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Rebellische Herzen

Rebellische Herzen

Titel: Rebellische Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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zurück zu Wynter. Als Wynter ihm bedeutungsvoll zunickte, fiel er in sich zusammen wie eine gerissene Schweinsblase. Wynter und Charlotte ritten los, während er ihnen aus der Tür gelehnt nachsah.
    Sogar das ging Wynter auf die Nerven und er war erleichtert als die Straße abbog und sie außer Sicht waren.
    Er bemerkte ihre Anspannung und wusste, dass sie wenig mit Abneigung, aber viel mit enttäuschter Liebe zu tun hatte.
    Zorn übermannte ihn. Er wollte Charlotte zur Rede stellen, eine Erklärung verlangen, sie zwingen zuzugeben … was nur? Dass sie Howards Hauslehrerin war und dass er sie geküsst hatte. Aber nein, Howard war älter als Charlotte, und Charlotte hatte gesagt, dass sie ihn seit neun Jahren nicht mehr gesehen hatte. Vielleicht hatte sie gelogen oder sich verrechnet. Vielleicht war sie Howard in einem großen Haushalt begegnet und er war zudringlich geworden. Oder vielleicht hatte er irgendwann, irgendwo mit ihr getändelt.
    Von solchen Ideen aufgewühlt, blickte Wynter Charlotte an.
    Sie ritt nach dem Lehrbuch. Sie konzentrierte sich darauf, das Pferd im Zaum zu halten und saß aufrecht im Sattel. Sie war so blass und
geistesabwesend, dass
sie von einem entgegenkommenden Fahrzeug über den Haufen gefahren worden wäre, bevor sie es überhaupt wahrgenommen hätte.
    Es war nicht bloß ein enttäuschter Flirt. Sie war von Howards Anblick völlig verstört.
    Bei Gott, sie hatte
eine Affäre
mit ihm gehabt!
    Wynter wollte den Kopf heben und wie ein
verwundeter Ti
ger brüllen. Eine Affäre? Seine zukünftige Frau hatte
eine Af
färe gehabt? Undenkbar!
    Sie nahm keine Notiz von ihm. Er hatte Stunden und Tage damit verbracht, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wenn er in ihrer Nähe war und nun bemerkte sie nicht einmal seinen gerechten Zorn. Sie ritt immer noch mechanisch dahin. Ihre Lippen waren zusammengepresst und kleine Falten zeigten sich zwischen ihren Augenbrauen, als ob sie einen großen, unaussprechlichen Schmerz empfand.
    Und er … statt dass er sie seines Hauses verwies, wollte er sie in den Arm nehmen und trösten. Diesen Lumpen Howard wollte er verprügeln. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm.
    Hatte sie Howard geliebt?
    Die beiden ritten wortlos zu der Bresche in der Hecke, die ein Schlupfloch für Pferde war. Dahinter lag Wynters Land, ein weitläufiger Besitz aus Weiden, die mit Bäumen gesprenkelt und von einem plätschernden Bach durchzogen waren. Wynter stöhnte erleichtert als sie hinter der Hecke verschwunden waren.
    Nein, dachte Wynter bei sich. Nein, sie konnte einen Mann wie Howard nicht geliebt haben.
Howard
war ein Dummkopf, ein Schwächling – verheiratet!
Sie
war eine Dame, die sich selbst auf dem Altar des Anstands opferte.
    Während er sie beobachtete, lenkte Wynter Mead auf den Hügel zu, auf dem eine einsame Eiche stand. Oben angekommen, stieg Wynter ab. Charlotte starrte durch ihn hindurch. Er band Mead und Charlottes Pferd an einem tiefen Ast an und streckte die Arme nach Charlotte aus. »Absteigen, Lady Miss Charlotte.«
    Sie tat wie befohlen und glitt wie eine willige Frau in seine Arme. Sie fühlte sich nicht an wie eine zerstreute oder untröstliche oder verführte Frau. Sie fühlte sich ganz so an wie die Frau, die er heiraten würde.
    Er, Lord Ruskin – Frucht der Lenden von Adorna und Henry, aufgenommen von den Söhnen der Wüste, aufrechter Krieger und Meister zu Pferd – er würde keine Frau heiraten, die in der Erinnerung an einen anderen Mann lebte. Sie konnte ihm nie eine Seelengefährtin werden.
    Nichtsdestotrotz wünschte Wynter immer noch, sie zu heiraten. Er wollte für sie sorgen. Vielleicht hatte die feuchte englische Luft sein Gehirn erweicht.
    »Mylord, was tun Sie da?« Ihre Stimme erklang gedämpft von seiner Brust.
    Er sah hinunter, aber alles, was er sehen konnte, war ihr Hut, ein verschleierter, ärgerlich großer Apparat mit steifer Krempe.
    »Ich halte Sie fest.« Dann ließ er sie los und erlaubte ihr, sich zu entfernen. »Mein Leben lang war mir dieser Ort ein Trost für die Seele. Sehen Sie.« Er wies mit dem Arm auf die Aussicht.
    »Ja.« Sie stellte sich auf den höchsten Punkt und sah sich um. »Es ist wunderschön, aber Ihr Leben lang ein Trost? Sie waren einen Großteil Ihres Lebens nicht hier.«
    Wo eine leichte Brise ihr Gesicht berührt hatte, wich ihre bleiche Starrheit einer gesunden Farbe.
    Mit verschränkten Armen sagte er: »Im Geiste war ich hier. Ich konnte es immer sehen. Die Hügel ziehen sich hin, wie maigrüne

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