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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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diente?
    »Verbrannt …«, ertönte hinter ihr ein heiseres Flüstern. Klinge drehte sich um. Pechnelkes Lider zuckten, und ihre Augen gingen auf. Sie blickte nicht mehr wütend, sondern nur noch traurig. »Ich wollte sie noch retten … aber ich konnte es nicht mehr.«
    »Ich weiß«, sagte Klinge. Sie rückte näher zu Pechnelke und nahm ihre Hand. Baldriana zog die Brauen hoch, schwieg aber. »Es tut mir leid, Pechnelke. Du hattest recht – ich bin schuld daran, dass die Königin sie verbrannt hat. Ich kann verstehen, dass du mich dafür hasst.«
    Pechnelke schüttelte den Kopf und schloss die Augen, als hätte schon diese kleine Bewegung sie erschöpft. »Nein«, murmelte sie. »Nur … als du die Bücher gelesen hattest, wollte ich unbedingt mit dir darüber sprechen, aber ich traute mich nicht. Ich hoffte, du würdest selber davon anfangen und sagen …« Sie verstummte mit einem Seufzer.
    »Was sagen?«, fragte Klinge und beugte sich über sie, um sie besser zu hören.
    »Dass du sie genauso verstehst wie ich. Dass du sie auch so wichtig findest.« Pechnelke öffnete wieder die Augen und starrte blicklos zur Decke. »Aber dann verbrannte die Königin sie, und du warst verschwunden, und bei deiner Rückkehr … schienen die Bücher dich nicht mehr zu interessieren. Stattdessen hast du nach Büchern über andere Themen gefragt … Da wusste ich, dass ich mir falsche Hoffnungen gemacht hatte, dass niemand …« Sie schluckte mühsam. »Dass niemand außer mir an die Menschen glaubte und sich für sie interessierte.«
    Klinge richtete sich erschrocken auf. Sie hatte Angst gehabt, mit Pechnelke über die Menschen zu sprechen, weil sie nicht wusste, ob die Bibliothekarin sie falsch verstehen oder gar verraten würde. Jetzt wusste sie, dass sie sich geirrt hatte. Sie hätte sich Pechnelke von Anfang an anvertrauen sollen. Doch nun war es zu spät.
    Wenigstens konnte sie sich in den wenigen Augenblicken, bevor die Schweigekrankheit Pechnelke vollends verwirrte, noch mit ihr unterhalten. Das war sie ihr schuldig, und vielleicht konnte sie Pechnelke damit ein wenig trösten. »Kannst du mir einen Gefallen tun, Baldriana?«, fragte sie über die Schulter. »Geh in mein Zimmer und bitte Winka, noch etwas länger auf Linde aufzupassen.«
    Sie hatte eine sehr menschlich klingende Bitte ausgesprochen, fiel ihr verspätet ein, und Baldriana nicht den üblichen Tauschhandelangeboten. Doch Baldriana schimpfte nicht und wirkte nicht einmal überrascht. Sie ging stumm nach draußen und schloss die Tür leise hinter sich.
    Klinge wandte sich wieder an Pechnelke. »Hör mir zu«, sagte sie leise. »Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte von einem alten Tagebuch und einer Schneiderin namens Heide …«

 
    SIEBZEHN
     
    »Und an dieser Stelle endet Heides erstes Tagebuch«, schloss sie. Sie hatte sich dicht über die bewegungslos daliegende Pechnelke gebeugt, damit diese sie auch wirklich verstand. »Aber es gibt noch ein zweites. Sobald ich es gelesen habe, komme ich wieder und erzähle dir davon …«
    Sie brach ab. Ihre Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. Pechnelkes Mund hing offen, ihre Augen waren geschlossen, und ihre Hand löste sich von Klinges Hand und fiel schlaff wie ein toter Vogel auf die Matratze.
    »Sie kann dich jetzt nicht hören«, sagte Baldriana leise und zog die Decke über Pechnelkes Schultern. »Ich kümmere mich um sie. Du hast getan, was du konntest.«
    Klinge fühlte einen dumpfen Schmerz unter den Rippen, als hätte sie einen Knochen verschluckt. »Aber nicht genug«, sagte sie bitter und ging.
     
    »Baldriana ist was ?« , fragte Winka.
    »Ein untergeschobenes Kind«, sagte Klinge müde. Sie nahm Winka Linde ab und setzte sich mit ihr auf das Sofa. »Sie wurde als Mensch geboren, geraubt und in eine Fee verwandelt. Oder wenigstens glauben wir, dass es so war.«
    Winka setzte sich neben sie.
    »Und Pechnelke hat die Schweigekrankheit … Ich kann esnicht glauben. Sie ist nicht einmal die Älteste von uns, jünger als Dorna. Wie kann das sein?«
    Darauf gab es keine Antwort, und Klinge versuchte gar nicht erst, sich eine auszudenken. Stumm saßen sie eine Weile nebeneinander. »Hoffentlich findest du morgen Heides Tagebuch«, sagte Winka schließlich leise. »Aber auch wenn du es nicht findest, bin ich froh, wenn du wieder wohlbehalten zurückkommst.« Sie blickte wie verlegen zur Seite. »Ich weiß ja, du bist es gewöhnt, mit Gefahren umzugehen, aber … ich mache mir einfach Sorgen.«
    Klein und

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