Rebellion des Herzens
noch kann.«
»Aber dieser Jemand wirst nicht du sein, Herzogin«, sagte Colt mit ausdrucksloser Miene. »Wir lassen nämlich in jedem Bezirk nur eine Frau zu, die sich in anderer Leute Angelegenheiten einmischt. Der Rest wird erschossen.«
»Noch so ein Westernbrauch?« fragte sie in einem Ton, der es an Trockenheit durchaus mit dem seinen aufnehmen konnte. »Wie drollig.«
37
Angel hatte nicht damit gerechnet, vor Ende des Monats wieder in Cheyenne zu sein. Aber es war ihm schlicht und einfach unmöglich, sich von dort fernzuhalten. Die kurze Zeit, die er bei seiner Familie verbracht hatte, war sehr schön gewesen und hatte ihm ein neues Selbstgefühl geschenkt. Sie hatten ihn akzeptiert, wie er war, ohne wegen des Lebens, das er führte, auf ihn herabzusehen. Ihr Verhalten hatte ihn dazu gebracht, noch einmal über seine Beziehung zu Cassie nachzudenken, und nachdem er das einmal getan hatte, gab es nichts mehr, was ihn hätte aufhalten können, etwas zu unternehmen.
Das jedenfalls hatte er gedacht, als er St. Louis verließ. Als er jedoch nur noch wenige Stunden von ihr entfernt war, kamen plötzlich die Zweifel wieder an die Oberfläche -nicht stark genug, um seine Meinung bezüglich der Entscheidung, die er getroffen hatte, zu ändern, aber doch stark genug, um dem Elan, mit dem er sich auf den Weg gemacht hatte, Einhalt zu gebieten.
Er würde Cassie sagen, daß er nicht bereit war, sich von ihr scheiden zu lassen. Nein, vielleicht sollte er sie zuerst fragen, ob es ihr etwas ausmachen würde, auch weiterhin mit ihm verheiratet zu sein. Wenn sie dann sagte, daß es ihr sehr wohl etwas ausmachen würde, dann konnte er immer noch sagen: »Dein Pech.« Und wenn es sein mußte, würde er sie so lange im Bett festhalten, bis sie ihre Meinung änderte. Im Bett paßten sie in jeder Hinsicht zueinander. Erst, wenn sie es verließen, würden ihr hundert Gründe einfallen, warum sie gar nicht zusammenpassen konnten. Er beabsichtigte, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Jetzt war nur noch die Frage, wie er den Mut dazu finden sollte. Seine kurze Begegnung mit Catherine Stuart kurz nach seiner Ankunft hatte ihm nicht gerade geholfen. Sie war auf dem Weg zur Bank gewesen und hatte ihn ebenfalls gesehen, aber ihr einziger Gruß für ihn hatte in einem hebevollen Streichern des Revolvers an ihrer Hüfte bestanden.
Diese Dame würde sich ganz gewiß noch als Problem erweisen. Es wäre ganz gewiß sinnlos, an ihre guten Seiten zu appellieren. Sie hatte keine. Das Beste würde wohl sein, wenn er ihr ganz aus dem Weg ging. Er brauchte ja nicht ihre Zustimmung, um Cassie für sich zu gewinnen, er brauchte nur Cassies Zustimmung.
Diese Entscheidung beruhigte ihn wenigstens in einer Hinsicht, aber es war eine kurze Beruhigung. Das Klopfen an seiner Tür erfolgte, noch bevor er Gelegenheit hatte, auszupacken. Er dachte, es sei Agnes, die Besitzerin der Pension, in der er wohnte, wann immer er in der Stadt war, aber als er die Tür öffnete, stand Cassies Mutter vor ihm und sah so furchterregend aus, wie es ihr nur möglich war.
Sie verschwendete auch keine Zeit, sondern kam direkt auf den Grund ihres unerwarteten Besuches zu sprechen. »In dieser Tasche sind fünfundzwanzigtausend Dollar. Suchen Sie sich eine andere Stadt zum Leben.«
Er warf einen Blick auf die schwarze Tasche in ihrer Hand und studierte ihre steife Haltung und die Entschlossenheit in ihrem Gesicht. Obwohl er es gern getan hätte, machte er ihr nicht die Tür vor der Nase zu, bat sie jedoch auch nicht, hereinzukommen.
»Diese Stadt gefällt mir«, war alles, was er ihr entgegnete.
»Suchen Sie sich eine andere aus, die Ihnen auch gefällt.«
Angel blieb weiterhin höflich – wenn auch nur mit knapper Not, und lediglich um Cassies willen. »Behalten Sie ihr Geld, Mrs. Stuart. Ich habe keine Verwendung dafür.«
»Ist es nicht genug? Wollen Sie mehr?«
»Ma'am, ich verdiene mit einem einzigen Job fünftausend, manchmal zehn, und das für nur wenige Tage Arbeit. Ich will Ihr Geld nicht.«
Das hatte sie nicht erwartet. Ihr Gesichtsausdruck wurde nun sogar noch mürrischer. »Wenn Sie so verdammt reich sind, warum ziehen Sie sich dann nicht zurück?«
»Ich denke darüber nach.«
Catherine lachte spöttisch. »Sie werden es nicht tun. Sie eignen sich zu nichts anderem.«
»Das habe ich auch immer geglaubt – aber zufällig gibt es doch noch etwas, was ich tun könnte«, entgegnete er gedehnt. »Ich kann Ihrer Tochter ein Ehemann sein. Es würde einen
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