Rebellion des Herzens
die sie wirklich gut kannten?
Sie versuchte es ein letztes Mal. »Sie können mir trotzdem nicht helfen. Das vorher mit Morgan ist der beste Beweis dafür. Sie machen die Menschen wütend, und ich brauche jemanden, der sie beschwichtigt.«
Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich habe nicht die Absicht, Ihnen zu glauben, Lady, nicht nach diesem Haufen Unsinn, den Sie mir gerade serviert haben. Ich werde selbst entscheiden, ob ich Ihnen helfen kann. Aber bevor ich nicht weiß, wo Ihr Problem liegt – und diesmal die Wahrheit bitte –, werde ich mich ständig an Ihre Fersen heften, und ich glaube kaum, daß Ihnen das gefallen wird.«
Sie wußte, daß es ihr nicht gefallen würde. Zwar drohte er ihr im Augenblick nicht, sondern war einfach nur dickköpfig und stur, aber dennoch machte er sie damit außerordentlich nervös. Sie war sich seiner Gegenwart nur allzu bewußt – seiner rohen Männlichkeit und der Gewalt, deren er fähig war. Mit Männern wie ihm hatte sie absolut keine Erfahrung, aber sie sollte wohl besser schnellstens dazulernen, denn es sah nicht so aus, als würde sie ihn in absehbarer Zeit wieder loswerden.
»Na schön«, sagte sie, teils verbittert, teils resigniert, »aber zunächst einmal möchte ich klarstellen, daß die Schwierigkeiten, in denen ich stecke, ganz allein meine eigene Schuld sind. Ich mische mich andauernd in die Angelegenheiten anderer Leute ein. Ich weiß, daß es so ist, aber ich kann es anscheinend nicht verhindern. Außerdem sollte ich Sie wohl warnen, daß ich, wenn Sie hierbleiben, wahrscheinlich versuchen werde, mich auch in Ihr Leben einzumischen.«
»Gut, ich bin gewarnt«, erwiderte er.
Er war allerdings keineswegs von ihrer Warnung beeindruckt, bemerkte sie. Wahrscheinlich vertraute er darauf, daß er viel zu furchteinflößend war, um sie zu so einem Verhalten zu ermutigen. Und wenn sie so darüber nachdachte, konnte er damit durchaus recht haben.
»Wie dem auch sei«, fuhr sie fort, »diesmal habe ich versucht, eine Fehde zu beenden, die seit fünfundzwanzig Jahren besteht. Es handelt sich um zwei Familien, die MacKauleys und die Catlins. Genaugenommen sind es nicht nur die Familien. Auch alle Leute, die für sie arbeiten, werden in diese Fehde mit einbezogen. In der Stadt kommt es immer wieder zu Raufereien zwischen ihren Cowboys. Und wenn ihre beiden Herden durcheinandergeraten – nun, bei einer solchen Gelegenheit gab es früher ohne weiteres eine Schießerei. Mein Vater ist in den letzten zehn Jahren zu einer Art Puffer zwischen den beiden Familien geworden, zumindest auf der Weide, da er sich mitten zwischen den jeweiligen Ranchgebieten niedergelassen hat. Die Fehde hat daher das gewalttätige Stadium mehr oder weniger hinter sich, aber das heißt nicht, daß es nicht auf beiden Seiten noch immer eine Menge Haß gäbe.«
»Ich weiß alles über Fehden, Miss Stuart. Ich habe eine ganze Menge davon am eigenen Leibe miterlebt.«
Das wußte sie, zumindest hatte sie von einer Fehde gehört, in die man ihn hineingezogen hatte, aber sie hatte nicht die Absicht, auf dieses Thema näher einzugehen. »Diese Leute sind, was ihren Streit angeht, anderen gegenüber recht verständnisvoll. Sie bestehen nicht darauf, daß Außenseiter sich für die eine oder andere Seite entscheiden. Daher war ich mit beiden Familien befreundet, insbesondere mit Jenny Catlin, die ungefähr in meinem Alter ist – und mit Morgan MacKauley.«
»Dieser störrische junge Esel, mit dem Sie sich unterhalten haben? Das nennen Sie befreundet?«
Sein Hohn ließ sie erröten. »Wir sind recht gut miteinander ausgekommen, bevor ich seine ganze Familie gegen mich aufgebracht habe.«
»Und wie ist Ihnen das gelungen?«
»Ich habe mich als Kupplerin betätigt. Ich fand, die einfachste Art und Weise, diese Fehde zu beenden, wäre eine Ehe zwischen den beiden Familien. Es war eine gute Idee. Finden Sie nicht auch?«
»Wenn das junge Paar sich nicht am Ende gegenseitig umgebracht hat, hätte es funktionieren können, nehme ich an. Ist es das, was dabei herausgekommen ist? Haben sie einander umgebracht?«
Cassie ärgerte sich über seinen blasierten Ton. »Niemand ist umgebracht worden. Aber Jenny und Clayton haben mit meiner Hilfe geheiratet, weil sie beide glaubten, einander zu lieben. Ich habe sie sozusagen davon überzeugt. Nur fanden sie leider in ihrer Hochzeitsnacht heraus, daß keiner von ihnen wirklich ganz überzeugt vom anderen war. Clayton hat seine Braut ihrer Familie zurückgegeben,
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