Rebellion des Herzens
wenn man bedenkt, wie er aufgewachsen ist – und du kannst ihm doch nicht immer noch böse sein, weil er dieses Ding da in Neu-Mexiko gedreht hat.«
»Ach, kann ich nicht? Ich habe wahrhaftig geglaubt, ich würde an diesem Tag sterben. Er hätte es mir doch sagen können, daß er auf meiner Seite stand, statt mich das Schlimmste glauben zu lassen.«
»Wenn du etwas anderes geglaubt hättest als das, hätte Longnose vielleicht Verdacht geschöpft, und woher willst du wissen, ob. du und Angel dann lebendig aus der Sache rausgekommen wärt? Ich will ihm ja gar nicht verzeihen, was er da getan hat, aber er hatte die besten Absichten.«
»In dieser Hinsicht gebe ich dir recht, aber nur in dieser«, gestand sie ein.
»Nun, ich glaube, da wäre noch etwas«, sagte er. »Wenn du an jenem Tag, als Longnose in deinem Schlafzimmer auftauchte, lange darüber hättest nachdenken müssen, wer er eigentlich ist, hättest du nicht so schnell reagieren können und wärest vielleicht schon tot gewesen, als ich hier raufkam, um diesen Bastard umzubringen.«
Dieser Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen, aber die Vorstellung, Angel zu Dank verpflichtet zu sein, war ihr dennoch zutiefst verhaßt. »Du wolltest mir von seinem Brief erzählen«, bemerkte sie spitz. »Was hat dich daran so aufgeregt?«
Colt grunzte nur. »Ich bin nicht aufgeregt, ich stehe vor einem Rätsel.«
»Und du machst das sehr eindrucksvoll.«
Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Er schreibt, daß er innerhalb der nächsten Woche zurückkommt.«
»Na wunderbar.« Sie seufzte. »Gerade rechtzeitig zu unserer Hochzeit. Genau das, was ich gern hören wollte. Hat er wenigstens einen Anzug?«
»Das wirst du mir büßen, Herzogin.«
Sie schenkte ihm ein süßes Lächeln. »Ist das ein Versprechen?«
Er stellte sich hinter sie. »Mein Schwager hat wirklich recht. Einer Frau sollte ab und zu der Hals umgedreht werden.«
»Wenn du mich jetzt anfaßt, Colt Thunder, kann ich nicht versprechen, daß wir abkömmlich sein werden, wenn deine Schwester kommt.«
Er beugte sich zu ihr herab, um die bloße Haut unter dem Träger ihres Mieders zu küssen. »Jessie würde es verstehen.«
»Philippe nicht.«
»Auch gut«, versicherte er ihr. »Ich habe ohnehin große Lust, diesen französischen Küchenchef von dir eines Tages zu erschießen. Also werde ich es heute …«
»Aufhören!« Sie kicherte. »Was hat dieser abscheuliche Angel sonst noch zu sagen?«
Wieder runzelte Colt die Stirn, als er auf den Brief in seiner Hand blickte. »Er bittet mich, ein Auge auf seine Frau zu haben, die sich immer und überall einmischt.«
»Ich wußte gar nicht, daß er verheiratet ist«, sagte Jocelyn. »Kenne ich sie?«
»Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?« erwiderte er. »Ich kenne sie ja selber nicht.«
Jetzt runzelte auch sie die Stirn. »Aber wie kann er dann von dir erwarten, daß du ein Auge auf sie hast?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß«, sagte Colt aufgebracht. »Es sieht Angel gar nicht ähnlich, geheimnisvoll zu sein – nun, jedenfalls nicht so geheimnisvoll. Er muß glauben, daß ich weiß, von wem er spricht, aber ich weiß es wahrhaftig nicht.«
»Hat er sie beschrieben?«
»Schätzchen, ich habe dir Wort für Wort erzählt, was er geschrieben hat. Zwei verdammte Sätze.«
»Nun, genaugenommen beschreibt er sie ja – eine Frau, die sich gern einmischt. Kennst du hier so jemanden?«
»Es gibt in dieser Gegend nur eine Frau, auf die das zutrifft, aber sie kann es unmöglich sein. Sie war zu Besuch bei ihrem Vater in – Texas.«
»Wollte Angel nicht genau da hin, als er uns in Neu-Mexiko verlassen hat?«
Er schüttelte den Kopf, was keine Antwort auf ihre Frage sein sollte, sondern nur ein neuerliches Zeichen seiner Verwirrung. »Ich weigere mich zu glauben, daß Angel Cassie Stuart geheiratet hat.«
»Na bitte, da siehst du's. Du wußtest doch, wen er meint.«
»Jocelyn, Cassie Stuart ist eine sehr anständige, sehr wohlerzogene junge Dame. Sie und Angel gäben ein so ungleiches Paar ab, daß es einfach lächerlich wäre. Frauen ihrer Art erschrecken ihn zu Tode.«
»Das würde ich gern mal sehen.« Sie grinste ihn im Spiegel an. »Ich hoffe mittlerweile, daß sie es ist, obwohl das natürlich bedeutet, daß ich auf der Stelle anfangen muß, dieses Mädchen zu bemitleiden.«
Langsam und mit Bedacht legte er seine Hände um ihren Hals.
»Was soll das heißen, du weißt es?« schimpfte Jessie. Sie haßte es, wenn man ihr
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