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Rebellion des Herzens

Rebellion des Herzens

Titel: Rebellion des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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wo er seine Pelze verkaufte. Man brauchte eine ganze Woche nur für den Hinweg.«
    »Und haben Sie es dort niemandem erzählt?«
    »Er hatte mich gewarnt, ja den Mund zu halten. Mittlerweile war ich daran gewöhnt, ihm zu gehorchen. Außerdem kannten diese Leute Old Bear. Es gab da niemanden, der sich gegen ihn gestellt und mir geholfen hätte, nach St. Louis zurückzukommen.«
    Cassie wünschte, sie hätte ihn nicht wegen seines Namens befragt, obwohl sie das Thema jetzt anscheinend nicht mehr fallenlassen konnte. »Wissen Sie, warum er Sie mitgenommen hat? Wollte er einen Sohn?«
    »Nein, einfach nur Gesellschaft. Meinte, er sei es müde, immer nur mit sich selbst zu reden.«
    Einfach nur Gesellschaft. Ein kleiner Junge war aus seiner Familie herausgerissen worden, um einem alten Mann Gesellschaft zu leisten. Sie hatte noch nie zuvor etwas so Mitleiderregendes und Trauriges gehört – und auch nichts so Empörendes.
    »Wo ist er jetzt?« fragte sie.
    »Tot.«
    »Haben Sie …?«
    »Nein«, erwiderte er und erklärte: »Er hat seinen Namen bekommen, weil unter den Pelzen, die er verkaufte, immer auch ein oder zwei Bärenfelle waren. Er hat seine Kräfte immer gern mit einem Bären gemessen, je größer, desto besser. Aber er wurde schließlich zu alt dafür. Sein letzter Bär hat überlebt, er nicht.«
    »Und Sie sind gegangen?«
    »Sobald ich ihn begraben hatte«, sagte Angel. »Ich war damals fünfzehn – oder jedenfalls so ungefähr.«
    »Sind Sie zurück nach St. Louis, um Ihre Familie zu finden?« fragte Cassie als nächstes.
    »Natürlich. Aber niemand konnte sich an meine Mutter oder an einen verschwundenen kleinen Jungen erinnern. Wahrscheinlich war St. Louis auch nicht mein eigentliches Zuhause. Ich erinnere mich, daß wir mit dem Zug dorthin gefahren sind, und Old Bear hat mich schon kurz nach dieser Zugfahrt mitgenommen.«
    »Sie haben nichts von einem Vater gesagt.«
    »Ich kann mich auch kaum an einen erinnern. Es gab da einen Mann, der sich als meinen Pa bezeichnete, aber ich glaube, ich habe ihn nur ein oder zweimal gesehen. Welcher Beschäftigung er auch nachgegangen sein mag, sie hat ihn wohl immer lange von zu Hause ferngehalten.«
    »Aber haben Sie denn nicht versucht, Ihre Eltern zu finden?«
    »Ich wußte nicht, wo ich hätte suchen sollen.«
    Er sagte das so gleichgültig, als spiele es keine Rolle mehr für ihn. Eine Haltung, die Cassie genauso viele Probleme bereitete wie die Geschichte selbst.
    »Chase Summers hat seinen Vater auch nie gekannt«, erzählte sie ihm. »Aber er wußte seinen Namen, was es Chase leicht gemacht hat, ihn zu finden, als er ihn in Spanien suchte. Schließlich gibt es Männer, die eigens dazu ausgebildet sind, irgendwelche Leute zu finden, Männer, die wissen, wie man mit lange verschütteten oder beinahe vergessenen Anhaltspunkten umgehen muß. Wir könnten so jemanden beauftragen, Ihre Familie zu finden, wenn Sie wollen.«
    »Wir?«
    Sie errötete und griff nach der Weinflasche, um ihre Gläser aufzufüllen. Er hatte seines kaum berührt. Sie hätte Maria bitten sollen, irgendwo eine Flasche Whisky für ihn aufzutreiben, falls es in diesem Haus überhaupt welchen gab -ihr Vater trank nicht –, obwohl der Gedanke an einen betrunkenen Angel etwas überaus Erschreckendes hatte.
    »Ich nehme an, meine Vorliebe, mich überall einzumischen, ist mal wieder sichtbar geworden«, gab sie zu und hoffte, ihre geröteten Wangen wären nicht ebenfalls sichtbar. Sie hatte das Gefühl, daß sie in ihrem ganzen Leben noch nicht so oft errötet war wie seit seiner Ankunft auf der Ranch. »Sie müssen mir verzeihen. Ich kann einfach nicht dagegen an, wenn ich den Menschen helfen möchte.«
    »Selbst wenn die betreffenden es gar nicht wollen?«
    Diese Bemerkung hätte sie eigentlich zum Schweigen bringen müssen, aber sie war noch nicht damit fertig, sich für ihre merkwürdige Angewohnheit zu entschuldigen. »Manchmal brauchen die Menschen ein wenig Hilfe, um herauszufinden, was sie eigentlich wollen.«
    In diesem Punkt gab Angel nach und sagte nichts mehr. Er wünschte ja selbst, er könnte seine Eltern finden. Noch nie hatte ihn jemand geliebt, und diese beiden Menschen waren vielleicht die einzigen auf der Welt, die dazu bereit wären. Liebe war etwas, das ihm in seinem Leben gefehlt hatte, und nicht nur elterliche Liebe. Seit er Jessie und Chase Summers zusammen gesehen hatte – die Art, wie sie sich berührten und einander ansahen, die Art, wie ihre Liebe zwischen ihnen

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