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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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erwischen.«
32
    Tatsächlich aber fuhr er - und es war eine lange Fahrt -nordwärts nach Perth und von da aus weiter in die Highlands, über eine Route, die im tiefsten Winter nicht selten gesperrt war. Die Straße war nicht schlecht, aber stark befahren. Er überholte einen langsamen Laster, um gleich darauf hinter dem nächsten herzukriechen. Er wusste, es hätte schlimmer sein können: Im Sommer stauten sich die Wohnwagen kilometerweit.
    Kurz hinter Pitlochry tauchten dann tatsächlich ein paar Wohnwagen auf. Sie kamen aus den Niederlanden. Mrs. Hetherington hatte gesagt, es sei eigentlich nicht die richtige Saison für einen Urlaub in Holland. Die meisten Leute ihres Alters würden im Frühling fliegen, um sich am Anblick der Tulpenfelder zu erfreuen. Nicht so Mrs.
    Hetherington. Telfords Angebot: Fliegen Sie, wann ich es sage. Taschengeld gab's wahrscheinlich auch. Telford wünschte ihr viel Spaß, riet ihr, sich keine Gedanken zu machen...
    Als Rebus in die Nähe von Inverness kam, wurde die Straße wieder vierspurig. Er war jetzt weit über zwei Stunden unterwegs. Sammy konnte in der Zwischenzeit wieder zu sich gekommen sein; Rhona hatte seine Handynummer. Von der Einfallsstraße aus folgte er den Schildern zum Inverness Airport. Er parkte und stieg aus, vertrat sich ein bisschen die Beine, drückte Schultern und Kreuz durch. Er ging in den Terminal und erkundigte sich nach der Flughafenpolizei. Man verwies ihn an ein Männchen mit schütterem Haar, Brille und einem Hinkebein. Rebus stellte sich vor. Der Mann bot ihm Kaffee an, aber Rebus war nach der Fahrt schon ausreichend aufgedreht. Hunger verspürte er allerdings: das Mittagessen war ausgefallen. Er berichtete dem Mann seine Geschichte, und nach einigem Suchen spürten sie eine Beamtin der Zollbehörde Ihrer Majestät auf. Während des Rundgangs durch den Terminal gewann Rebus den Eindruck, dass der ganze Betrieb auf Sparflamme lief. Die Beamtin war Anfang dreißig und hatte rosige Wangen und schwarzes lockiges Haar.
    Mitten auf ihrer Stirn prangte ein purpurrotes Muttermal von der Größe einer kleinen Münze, das akkurat wie ein drittes Auge wirkte.
    Sie nahm Rebus mit in den Zollbereich und fand ein gerade unbenutztes Zimmer, in dem sie sich unterhalten konnten.
    »Direkte internationale Flüge gibt es erst seit kurzem«, sagte sie in Beantwortung seiner Frage. »Es ist wirklich eine Katastrophe.«
    »Warum?«
    »Weil gleichzeitig etliche Stellen gestrichen worden sind.«
    »Sie meinen, beim Zoll?« Sie nickte.
    »Sie machen sich Sorgen wegen Drogen?«
    »Natürlich.« Sie schwieg kurz. »Und allem übrigen.«
    »Gibt es Direktflüge nach Amsterdam?«
    »Nein, aber bald.«
    »Und bis dahin...?«
    Sie zuckte die Achseln. »Man kann nach London fliegen und von dort aus weiter hierher.«
    Rebus dachte nach. »Vor ein paar Tagen ist ein Typ von Japan nach Heathrow geflogen und ist da nach Inverness umgestiegen.«
    »Hat er in London Zwischenstation gemacht?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Ist mit der nächsten Maschine weiter.«
    »Das zählt dann als internationaler Flug.«
    »Was bedeutet?«
    »Sein Gepäck wird in Japan eingecheckt, und er bekommt es erst wieder in Inverness zu sehen.«
    »Dann findet die erste Zollkontrolle also erst hier statt?« Sie nickte.
    »Und wenn die Maschine zu irgendeiner unchristlichen Zeit landet...?« Sie zuckte erneut die Achseln. »Wir tun, was wir können, Inspector.«
    Ja, das konnte sich Rebus bildlich vorstellen: eine einsame Zollbeamtin, verschlafen, nicht eben im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte...
    »Das Gepäck wird also in Heathrow umgeladen, aber von niemandem kontrolliert?«
    »So ist es.«
    »Und wenn man von Holland über London nach Inverness fliegt?«
    »Gleiche Geschichte.«
    Da wusste Rebus Bescheid, erkannte die Brillanz von Tommy Telfords Idee. Er belieferte Tarawicz - und Gott weiß, wen sonst noch alles - mit Drogen. Seine Omis und Opis trugen sie frühmorgens oder spätnachts durch den Zoll. Wie schwierig konnte es schon sein, etwas in einen Koffer zu schmuggeln? Und anschließend waren Telfords Männer zur Stelle, bereit, alle wieder nach Edinburgh zu chauffieren, ihnen das Gepäck die Treppe hinaufzutragen ... und die Päckchen unbemerkt wieder an sich zu nehmen. Rentnerinnen und Rentner als ahnungslose Drogenkuriere. Es war phantastisch.
    Und Shoda war nicht nach Inverness geflogen, um die dortigen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, sondern um mit eigenen Augen zu sehen, wie einfach es war,

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