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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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er sehr nett.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und er hat diese unglaublichen Augen, die ständig ihre Farbe zu verändern scheinen.«
    Was sollte das heißen? Dass ich ihn mir schnappen sollte? Ich beschloss, nicht weiter auf das Thema einzugehen, und verzog mich in mein Büro. Es wurde Zeit, dass ich mich endlich an meine Arbeit machte. Bevor ich jedoch loslegte, rief ich Deputy Wilkins an, um mich zu erkundigen, ob seine Männer etwas gefunden hätten. Die Antwort war ernüchternd: Weder auf dem Friedhof noch in den Straßen war ihnen etwas Verdächtiges aufgefallen, sie waren jedoch angehalten, weiterhin die Augen offen zu halten. Nachdem ich das Gespräch mit dem Deputy beendet hatte, rief ich bei Dr. Fiedler an, um mit ihm über meine anderen Probleme zu sprechen. Seine Assistentin teilte mir mit, dass er derzeit im OP sei, ich ihm aber eine Nachricht hinterlassen könne, er würde mich dann zurückrufen. Ich lehnte dankend ab, erklärte ihr, dass ich es einfach morgen noch einmal versuchen würde, und legte auf. Welche Nachricht hätte ich ihm denn hinterlassen sollen? Dass ich Geister sah und Stimmen hörte, nämlich die von meinem Kater?
    Außerdem wollte ich aus irgendeinem Grund, den ich mir selbst nicht erklären konnte, dass die Entscheidung, ob und wann ich noch einmal anrief, mir überlassen blieb.
    Den Nachmittag verbrachte ich mit meiner Arbeit. Nachdem ich mich erst einmal eine Weile in meineUnterlagen vertieft hatte, gelang es mir tatsächlich, mich darauf zu konzentrieren. Der Rest des Tages verlief dann so normal und gewöhnlich, dass ich allmählich das Gefühl bekam, mein Leben könne wieder so werden, wie es vor dem Unfall gewesen war.

9
    N ach Feierabend ging ich zu Fuß nach Hause und stellte erleichtert fest, dass ich den Weg am Friedhof vorbei nicht mehr ganz so bedrückend fand wie am Morgen. Auch zuckte ich nicht mehr beim Anblick jedes silbernen Wagens zusammen. Ob es daran lag, dass mein Gehirn die Geschehnisse allmählich verarbeitete, oder ob ich mich sicherer fühlte, seit ich wusste, dass mein Retter im Pfarrhaus wohnte, vermochte ich nicht zu sagen. Offen gestanden war es mir auch egal. Hauptsache, ich fühlte mich besser.
    Daheim angekommen warf ich meine Handtasche auf die Kommode im Flur, zog mir etwas Bequemes an und ging in die Küche, um mir was zum Abendessen zu kochen. Ich setzte Nudelwasser auf, und während ich darauf wartete, dass es zu brodeln begann, kümmerte ich mich um Popcorns Futter. Der Kater ließ nicht lange auf sich warten. Als hätte er einen eingebauten Sensor für die Verwendung des Dosenöffners, klapperte die Katzentür im selben Moment, in dem ich das Futter in den Napf füllte. Dann strich er auch schon um meine Beine, als wolle er sagen: »Her damit!«
    Tatsächlich jedoch sagte er kein Wort.
    Während sich Popcorn seinem Futter zuwandte, kümmerte ich mich um die Tomaten-Sahne-Soße für meineNudeln. Es war ein einfaches, schnelles Essen, ganz nach meinem Geschmack. Leckere, aufwendige Gerichte waren eine tolle Sache – solange ich sie nicht selbst kochen musste. Ich war weder sonderlich begabt noch gefiel es mir, Zeit in der Küche zu vertrödeln, die ich für so viele andere Dinge nutzen konnte. Deshalb beeilte ich mich nach dem Essen auch mit dem Abwasch und verzog mich dann ins Wohnzimmer. Ich hatte mich kaum auf der Couch niedergelassen, als Popcorn auf die Polster sprang und es sich neben mir gemütlich machte. Normalerweise hätte ich ihn hinter den Ohren gekrault und ihm von meinem Arbeitstag erzählt. Jetzt jedoch, da er sprechen konnte, zögerte ich. Mit ihm zu schmusen, schien mir plötzlich eine sehr persönliche Sache zu sein. Als würde ich nicht meinen Kater, sondern einen fremden Mann kraulen. Einen, der mir jederzeit seine Befindlichkeit mitteilen konnte. Die Vorstellung, dass der Kater sich über unser bisheriges Zusammenleben beschweren könnte, verunsicherte mich.
    Ich versuchte, nicht länger darüber nachzudenken, schnappte mir eine Zeitschrift, schlug sie auf – und gleich wieder zu. Dann sah ich Popcorn an. »Weißt du, was mir gestern passiert ist?« Als er nicht antwortete – dem Himmel sei Dank! –, strich ich ihm über das Fell und erzählte ihm von meinen Erlebnissen. Es war beinahe wie immer: Ich sprach über meinen Tag, kraulte ihn hinter den Ohren und er schnurrte. Nur, dass ich plötzlich nicht mehr wollte, dass er die Klappe hielt!
    »Was ist?«, fragte ich, nachdem ich ihm von meiner Begegnung im

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