Rebellion Der Engel
Grünbraun.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte er.
Allmählich begann ich mir wirklich zu wünschen, dass ich jedes Mal einen Dollar bekäme, sobald mich jemand fragte, ob es mir gut ginge oder alles in Ordnung sei. Noch eine Woche und ich wäre reich!
Es wäre meine Gelegenheit gewesen, mich bei ihm zu bedanken, stattdessen starrte ich noch immer in diese faszinierenden Augen. Irgendwo aus der Ferne hörte ich mich sagen: »Woher wissen Sie, wo ich arbeite?«
»Ich habe den Deputy gefragt.« Sein Lächeln wurde breiter, dann hielt er mir die Hand entgegen. »Kyle O’Neil.«
Ich starrte ihn an.
Er runzelte die Stirn. »Und?«
»Was und?«
»Wollen Sie mich noch länger anstarren oder schütteln Sie mir die Hand?«
Da erst wurde mir bewusst, wie unhöflich ich war. Sicher, ich hatte ein paar gute Ausreden dafür – maskierte Verfolger, Schwarze Engel und all den anderen Kram, der mir zugestoßen war –, doch dieser Mann hatte mir geholfen. Es gab keinen Grund, unfreundlich zu sein. »EntschuldigenSie, ich bin wohl noch ein wenig durch den Wind. Rachel Underwood, aber das wissen Sie ja bereits.« Ich zwang mich zu einem Lächeln und schüttelte seine Hand, gab sie jedoch schnell wieder frei. »Was Ihre Frage betrifft: Es geht mir gut. Dank Ihnen!«
Ich wusste nicht so recht, was ich mit ihm anfangen sollte – oder was er von mir erwartete, deshalb hielt ich meine Kaffeetasse in die Höhe. »Ich wollte gerade etwas trinken gehen. Leisten Sie mir Gesellschaft?«
»Gern.«
Gemeinsam gingen wir nach oben ins Café. Ich stellte meine leere Tasse in den Wagen mit dem schmutzigen Geschirr, dann reihten wir uns in die kurze Schlange an der Theke ein.
»Hi Reverend«, begrüßte Steve meinen Begleiter, als wir an der Reihe waren.
Er sagte noch mehr. Alles jedoch, was nach Reverend kam, nahm ich nicht mehr wahr. Mein Retter war Priester? Um ein Haar hätte ich aufgeschrien. Mein Verhältnis zur Kirche war kein besonders gutes. Ich hatte nie verwunden, dass Gott mir erst meine Mom genommen und dann Dad und mich im Stich gelassen hatte. Gott und ich waren geschiedene Leute. Mittlerweile war ich alt genug, um zu wissen, dass es nicht Gott, sondern ein betrunkener Autofahrer gewesen war, der uns Mom genommen hatte. Trotzdem sah ich darin keinen Grund, mich wieder einer Gemeinde anzuschließen.
Ich hatte noch immer an der Nachricht zu kauen, wer mein Retter war, als Steve zwei Tassen über den Tresen schob. Glücklicherweise nahm der Reverend … Nein, so wollte ich ihn nicht nennen! Kyle O’Neil nahm beide Tassen und lotste mich zu einem Tisch am Fenster, von wo aus man einen herrlichen Blick über die Main Street hatte.
»Reverend, also«, platzte es aus mir heraus, kaum dass wir saßen.
Er musterte mich schweigend. Ein Grinsen breitete sich auf seinen Zügen aus. »Kann es sein, dass Sie nicht die geringste Ahnung hatten, wer ich bin?«
»Bis gerade eben waren Sie für mich der Unbekannte, der mich gerettet hat«, räumte ich ein.
»Ich hoffe, ich war wenigstens ein netter Unbekannter.« Sein Grinsen wurde breiter, was ihn noch strahlender aussehen ließ. Verflucht, wie konnte jemand mit so einem Lächeln Priester sein? Um den Gedanken loszuwerden, trank ich einen Schluck von meinem Kaffee und verzog das Gesicht, als das bittere Getränk meine Kehle hinunterrann. Kein Schokosirup! Ich schnappte mir den Zuckerstreuer. Mit jeder Ladung weißer Süße, die in meine Tasse rieselte, wanderte die Augenbraue meines Gegenübers ein Stück weiter nach oben.
»Sie mögen Ihren Kaffee ziemlich süß, was?«
»Ich mag es nur nicht, wenn er zu sehr nach Kaffee schmeckt.« Dass ich für gewöhnlich meine Spezialmischung trank, ließ ich unter den Tisch fallen, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen. Er konnte schließlich nicht wissen, wie ich meinen Kaffee mochte. Abgesehen davon war es meine eigene Schuld. Zu hören, dass er ein Priester war, hatte mich so sehr abgelenkt, dass ich nicht darauf geachtet hatte, was er bestellte. Eine letzte Ladung Zucker, dann rührte ich kurz um und trank noch einen Schluck. So würde es gehen.
»Vielleicht sollten Sie auf Tee umsteigen«, schlug er vor.
»Zu spät«, gab ich zurück. »Ich bin bereits vom Koffein abhängig.« Abgesehen davon mochte ich den Geschmack von Schwarztee noch weniger als den von Kaffee. »Was führt Sie also nach Ruby Falls, Reverend O’Neil?«
»Würden Sie mir den Gefallen tun und mich Kyle nennen?«
»Gern.« Nachdem mir »Reverend« ohnehin kaum über
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