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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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werden musste. Der Sommer würde nur zu bald kommen.
    Charlotte kam als Erste. Sie klopfte sanft an die Türe und glitt lautlos herein. Ihre Kleidung war dem Anlass, mit ihrer Herrschaft eine Erfrischung einzunehmen, genau angemessen. Sie hatte ihr dunkelblaues Kleid mittels Schwamm und Bügeleisen in Form gebracht. Sie hatte die schlichten Manschetten und den Kragen durch gestärkte, weiße Spitzen ersetzt, die sehr kostspielig, wenn auch ein wenig altmodisch waren. Eine Gemme aus Onyx hielt den Kragen zusammen. Es war wirklich eine Schande, dass die Umstände Charlotte ihren rechtmäßigen Platz im Leben genommen hatten. Mit ihrem Aussehen, ihrer Anmut und ihren tadellosen Manieren hätte man sie gut verheiraten können.
    Adorna lächelte stillvergnügt. Eigentlich brauchte Charlotte nicht mehr als ihr Aussehen. Ihre eingefleischte Reserviertheit stellte eine Herausforderung dar, der die meisten Männer nicht widerstehen konnten.
    »Setzen Sie sich, meine Liebe.« Adorna zeigte auf das Sofa.
    »Möchten Sie etwas trinken, solange wir auf meinen Sohn warten?«
    »Ihr braucht nicht zu warten, Mutter. Hier bin ich.«
    Charlotte drehte sich nach ihm um und fand sich Nase an Brust mit Wynter, der sein Wüstenkleid angelegt hatte.
    Adorna hatte es schon einmal an ihm gesehen und ihrer ehrlichen Meinung nach wirkte diese Aufmachung wie ein Bettlaken, das mit drei Goldkordeln und einer scharlachroten Schärpe um die Taille befestigt war – Symbole, die seinen Rang im Stamm anzeigten. Wie auch immer, sie konnte weder abstreiten, dass das fließende Weiß bequemer war als die steifen englischen Anzüge, noch dass Wynter in seinem Haus das Recht hatte, sich anzuziehen, wie es ihm gefiel. Darüber hinaus betonte die Aufmachung äußerst vorteilhaft seine breiten Schultern und erlaubte faszinierende, flüchtige Blicke auf seine bloßen Fesseln und Füße. Faszinierend, weil Adorna argwöhnte, dass er unter dem Gewand nackt war.
    Ob Charlotte wohl das Gleiche vermutete?
    Wynter zögerte, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah die Gouvernante drohend an. Wehe, wenn sie jetzt eine Bemerkung machte. »Stimmt etwas nicht, Lady Miss Charlotte?«
    Charlotte zuckte mit keiner Wimper. »Nicht im Mindesten, Mylord. Ich habe nur Ihr Kostüm bewundert. Ich habe natürlich schon davon gehört, aber noch nie eines gesehen. Eine Djellaba, nicht wahr?« Wynter berührte mit den Fingerspitzen seine Lippen und sagte mit seinem dunklen Akzent: »Sie sind wie stets so weise wie eine Stammesälteste.«
    Für einen kurzen Moment schien Charlotte überrascht zu sein. Dann fing sie sich und sagte »Sie sind sehr freundlich, Sir.«
    Adorna unterdrückte ein Kichern. Die meisten Frauen hätten ihm dafür den Kopf abgerissen. Charlotte nahm sicher an, dass er es als Kompliment meinte. Und vielleicht tat er das auch, aber … nein.
    Nein, Wynter musste seine Unangepasstheit immer übertreiben. Was wollte er mit dieser Taktik erreichen?
    Charlotte ging zum Sofa und nahm Platz.
    Wynter nahm Kurs auf die Getränke. »Mutter?«
    Seine einsilbige Frage brach das Schweigen, worauf Adorna die Stille mit einem Wirbel zufälliger Gedanken füllte. »Ich möchte einen Brandy. Natürlich trinken Damen niemals Brandy, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, aber die Reise heute war so lang, und Wynter hat in der Firma gearbeitet – nicht wahr, Wynter? – während ich alles darangesetzt habe, die Gerüchte in Erfahrung zu bringen, die über seine Rückkehr in der feinen Gesellschaft kursieren. Wie Sie sich vorstellen können, Charlotte, finden die Frauen seiner Freunde seit ihrem Besuch hier keine Ruhe mehr. Aus den vielen saftigen Gerüchtehappen haben sie zusammengereimt, dass Wynter ein ungebildeter Flegel sei. Ha, die Unverfrorenheit dieser Frauen! Ein Brandy wird mich beruhigen. Möchten Sie auch einen, Charlotte?«
    Charlotte zögerte. Eigentlich hätte es sich geziemt, um ein Damengetränk zu bitten. Andererseits schien es angeraten, Adorna nicht auf mangelnde Damenhaftigkeit hinzuweisen. »Einen Brandy, bitte.«
    Ein leichtes Lächeln umspielte Wynters Mund, als er jeweils einen kräftigen Schluck der goldenen Flüssigkeit in zwei Kognakschwenker eingoss und den beiden Damen mit einer Verbeugung kredenzte. Dann machte er es sich, Charlotte gegenüber, auf der anderen Seite des Sofas bequem. Es wäre eigentlich noch Platz für eine dritte Person gewesen, doch der schreckliche Kerl machte sich so breit wie möglich. Er spreizte die Beine, legte einen Arm

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