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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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daß die beiden in all diesen Jahren wirklich kein Wort miteinander gesprochen haben. Das muß für Sie als Kind sehr schwierig gewesen sein.«
    Sie lächelte. »Um ehrlich zu sein, ich war sieben Jahre alt, bevor ich herausfand, daß sich nicht alle Eltern auf diese Weise verhielten. Ich dachte, das sei ganz normal. Warum erzählen Sie mir jetzt nicht etwas von sich, Angel?«
    Sie errötete, als sie seinen Namen aussprach. Es war das erste Mal, daß sie das getan hatte, und es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, welch intimen Klang sein Name hatte, ganz besonders aus dem Mund einer Frau.
    Er bemerkte es. »Was ist los?«
    »Gibt es – hm – gibt es irgendeinen anderen Namen, mit dem ich Sie ansprechen könnte?«
    Er lächelte zwar nicht gerade, aber sie konnte sehen, daß er sich über ihr Unbehagen amüsierte. »Mister wäre doch gar nicht so schlecht«, riet er ihr.
    Aber das schien ihr im Augenblick kaum die passende Anrede zu sein, und »Mr. Angel« ging auch nicht, da »Angel« nicht sein Familienname war. Er schien nicht die Absicht zu haben, das Problem für sie zu lösen, was sie wütend genug machte, um zu fragen: »Was, um alles in der Welt, hat Sie darauf gebracht, sich den Namen Angel auszusuchen?«
    Eine schwarze Braue fuhr in die Höhe. »Sie glauben, ich hätte mir einen solchen Namen ausgesucht?«
    »Nein?«
    »Zum Teufel, natürlich nicht. Es war nur zufällig der einzige Name, an den ich mich erinnern konnte. Meine Mutter hat mich so genannt, und daher war es auch der einzige Name, den ich dem alten Mann nennen konnte, der mich in den Bergen aufgezogen hat. Er fand ihn ausgesprochen lustig, wenn ich mich recht erinnere.«
    Sie brauchte nur zehn Sekunden, um darüber nachzudenken und festzustellen: »Aber das war wahrscheinlich einfach ein Kosename, den Ihre Mutter benutzt hat, so wie ›Liebling‹ oder ›Schätzchen‹.«
    »Das ist mir später auch klargeworden, aber da war es bereits zu spät, und ich hatte den Namen am Hals. Außerdem hat es mir auch nicht allzuviel ausgemacht. Wenn man so lange wie ich daran geglaubt hat, dies sei der Name, mit dem man geboren wurde, dann gewöhnt man sich daran. Alles andere würde sich für mich jetzt merkwürdig anhören.«
    Und was war mit Leuten, die nicht daran gewöhnt waren? hätte sie gern gefragt, war jedoch neugieriger auf das, was er unbeabsichtigt preisgegeben hatte. »Ist Ihre Mutter gesterben? Ist das der Grund, warum dieser alte Mann in den Bergen Sie aufgezogen hat?«
    »Er hat mich gestohlen.«
    Diesmal war es an Cassie, ihre Gabel zu senken. »Wie bitte?«
    »Mitten aus St. Louis heraus«, fuhr er fort, ganz so, als säße sie ihm nicht mit offenem Mund gegenüber. »Ich war fünf oder sechs damals. Kann mich nicht genau erinnern.«
    »Sie können sich nicht erinnern? Wollen Sie damit sagen, Sie wissen nicht, wie alt Sie sind?«
    »Genau das.«
    Das erschien ihr so traurig, daß sie automatisch voller Mitleid nach seiner Hand greifen wollte. Als sie bemerkte, was sie beinahe getan hätte, zog sie ihre Hand ruckartig wieder zurück. Er hatte es bemerkt, und dieser Umstand brachte sie so sehr aus der Fassung, daß sie drei Bissen von Marias Gewürzhuhn gleichzeitig in ihren Mund schob, damit sie nichts mehr sagen konnte.
    Aber nachdem sie alles hinuntergeschluckt hatte, sprach sie doch. »Wie konnte denn ein Kind aus einer so großen Stadt einfach verschwinden? Hat man denn keinen Versuch unternommen, Sie wiederzufinden?«
    »Da man mich nicht gefunden hat, kann ich das nicht wissen. Und die nächsten neun Jahre habe ich so weit oben in den Rocky Mountains verbracht, daß wir nicht einmal einen Indianer zu Gesicht bekommen haben, geschweige denn einen anderen Weißen.«
    »Haben Sie nie versucht zu fliehen?«
    »Ein paar Monate, nachdem wir diese Hütte hoch in den Bergen erreicht hatten, habe ich mich einmal zu weit davon entfernt. Als Old Bear mich fand, hat er mich anschließend für drei Wochen in seinem Garten angekettet.«
    Cassie fiel es schwer zu akzeptieren, was sie da hörte. Vor allem das letzte erfüllte sie mit Entsetzen. »Er hat Sie bei Wind und Wetter draußen gelassen?«
    »Ich nehme an, ich kann dankbar dafür sein, daß sich das Ganze im Sommer abgespielt hat«, sagte Angel leichthin, so als brächte das Thema keine schrecklichen Erinnerungen zurück. »Aber ich habe mich danach nie wieder weit von der Hütte entfernt. Und es hat beinahe fünf Jahre gedauert, bevor er mir erlaubt hat, ihn in die Siedlung zu begleiten,

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