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Rebellion Der Engel

Rebellion Der Engel

Titel: Rebellion Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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die Lippen kommen wollte, würde ich damit kein Problem haben. »Ich bin Rachel.«
    Ich fürchtete schon, ich würde meine Frage wiederholen müssen, doch Kyle hatte sie nicht vergessen. »Reverend Daniels ist überraschend schwer krank geworden und musste sich für längere Zeit in Behandlung begeben«, erklärte er. »Bis zu seiner Rückkehr schmeiße ich den Laden und kümmere mich um seine Gemeinde. Wenn Sie öfter in die Kirche kämen, wüssten Sie das – sogar bei den anderen Religionsgemeinschaften wurde die Nachricht verbreitet.«
    »Ich war die letzten Wochen nicht in der Stadt.« Mir stand nicht der Sinn danach, ihm von meinem Unfall zu erzählen und davon, dass ich im Krankenhaus gelegen hatte. Ich wollte nicht, dass mich dieses Bild von einem Mann mit mitleidigem Blick ansah. Ebenso wenig wollte ich ihm die Nachricht um die Ohren hauen, dass ich es nicht so mit Kirchen und Gottesdiensten hatte. »Du meine Güte«, wechselte ich schnell das Thema, bevor er irgendwelche Fragen stellen konnte. »Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was Sie nachts auf dem Friedhof zu suchen hatten. Barfuß!«
    »Sie dachten, statt der Verfolger hätten Sie jetzt einen Irren am Hals, der womöglich nachts nackt auf Gräbern tanzt?«
    »So etwas in der Art«, gab ich schuldbewusst zu.
    Dann lachten wir beide.
    »Mein Schlafzimmerfenster war offen«, erklärte er. »Ein Geräusch hat mich aus dem Schlaf gerissen. Ich wollte mich umdrehen und weiterschlafen, doch dann hörte ich es erneut. Schnelle Schritte auf Kies. Als würde jemand rennen. Vom Fenster aus konnte ich nichts erkennen, deshalb ging ich nach draußen, um nach dem Rechten zu sehen.«
    »Ohne Waffe?« Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich mir eine Bratpfanne oder einen Baseballschläger geschnappt. Oder eine Pistole.
    »Bevor ich Priester wurde, war ich bei den Marines«, erklärte er in einem Ton, als wäre ihm seine Vergangenheit unangenehm. »Ich habe eine Nahkampfausbildung, die mehr wert ist als die meisten Waffen.«
    Einen besseren Retter hätte ich mir nicht wünschen können.
    Ich starrte ihn noch immer an, als er sagte: »Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht schockieren.«
    »Schockieren?«, entfuhr es mir. »Ich könnte kaum erleichterter sein!«
    Er sah mich überrascht an. »Wirklich?«
    Ich nickte. »Zu wissen, dass Sie sich verteidigen können, erspart mir all die Albträume, die sich darum drehen würden, was geschehen wäre, wenn die Kerle uns entdeckt hätten.«
    »Interessante Sichtweise.« Das Lächeln kehrte in seine Züge zurück. »Ziemlich pragmatisch.«
    Pragmatisch zu sein, war eine meiner herausragenden Eigenschaften. Selbst wenn alles düster und grau schien, hatte ich gelernt, daraus einen Vorteil zu ziehen. Diese Einstellung hatte sich während meines Studiums bestens bezahlt gemacht. Wenn mich damals ein Anruf (oder wohl eher ein Nicht -Anruf ) meines Vaters mal wieder runterzog und ich den Drang verspürte, mich einzuigeln, nutzte ich die Zeit, in der ich niemanden sehen wollte, um mich auf anstehende Prüfungen vorzubereiten.
    »Warum sind Sie so schnell verschwunden?«, wollte ich wissen.
    »Aus dem Büro des Sheriffs? Ich habe mir Sorgen gemacht, dass diese Kerle zurückkehren und auf dem Friedhof randalieren könnten.«
    Zweifelsohne hätte er sie dann mit seinen Elitesoldaten-Muskeln in ihre Einzelteile zerlegt. »Haben die Männer, die der Deputy geschickt hat, etwas entdeckt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie haben den Friedhof und den Park durchforstet, ohne etwas zu finden, und sind dann wieder abgezogen. Ich bin den Rest der Nacht wach geblieben und habe aus dem Fenster geschaut und von Zeit zu Zeit draußen eine Runde gedreht, aber die Kerle sind nicht zurückgekommen.«
    Dass eine schlaflose Nacht hinter ihm lag, sah man ihm nicht an. Im Gegensatz zu mir hatte er keine Ringe unter den Augen und wirkte putzmunter.
    »Haben Sie eine Ahnung, wer diese Kerle waren?«, fragte er.
    Ein weiteres seltsames Ereignis, das sich zu der Kette unheimlicher Begebenheiten der letzten Zeit gesellte? »Nein. Ruby Falls ist auch nicht gerade ein Ort, an dem ich mit so etwas gerechnet hätte. Zumindest nicht bis gestern Nacht.«
    Kyle trank seinen Kaffee aus. Als er die Tasse auf den Tisch zurückstellte, sah er mich an. »Ich muss jetzt wieder zurück. Die Arbeit wartet. Allerdings …« Er bedachte mich mit einem langen Blick, in seinen Augen lag jetzt ein leichter Schimmer von Bernstein. Dann holte er Luft. »Ich würde mich

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