Rebellion des Herzens
gewöhnlich serviert wurde. Sie war einfach zu überrascht durch seine Erscheinung, um überhaupt viel zu sagen.
Er hatte sich von seinem Macintosh getrennt. Statt dessen trug er jetzt eine schwarze Jacke, unter der sich die Muskulatur abzeichnete, die zuvor unter dem formlosen gelben Mantel verborgen gewesen war. Sein sauberes schwarzes Hemd war bis zum Kragen zugeknöpft, und er trug jetzt eine schmale Krawatte statt seines Halstuches. Bei seinem Eintreten nahm er sofort den Hut ab. Sein schwarzes Haar war noch immer feucht vom Baden und fiel ihm schwer und säuberlich gekämmt auf die Schultern. Wie die meisten Männer, die viel Zeit draußen zubrachten, ließ er es offensichtlich für den Winter wachsen, um Hals und Ohren gegen die Kälte zu schützen.
Diesmal war es unmöglich zu übersehen, was für ein attraktiver Mann er war. Es war einfach offenkundig und verwirrte Cassie ebensosehr wie sein gefährlicher Ruf. Sie ertappte sich dabei, wie sie ihn einfach nur anstarrte. Glücklicherweise bemerkte er es nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich umzusehen.
»Haben Sie sie eingesperrt?« fragte er, nachdem sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
»Wen … oh, Sie meinen Marabelle? Sie ist in der Küche. Keine Angst, ich habe Maria gebeten, sie bei sich zu behalten, solange Sie im Haus sind.«
»Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar«, erwiderte er.
Seine Vorsicht, wenn es um ihr großes Haustier ging, hätte sie eigentlich amüsieren sollen, aber sie war sich zu sehr der Tatsache bewußt, daß dieser Mann selbst zum Dinner seine Waffe trug, so daß Marabelle trotz ihrer Harmlosigkeit in seiner Gegenwart nicht sicher war.
Mit der Vision eines katastrophalen Abends vor sich, führte ihn Cassie durch die Halle zu den Doppeltüren auf der rechten Seite. Der lange, repräsentative Tisch war für zwei Personen gedeckt. Als sie die beiden Gedecke so nahe beieinander sah, wünschte Cassie, sie hätte rechtzeitig daran gedacht, Maria zu bitten, an den gegenüberliegenden Enden des Tisches zu decken, statt nur an einem Ende, wie sie es tat, wenn Cassie mit ihrem Vater aß. Das Arrangement schien unter den gegebenen Umständen viel zu intim, aber wenn sie es jetzt noch versuchte zu ändern, wäre Angel wahrscheinlich beleidigt gewesen.
Sie ging auf einen der Stühle zu und war überrascht, ihn hinter sich zu spüren, als er den Stuhl für sie zurechtrückte. Kultivierte Manieren hatte sie bei ihm nicht erwartet.
»Danke«, sagte sie, und ihre Verwirrung stieg, als er nichts darauf erwiderte, sondern den Platz ihr gegenüber einnahm.
Maria, die Cassies Stimme gehört hatte, streckte ihren Kopf durch die Seitentür und begann kurz darauf, das Essen aufzutragen. Angel machte irgendeine Bemerkung über die schönen Möbel, und Cassie war erleichtert, ein neutrales Thema gefunden zu haben, über das sie sich mit ihm unterhalten konnte. Sie erklärte ihm, daß jedes Stück in diesem Haus genauso war wie in ihrem Zuhause in Wyoming und daß ihr Vater in dasselbe Geschäft in Chicago gegangen war, aus dem die Originale stammten. Ein paar der Möbelstücke waren dort nicht mehr vorrätig gewesen, so daß er jemanden damit beauftragen mußte, sie für ihn zu kopieren.
»Warum?« fragte Angel, als das Thema für sie schon beinahe erschöpft war.
»Danach habe ich nie gefragt«, gab sie zu. »Es gibt gewisse Dinge, über die ich mit meinem Vater nicht spreche. Alles, was mit meiner Mutter zu tun hat, oder alles, wobei ich nur den Verdacht habe, es könnte mit ihr zu tun haben, wird einfach niemals erwähnt.«
»Warum nicht? Nur, weil sie geschieden sind …«
»Sie sind nicht geschieden.« Als er die Gabel senkte und sie fassungslos ansah, fügte sie hinzu: »Die meisten Leute glauben das wohl, aber keiner von den beiden hat jemals einen Versuch in dieser Hinsicht unternommen. Es scheint ihnen beiden zu genügen, an verschiedenen Enden des Landes zu leben.«
»Und was ist, wenn einer von ihnen wieder heiraten will?« erkundigte er sich.
Cassie zuckte mit den Schultern. »Dann wird der oder diejenige wahrscheinlich etwas tun, um die erste Ehe zu beenden.«
»Würde Ihnen das etwas ausmachen?«
»In meinem ganzen Leben haben meine Eltern kein einziges Wort miteinander gewechselt. Warum sollte es mir etwas ausmachen, wenn einer von ihnen den Wunsch hätte, eine normale Ehe zu führen?«
Angel schüttelte den Kopf, bevor er seine Mahlzeit fortsetzte. »Ich glaube, ich habe es nie wirklich für möglich gehalten,
Weitere Kostenlose Bücher