Rebellion Der Engel
sehr freuen, wenn Sie Zeit und Lust hätten, einmal mit mir Abendessen zu gehen. Es muss nicht gleich heute oder morgen sein – wann immer Sie möchten. Ich würde Sie auch nach Hause bringen, um sicherzugehen, dass etwas Ähnliches wie gestern Abend nicht noch einmal passiert.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Natürlich nur bis zu Ihrer Haustür, nicht dass Sie denken, ich erwarte … Ich meine … Ich bin wohl besser still, bevor ich mich noch weiter hineinreite.«
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder mich darüber freuensollte, dass er so ein perfekter Gentleman war. Er fürchtete tatsächlich, ich könne denken, dass er erwartete, in mein Haus gebeten zu werden – auf eine Tasse Kaffee oder ein wenig mehr. »Sie machen das nicht oft, oder?«
»Was?«
»Jemanden um ein Date bitten.«
»Nein, nicht allzu häufig.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Kyle als netten Kerl zu bezeichnen, schien mir die Untertreibung des Jahrhunderts zu sein. Ganz davon abgesehen, dass er mir das Leben gerettet hatte, war er witzig und sah gut aus. Aber er war auch ein Mann Gottes. Natürlich wusste ich, dass es nur katholischen Priestern verboten war, eine Beziehung zu führen, aber die Vorstellung, mit jemandem auszugehen, der sein Leben Gott verschrieben hatte, erschien mir eigenartig. »Kyle, ich …«
Er hob die Hand und brachte mich zum Schweigen. »Sagen Sie jetzt nichts«, bat er. »Behalten Sie einfach meine Einladung in Erinnerung, und wenn Ihnen danach sein sollte, sie anzunehmen, rufen Sie mich an.« Er griff in seine Hosentasche, zog eine ramponierte Visitenkarte hervor und schob sie mir über den Tisch zu. »Wann immer Sie wollen – und wenn Sie es nicht möchten, müssen Sie sich weder rechtfertigen noch entschuldigen. Nur bitte sagen Sie nichts, was mit ‚Sie sind ein netter Kerl, aber …‘ beginnt, okay?«
»Okay.« Ich nahm die Visitenkarte vom Tisch und steckte sie in meine Hosentasche. Obwohl ich nicht wirklich etwas getan hatte, war ich versucht, mich bei ihm zu entschuldigen. Immerhin konnte er nichts dafür, dass die Welt des Glaubens, der er angehörte, nicht meine Welt war. Da eine Entschuldigung vermutlich ebenso ein Schlag ins Gesicht gewesen wäre wie der »Sie sind ein netter Kerl«-Satz, schluckte ich sie herunter und stand auf. »Wenn Sie möchten, begleite ich Sie noch nach unten.«
»Gern.«
Auf den ersten Metern hing eine peinliche Stille zwischen uns, von der ich schon fürchtete, sie könne die ansonsten so angenehme Begegnung ruinieren. Doch kaum lag das Café hinter uns, erzählte Kyle mir von einem Grillfest, das er für die Gemeinde veranstalten wollte. »Es findet am Samstagnachmittag statt.« Er warf mir einen Blick zu. »Wir … ich freue mich auch über Besuch von Nichtgemeindemitgliedern.«
»Das klingt nett.«
Fast hätte ich aufgestöhnt. Das klingt nett, hörte sich in etwa genauso positiv an, als hätte ich ihm gesagt, wie sehr es mich irritierte, dass er Priester war. Ich schob schnell ein Lächeln hinterher. »Ich meine, es ist toll, dass Sie etwas für die Gemeinde tun.« Halt besser den Mund, Rachel, du machst es nur noch schlimmer!
Als wir das Erdgeschoss erreichten, entdeckte ich Amber an der Kasse. Sie wickelte ein Buch in Geschenkpapier ein und sah kurz auf, als Kyle und ich an ihr vorbeigingen.
Unsere Verabschiedung war, verglichen mit unserer ersten Begegnung, vollkommen unspektakulär: Kyle wünschte mir einen schönen Tag und ging.
Ich war mir nicht sicher, ob ich erleichtert oder traurig sein sollte, dass er keinen weiteren Versuch unternommen hatte, mich einzuladen. Letztlich entschied ich, mich darüber zu freuen, dass er nicht zu jener aufdringlichen Sorte Männer gehörte, die nicht locker ließen, bis sie ihr Ziel erreichten, und gesellte mich zu Amber.
»Das war mein Retter«, sagte ich.
Sie schob das fertig verpackte Buch zur Seite und sah mich an. »Der Reverend?«
»Du kennst ihn?« Dass Steve wusste, wer Kyle war, konnte ich nachvollziehen. Er war Mitglied der Baptistengemeindeund besuchte von Zeit zu Zeit die Gottesdienste. Amber hingegen ging ungefähr genauso häufig zur Kirche wie ich.
»Er war in den letzten Wochen öfter hier und hat sich mit Büchern eingedeckt«, erklärte sie. »Bei seinem ersten Besuch hat er sich vorgestellt. Er liest gern Thriller.« Sie rollte das restliche Geschenkpapier zusammen und verstaute es unter dem Tresen. »Er sieht gut aus«, sagte sie, als sie wieder auftauchte. »Abgesehen davon ist
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