Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
London, sondern aus Schottland, von Tommy Telford.
Was wusste Telford? Was machte seine Quelle so wertvoll? Hatte das etwas mit Maclean's zu tun? Rebus besorgte sich einen weiteren Kaffee, spülte damit drei Paracetamol hinunter. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Wieder am Schreibtisch, probierte er es bei Claverhouse, aber Fehlanzeige. Wählte stattdessen seine Pager-Nummer und wurde augenblicklich zurückgerufen.
»Ich bin im Lieferwagen«, sagte Claverhouse.
»Ich muss Ihnen was erzählen.«
»Was?«
Rebus wollte wissen, was ablief. Wollte mit von der Partie sein. »Nicht am Telefon. Wo stehen Sie?« Claverhouse klang argwöhnisch. »Ein Stück vom Laden weg.«
»Weißer Lieferwagen, Anstreicherfirma?«
»Das ist eindeutig keine gute Idee...«
»Wollen Sie hören, was ich habe?«
»Machen Sie mich neugierig.«
»Damit wird absolut alles klar«, log Rebus.
Claverhouse wartete auf Konkreteres, aber Rebus tat ihm den Gefallen nicht. Bühnenseufzer: Claverhouse hatte es nicht leicht.
»Ich bin in einer halben Stunde da«, sagte Rebus. Er legte auf, sah sich im Büro um. »Hat jemand zufällig einen Overall?«
»Nette Verkleidung«, meinte Claverhouse, als Rebus sich auf den Beifahrersitz quetschte.
Ormiston saß am Lenkrad, vor sich eine offene Plastikbrotbüchse. Eine Thermoskanne mit heißem Tee war gerade geöffnet worden und ließ die Frontscheibe beschlagen. Der hintere Teil des Lieferwagens war voll von Farbeimern, Pinseln und anderen Malerutensilien. Auf dem Wagendach war eine Leiter festgebunden, eine zweite lehnte an der Wand des Mietshauses, vor dem der Lieferwagen stand. Claverhouse und Ormiston steckten in weißen Overalls, die über und über mit eingetrockneter Farbe verschmiert waren. Was Besseres als einen Blaumann, der über Taille und Brust spannte, hatte Rebus nicht auftreiben können. Sobald er eingestiegen war, riss er die obersten Knöpfe auf.
»Tut sich was?«
»Jack war heute Vormittag zweimal da.« Claverhouse sah hinüber zum Laden. »Einmal wegen Kippen und einer Zeitung, einmal wegen einer Dose Saft und einem belegten Brötchen.«
»Er raucht gar nicht.«
»Bei diesem Einsatz schon: ideale Ausrede, um mal eben zum Laden zu flitzen.«
»Irgendein Zeichen hat er Ihnen nicht gegeben?«
»Soll er vielleicht die Signalflaggen raushängen?« Ormiston atmete Fischpaste aus.
»Ich frag ja bloß.« Rebus schaute auf seine Uhr. »Hat einer von Ihnen Lust auf ein Pauschen?«
»Kein Bedarf«, antwortete Claverhouse.«
»Was macht Siobhan?«
»Papierkram«, sagte Ormiston mit einem Lächeln. »Schon mal ne Anstreichen^ gesehen?«
»Und Sie? Haben Sie in Ihrem Leben schon viel gestrichen, Ormie?«
Das entlockte Claverhouse ein Lächeln. »Also, John«, sagte er, »was haben Sie nun für uns?« Rebus setzte sie kurz ins Bild, wobei ihm Claverhouse' rasch wachsendes Interesse nicht entging.
»Tarawicz hat also vor, Telford zu linken?«, sagte Ormiston. Rebus zuckte die Achseln. »Vermute ich jedenfalls.«
»Warum zum Teufel machen wir uns dann die ganze Mühe mit dieser Aktion? Sollen die das doch unter sich abmachen.«
»Dadurch bekämen wir aber Tarawicz nicht«, erklärte Claverhouse mit vor Konzentration zusammengekniffenen Augen. »Wenn er dafür sorgt, dass Telford auf die Schnauze fällt, ist er aus dem Schneider. Wir buchten Telford ein und tauschen lediglich einen Gauner gegen einen anderen ein.«
»Und dazu noch gegen einen weit übleren«, sagte Rebus.
»Ach ja? Und Telford ist ein Robin Hood?«
»Nein, aber bei ihm wissen wir wenigstens, woran wir sind.«
»Und die Omis und Opis in seinen Mietwohnungen lieben ihn«, meinte Claverhouse.
Rebus dachte an Mrs. Hetherington, die sich gerade auf ihren Kurzurlaub in Holland vorbereitete. Der einzige Nachteil: Sie musste von Inverness aus fliegen... Sakiji Shoda war von London aus nach Inverness weitergeflogen ...
Rebus begann zu lachen.
»Was ist so witzig?«
Er schüttelte den Kopf, lachte weiter, wischte sich die Tränen aus den Augen. Es war nicht witzig, das konnte man wirklich nicht sagen.
»Wir könnten Telford aufklären«, sagte Claverhouse, den Blick fest auf Rebus gerichtet. »Ihn gegen Tarawicz aufhetzen; dass sie sich gegenseitig bei lebendigem Leib auffressen.«
Rebus nickte, atmete tief durch. »Das war mit Sicherheit eine Möglichkeit.«
»Nennen Sie mir eine andere.«
»Später«, sagte Rebus. Er öffnete die Tür.
»Wo wollen Sie hin?«
»Muss den Flieger
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