Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Handbewegung das Wort ab und starrte dann Hogan an.
»Schießen Sie los.«
Hogan tat wieder so, als studierte er seine Notizen. »Wissen Sie, warum Sie hier sind, Mr. Summers?«
»Zwecks pauschaler Verunglimpfung meiner Person im Rahmen Ihrer Hexenjagd auf meinen Arbeitgeber.« Er lächelte die drei CID-Beamten an. »Ich wette, Sie hätten nicht geglaubt, dass ich ein Wort wie >Verunglimpfung‹ kenne.« Sein Blick ruhte eine Zeit lang auf Rebus, richtete sich dann wieder auf Groal.
»DI Rebus gehört nicht zu dieser Wache.«
Groal verstand den Wink. »Das trifft zu, Inspector. Dürfte ich erfahren, welchem Umstand Sie es verdanken, dieser Befragung beizuwohnen?«
»Das wird sich im Lauf des Gesprächs schon aufklären«, antwortete Hogan. »Wenn Sie uns jetzt gestatten, endlich zu beginnen...«
Groal räusperte sich, sagte aber nichts. Hogan ließ das Schweigen ein paar Augenblicke wirken, dann ergriff er das Wort.
»Mr. Summers, kennen Sie einen Mann namens Joseph Lintz?«
»Nein.«
Das Schweigen zog sich hin. Summers überkreuzte die Beine andersherum. Er sah zu Hogan und blinzelte. Das Blinzeln entartete zu einem kurzen Zucken des einen Auges. Er schniefte, rieb sich die Nase, versuchte, den Eindruck zu erwecken, das Zucken habe nichts zu bedeuten gehabt.
»Sie haben ihn nie kennen gelernt?«
»Nein.«
»Der Name sagt Ihnen gar nichts?«
»Das haben Sie mich alles schon mal gefragt. Ich sage Ihnen das, was ich damals gesagt habe: Ich kenne den Typen nicht.« Summers richtete sich auf seinem Stuhl ein bisschen auf.
»Sie haben nie mit ihm telefoniert?« Summers sah Groal an.
»Hat sich mein Mandant nicht klar genug ausgedrückt, Inspector?«
»Ich hätte gern eine Antwort.«
»Ich kenne ihn nicht«, wiederholte Summers und zwang sich, sich wieder zu entspannen, »ich habe nie ein Wort mit ihm gewechselt.« Er erwiderte Hogans starren Blick, und diesmal hielt er ihm stand. Aus seinen Augen sprach purer Eigennutz. Rebus fragte sich, wie ihn jemand »hübsch« finden konnte, wo doch seine ganze Einstellung zum Leben von Grund auf hässlich war.
»Er hat Sie nicht in... Ihren Geschäftsräumen angerufen?«
»Ich habe keine Geschäftsräume.«
»Das Büro, das Sie sich mit Ihrem Arbeitgeber teilen.«
Pretty-Boy lächelte. Er mochte solche Formulierungen: »Geschäftsräume«; »Ihr Arbeitgeber«. Die wussten alle, was Sache war, trotzdem spielten sie dieses Spielchen... und er liebte Spielchen.
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich nie was mit ihm zu tun gehabt habe.«
»Komisch, die Telecom sagt da was anderes.«
»Vielleicht ist denen ein Fehler unterlaufen.«
»Das bezweifle ich, Mr. Summers.«
»Hören Sie, das haben wir doch alles schon einmal durchgekaut.« Summers lehnte sich vor. »Vielleicht hatte er sich verwählt. Vielleicht hat er mit einem meiner Mitarbeiter gesprochen, und der hat ihm gesagt , dass er sich verwählt hatte.« Er breitete die Arme aus. »Das führt doch zu nichts.«
»Ich muss meinem Mandanten beipflichten, Inspector«, warf Charles Groal ein, während er sich etwas notierte.
»Ich meine, worauf soll das alles hinauslaufen?«
»Es läuft darauf hinaus, Mr. Groal, dass Mr. Summers identifiziert wurde.«
»Wo und durch wen?«
»In einem Restaurant, in Gesellschaft von Mr. Lintz. Demselben Mr. Lintz, den er noch nie gesehen, nie gesprochen haben will.«
Rebus sah ein Zögern über Pretty-Boys Gesicht huschen. Zögern , keine Überraschung. Er stritt die Sache nicht direkt ab.
»Ein Mitarbeiter des Restaurants hat Sie identifiziert«, fuhr Hogan fort. »Und ein Gast ebenfalls.«
Groal sah seinen Mandanten an, der zwar kein Wort sagte, aber die Tischplatte so anstarrte, dass Rebus jeden Augenblick damit rechnete, zwei schwelende Brandlöcher darin entstehen zu sehen.
»Nun«, ergriff Groal wieder das Wort, »das ist ziemlich regelwidrig, Inspector.« Hogan kümmerte sich nicht um den Anwalt.
»Wie steht's, Mr. Summers? Möchten Sie Ihre Darstellung der Ereignisse vielleicht revidieren? Worüber haben Sie mit Mr. Lintz geredet? War er an weiblicher Gesellschaft interessiert? Das ist doch eines Ihrer Spezialgebiete, wenn ich nicht irre.«
»Inspector, ich muss darauf bestehen...«
»Nur zu, bestehen Sie, Mr. Groal. Es ändert nichts an den Tatsachen. Ich frage mich nur, was Mr. Summers vor Gericht sagen wird, wenn man ihn nach dem Telefonat, nach dem Treffen fragt... wenn die Zeugen ihn identifizieren. Ich zweifle nicht daran, dass er über einen reichen
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