Rebellische Herzen
sich ihm auch hingab –, Charlotte hatte ihm noch nicht ihre Liebe gestanden.
Sie
spekulierte
auf seine Enttäuschung.
Er
hoffte
auf ihre Erschöpfung.
Und zwar bald.
Wynter hielt ihr die Schatulle entgegen und öffnete sie.
Lohfarbenes Gelb und gehämmertes Gold glänzten im Licht. Charlotte entdeckte ein Kollier und ein Halsband aus poliertem, goldgefassten Bernstein, Ohrringe im gleichen Stil und einen Ring, der für ihre Hand viel zu groß erschien. Eigentlich wirkte alles viel zu klobig für sie, denn die Machart war eigenwillig roh und beinahe mittelalterlich, aber dennoch entfalteten die Stücke eine stürmische Magie. Charlotte war wider Willen fasziniert und berührte das Halsband mit der Hand. Der safrangelbe Kern des Bernsteins schien rötlich zu funkeln.
»Ja.« Wynter sprach so leise, dass nur sie ihn hörte. »Ich wusste, sie würden Ihnen gefallen. Ich habe jeden Stein selbst ausgesucht und dabei immer an Ihr f lammendes, rotes Haar gedacht. Und ich habe darauf bestanden, dass auch die Fassung Ihnen entspricht. Bearbeitet und aufpoliert, aber doch einmalig … und wild, Charlotte. Sie sind so wild.«
Sein tiefes, raues Flüstern schlug sie in seinen Bann und sie blickte zu ihm auf.
Wie dumm von ihr! Er fixierte sie, lehnte sich zu ihr und machte sie zu seiner Geisel.
Die Schatulle glitt unbemerkt von ihrem Schoß zu Boden.
Er öffnete die Lippen und neigte den Kopf. Er würde sie küssen. Vor den Nachbarn und den klatschsüchtigen Damen aus London … und sie würde es ihm gestatten.
In einer Hinsicht war er erfolgreich gewesen. Er hatte sie darauf abgerichtet, ihn zu begehren, sobald sie ihn nur sah.
Sie schloss die Augen, als er seine Lippen auf die ihren presste. Den Damen mochte der Kuss zunächst vielleicht unschuldig erscheinen, aber Wynters Zunge öffnete augenblicklich Charlottes Lippen und drang in sie, um sie mit seinem Geschmack zu erfüllen. Er drückte sie kühn nach hinten, bis ihr Kopf die Lehne berührte und verbotene Gelüste ihr Blut in Wallung brachten. Ihre Nippel – ihre
Nippel!
sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie dieses Wort auch nur
dachte
– wurden so hart, dass sie schmerzten und sie packte ihn mit festem Griff am Revers.
Seine Finger marodierten durch ihr Haar und zerrupften den sorgsam geschlungenen Chignon, aber sie dachte nur noch an ihre Lust. Als er sie schließlich entließ, öffnete sie die Augen und kam langsam wieder zu Bewusstsein.
Nicht ein Atemzug war im Salon zu hören. Kein einziger Ton, der Charlotte von Wynters Anblick hätte ablenken können. Die Augen vor Begehren blitzend, die Lippen noch feucht von den ihren, weich und rot, fürs Küssen gemacht, die schönen Hände, die sich zitternd von ihr lösten.
Wenn er ihre Lust auch zur Schau stellte, um sie als sein Eigentum zu brandmarken, so musste man ihm doch zugestehen, dass er sich dabei ebenso zügellos verhielt, wie er es von ihr behauptete. Charlotte wusste, ihr gemeinsamer Auftritt würde sie verlegen werden lassen, sobald er den Raum verlassen hatte. Aber jetzt … in diesem Moment, wollte sie nur mit ihm allein sein und sich von ihm berühren lassen.
Sein Plan schien zu funktionieren.
Endlich ließ sie seinen Kragen los und die Hände kraftlos in den Schoß sinken.
»Ich wünschte, Sie würden Ihr wundervolles Haar für mich lösen.« Er spielte mit einer der losen Strähnen. »Seine Farbe gleicht dem Feuer und doch fühlt es sich an wie Seide. Ich träume oft von unserer Hochzeitsnacht, wenn ich es übers Kissen ausbreiten werde, um mein Gesicht in die duftende Pracht zu vergraben.« Er klaubte die Juwelen vom Parkett, legte ihr das Armband ums Handgelenk und besiegelte seine Gabe mit einem Kuss auf ihre Pulsadern.
Sie versuchte noch, ihm die Ohrringe zu entwinden, aber er ließ keinen Zweifel daran, dass er sie ihr selbst anlegen würde und Charlotte hatte keine Lust, außer einem Ringkampf auch noch ihre Würde zu verlieren. Seine Lippen berührten kaum ihre Ohrläppchen und doch jagten ihr seine Küsse Schauer über den Rücken und raubten ihr den Atem.
Und nun musste das Seidenband dem Kollier weichen. Er agierte so sanft, wie es nur der Liebhaber aus ihren intimsten Träumen konnte, drehte ihren Kopf zur Seite und drückte ihr einen Kuss auf die Kehle. Charlottes Pulsschlag hämmerte unter seinen Lippen und als seine Lippen zu ihrem Schlüsselbein hinunterwanderten, hätte sie beinahe laut aufgestöhnt. Wäre da nicht der züchtige Ausschnitt gewesen, hätte er
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