Rebus - 09 - Die Sünden der Väter
Fundus an Märchen verfügt, aber er wird sich schon ein verdammt gutes zurechtlegen müssen.« Summers schlug mit beiden Handflächen auf den Tisch und erhob sich halb von seinem Stuhl. Er hatte kein Gramm Fett am Leib. An seinen Handrücken traten Adern hervor.
»Ich habe Ihnen gesagt, dass ich ihn nie gesehen und nie gesprochen habe, Punkt, Ende der Geschichte, finito. Und wenn Sie Zeugen haben, dann lügen die. Vielleicht haben Sie sie zum Lügen angestiftet. Und das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.« Er setzte sich wieder hin, steckte die Hände in die Taschen.
»Ich habe gehört«, mischte sich Rebus ein, »dass Sie sich um die Luxusmädchen kümmern - also eher um die dreistelligen Nummern als um die Quickie-Fickis.«
Summers schnaubte und schüttelte den Kopf.
»Inspector«, intervenierte Groal, »ich kann derlei Unterstellungen nicht weiter dulden.«
»War es das, was Lintz wollte? Hatte er kostspielige Vorlieben?«
Summers schüttelte weiter den Kopf. Er schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders, lachte stattdessen nur.
»Ich möchte Sie daraufhinweisen«, fuhr Groal fort, ohne dass jemand auf ihn geachtet hätte, »dass sich mein Mandant während des ganzen Verlaufs dieser empörenden Posse rückhaltlos kooperativ...«
Rebus fing Pretty-Boys Blick auf und erwiderte ihn, ohne zu blinzeln. Es gab so viel, was der junge Gangster nicht sagte... so viel, was er um ein Haar hätte sagen wollen . Da fiel Rebus das Stück Seil in Lintz' Haus ein.
»Er stand darauf, sie zu fesseln, stimmt's?«, fragte Rebus leise. Groal stand auf und riss Summers mit hoch.
»Brian?«, fragte Rebus.
»Ich danke Ihnen, Gentlemen«, sagte Groal. Er verstaute den Notizblock in seinem Aktenkoffer, ließ die Messingverschlüsse zuschnappen. »Sollten sich für Sie Fragen ergeben, die die Zeit meines Mandanten wert sind, können Sie unserer Mithilfe gewiss sein. Aber ansonsten würde ich Ihnen empfehlen...«
»Brian?«
DC Preston hatte inzwischen das Bandgerät ausgeschaltet und die Tür geöffnet. Summers nahm seine Autoschlüssel, setzte seine Sonnenbrille auf.
»Gentlemen«, sagte er, »es ist mir eine lehrreiche Erfahrung gewesen.«
»SM«, bohrte Rebus nach und stellte sich Pretty-Boy in den Weg. »Hat er sie gefesselt?«
Pretty-Boy schnaubte, schüttelte wieder den Kopf. Als sein Anwalt ihn an Rebus vorbeischieben wollte, blieb er kurz stehen.
»Es war für ihn« , sagte er halblaut. Es war für ihn.
Rebus fuhr ins Krankenhaus. Saß zwanzig Minuten lang bei Sammy. Zwanzig Minuten Meditation und Kopflüften. Zwanzig belebende Minuten, nach deren Ablauf er seiner Tochter die Hand drückte.
»Danke dafür«, sagte er.
Wieder in der Wohnung, spielte er mit dem Gedanken, den Anrufbeantworter zu ignorieren, bis er gebadet hätte. Schultern und Rücken schmerzten ihn von der Fahrt nach Inverness. Doch irgendetwas veranlasste ihn, auf den Knopf zu drücken. Jack Mortons Stimme. »Ich hab einen Termin bei TT. Sehen wir uns anschließend. Halb elf im Ox. Ich versuche, es bis dahin zu schaffen, kann aber nichts versprechen. Drück mir die Daumen.«
Er kam um elf.
Im Nebenzimmer spielte Folk-Musik. Im Schankraum hätte man seine Ruhe gehabt, wären da nicht zwei Dummschwätzer gewesen, die so aussahen, als wären sie schon seit Büroschluss zugange. Sie trugen noch immer ihre Arbeitsanzüge, eine aufgerollte Zeitung in der Jacketttasche und tranken Gin Tonic.
Rebus fragte Jack Morton, was er wollte.
»Ein Pint O-Saft und Limo.«
»Also, wie ist es gelaufen?« Rebus gab Mortons Bestellung auf. Er hatte es geschafft, sich in vierzig Minuten zwei Cokes reinzuziehen und war mittlerweile bei Kaffee angelangt.
»Sie scheinen interessiert zu sein.«
»Wer war beim Treffen dabei?«
»Meine Sponsoren aus dem Laden, dazu Telford und ein paar seiner Männer.«
»Der Sender hat funktioniert?«
»Einwandfrei.«
»Haben sie dich durchsucht?«
Morton schüttelte den Kopf. »Sie waren nachlässig, schienen aus irgendeinem Grund ziemlich unter Druck zu stehen. Willst du den Plan hören?« Rebus nickte. »Mitten in der Nacht kommt ein Laster zum Werk, und ich mach das Tor auf und lass ihn rein. Meine Story lautet: Der Boss hat angerufen und die Lieferung angekündigt. Deswegen habe ich mir nichts dabei gedacht.«
»Aber in Wirklichkeit hat dein Boss nicht angerufen?«
»Genau. Also hat irgendjemand seine Stimme nachgeahmt. Und mehr als das brauche ich der Polizei nicht zu sagen.«
»Wir würden die
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