Rebellion des Herzens
Augenblick geglaubt hatte, sie würde seine Leidenschaft erwidern. Es mußte der Whisky sein, der ihn sehen ließ, was er sehen wollte statt dessen, was es wirklich zu sehen gab.
Mit leicht geschürzten Lippen kam sie zurück. »Das wird die Schwellung vielleicht ein wenig lindern.« Trotz all ihrer Zurückhaltung war sie sehr sanft, als sie den kalten Stoff auf sein Auge legte.
Er hielt ihre Hand fest, bevor sie sie zurückziehen konnte. »Ein Kuß, damit ich einschlafen kann?«
»Ich bin mir gar nicht sicher, ob Sie überhaupt noch wach sind. Es ist viel wahrscheinlicher, daß Sie schon träumen und sich morgen früh an nichts mehr erinnern werden.«
»Dann sorg dafür, daß es ein schöner Traum wird, Schätzchen.«
Als sie auf seine Lippen hinuntersah, glaubte er einen Augenblick lang, er hätte sie so weit. Aber dann zog sie ihre Hand weg, und er sank in die Kissen zurück. Plötzlich spürte er jede einzelne Verletzung, die er hatte.
»Sie benehmen sich höchst ungehörig«, erklärte sie ihm, als sie mit schnellen Schritten auf die Tür zuging.
»Dazu habe ich wohl alles Recht, nachdem Ihr Ex-Verehrer versucht hat, mich mit bloßen Händen zu töten, und das alles nur, weil er mich für Ihren Verlobten hält.«
»Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Angel.«
»Es hätte vielleicht eine werden können«, brummte er.
18
Den ganzen Sonntag über stürmte es so heftig, daß Cassie den Tag im Haus verbringen mußte. Der Kirchgang war in den vergangenen drei Wochen ohnehin immer eine unangenehme Erfahrung gewesen, da all ihre früheren Freunde plötzlich nicht mehr mit ihr sprachen. Und Jenny hatte keinen einzigen Gottesdienst mehr besucht, seitdem sie mit Clayton ausgerissen war. Nach dem, was Angel von Buck über dessen Schwester erfahren hatte, vermutete Cassie, daß sie wahrscheinlich nicht lange genug ihre Tränen zurückhalten konnte, um es bis zur Kirche zu schaffen. Sie selbst war dankbar für diese Atempause, aber keineswegs begeistert, als Angel ihr mitteilte, daß sie ohnehin nicht hätte gehen dürfen, weil er sie nicht begleiten konnte. Unverschämterweise eröffnete er ihr, daß er ihr nicht über den Weg traue, es sei denn, er könne sie im Auge behalten. Auch diese Bemerkung gefiel ihr gar nicht, aber der Mann befand sich in einer so gereizten Stimmung, daß sie es vorzog, sich nicht mit ihm zu streiten.
Tatsächlich verließ er weder am nächsten noch am übernächsten Tag das Bett. Das eine Mal, als Cassie in sein Zimmer sah, um herauszufinden, wie es ihm ging, war so unerfreulich gewesen, daß sie sich keine Wiederholung wünschte. Daher überließ sie ihn seinem Kater und schickte Emanuel mit den Mahlzeiten zu ihm hinauf.
Als er jedoch auch am dritten Tag nicht zum Frühstück herunterkam, begann Cassie sich Sorgen zu machen, daß er vielleicht schwerer verletzt wäre, als er ihr gegenüber zugegeben hatte, schwerer, als es ihr bewußt gewesen war. Doch als sie an seine Tür klopfte und die Erlaubnis bekam, einzutreten, war er angezogen – und übte mit seiner Waffe. Er hörte nicht damit auf, nur weil sie im Zimmer war, daher wartete sie geduldig, bis er ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. Zweimal ließ er die Waffe fallen, wobei er jedesmal üble Flüche ausstieß, bevor er sich endlich ihr zuwandte.
»Nun?«
Sein ärgerlicher Ton hätte ausreichen sollen, um sie auf der Stelle wieder aus dem Zimmer zu befördern. Statt dessen fragte sie: »Ist sie gebrochen?«
»Was?«
»Ihre Hand?«
»Nein, nur ein paar angeknackste Knöchel. MacKauley hat einen Felsbrocken, wo andere einen Kiefer haben.«
Auf diese Feststellung ging sie nicht weiter ein. »Sollten Sie Ihre Hand nicht lieber heilen lassen, bevor Sie versuchen, sie wieder zu gebrauchen?«
»Bei solchen Nachbarn wie Sie sie haben?«
Diese spöttische Frage bewies, daß er sich eindeutig noch immer in einer lausigen Stimmung befand. »Sie haben sich ruhig verhalten, seit Sie mit der einen Familie geredet haben und ich in der Lage war, mit R. J. zu sprechen – zumindest lassen Sie mich jetzt in Ruhe.« Das brachte ihr einen finsteren Blick ein, den sie ohne zu zögern erwiderte, während sie fortfuhr: »Ich dachte, ich hätte Sie ausdrücklich gebeten, keinen von ihnen zu töten.«
»Ich habe auch nicht vor, jemanden zu töten, aber Sie brauchen immer noch meinen Schutz, Das ist mir ohne meine Waffe unmöglich.«
»Oh, ich weiß nicht. Mabel Koch – sie ist eine der schlimmsten Klatschbasen von Caully – hat gestern bei
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