses Namens in der Geschichte der Eiche – als hätte ich keine Eimutter gehabt.«
    Ein untergeschobenes Kind. »Du kommst von draußen«, flüsterte Klinge. Plötzlich begriff sie alles. Baldriana war ein geraubtes Menschenkind, das man in eine Fee verwandelt hatte, um die Bevölkerung der Eiche zu vergrößern. Es war die einzige logische Erklärung.
    Baldriana nickte. »Ich glaube ja. Aber ich war nicht die Erste.«
    Klinge sank auf das Fußende von Pechnelkes Bett. Waren Heide und andere Feen in die Welt der Menschen aufgebrochen, um deren Kinder zu rauben? So schrecklich es klang, es leuchtete ein. Denn wenn die Eichenfeen keine Möglichkeit fanden, sich zu vermehren, waren sie vom Aussterben bedroht. Vielleicht war Jasmins Rückkehr zur Eiche deshalb eine solche Enttäuschung gewesen: Sie hatte ein Kind rauben sollen, doch es war ihr nicht gelungen.
    Aber das durfte man nicht, es war falsch. Sich von Ideen der Menschen anregen zu lassen war das eine, aber ihnen ihre Kinder wegzunehmen? Was konnte eine Fee einer Menschenfamilie geben, um diesen Verlust wettzumachen? Und wie hatte die freundliche, liebenswerte Heide sich so auf ihre Reise freuen können, wenn sie einem so schlimmen Zweck

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