Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
wählte.
    »Sammy?«, sagte er. »Ob du mir wohl einen Gefallen tun könntest...?«
    Sammy wohnte in Shandon, in einer der Reihenhaus-»Kolonien«, die im neunzehnten Jahrhundert für die Facharbeiter bestimmter Fabriken gebaut worden waren. Draußen auf der schmalen Straße einen Parkplatz zu finden war so gut wie unmöglich. Rebus fuhr so nah heran, wie es ging.
    Sammy erwartete sie im engen Flur und führte sie ins kleine Wohnzimmerchen. Auf einem Korbstuhl lag eine Gitarre. Candice griff danach, setzte sich auf den Stuhl und schlug einen Akkord an.
    »Sammy«, sagte Rebus, »das ist Candice.«
    »Hallo«, meinte Sammy. »Frohes Halloween.« Candice reihte jetzt Akkorde aneinander. »Hey, das ist ja Oasis.«
    Candice sah auf, lächelte. »Oasis«, echote sie.
    »Ich hab die CD irgendwo...« Sammy sah einen Turm von CDs durch, der neben der Hi-Fi-Anlage stand. »Hier ist sie. Soll ich sie auflegen?«
    »Ja, ja.«
    Sammy schaltete die Anlage an, sagte Candice, sie würde Kaffee kochen, und bedeutete Rebus mit einer Geste, ihr zu folgen.
    »Also, wer ist sie?« Die Küche war winzig. Rebus blieb in der Tür stehen.
    »Sie ist Prostituierte. Gegen ihren Willen. Ich möchte nicht, dass ihr Zuhälter sie findet.«
    »Wo kommt sie her?«
    »Sarajevo.«
    »Und sie kann nicht viel Englisch?«
    »Wie ist dein Serbokroatisch?«
    »Etwas eingerostet.«
    Rebus sah sich um. »Wo ist dein Freund?«
    »Arbeiten.«
    »Am Buch?« Rebus mochte Ned Farlowe nicht. Zum Teil lag's am Namen: »Neds« war der Spitzname, mit dem die Sunday Post jugendliche Rowdys und Schläger bezeichnete. Typen, die alten Omis die Rentenausweise und Gehhilfen raubten. Und Farlowe bedeutete Chris Farlowe: »Out of Time«, eine Nummer eins, die eigentlich den Stones zugestanden hätte. Farlowe recherchierte für eine Geschichte des organisierten Verbrechens in Schottland.
    »Die alte Geschichte«, erwiderte Sammy. »Er braucht Geld, um es sich leisten zu können, das Ding zu schreiben.«
    »Und was macht er?«
    »So'n paar Reportagen. Wie lang soll ich babysitten?«
    »Höchstens ein paar Tage. So lange, bis ich was anderes gefunden habe.«
    »Was wird er tun, wenn er sie findet?«
    »Das möchte ich lieber nicht wissen.«
    Sammy spülte die Becher aus. »Sie sieht mir ähnlich, nicht?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich hab noch ein paar freie Tage gut. Vielleicht rufe ich im Büro an, ob ich nicht zu Hause bleiben kann. Wie ist ihr richtiger Name?«
    »Hat sie mir nicht gesagt.«
    »Hat sie irgendwas zum Umziehen?«
    »In einem Hotel. Ich lass die Sachen von einem Streifenwagen vorbeibringen.«
    »Ist sie wirklich in Gefahr?«
    »Möglicherweise.«
    Sammy sah ihn an. »Aber ich nicht?«
    »Nein«, antwortete ihr Vater. »Weil das unser Geheimnis bleiben wird.«
    »Und was erzähle ich Ned?«
    »Möglichst wenig, sag einfach, du tust deinem Dad einen Gefallen.«
    »Und du glaubst, ein Journalist gibt sich damit zufrieden?«
    »Wenn er dich liebt...«
    Das Wasser kochte. Sammy goss drei Becher voll. Im Wohnzimmer hatte sich Candice' Interesse mittlerweile auf einen Stapel amerikanischer Comichefte verlagert.
    Rebus trank seinen Kaffee aus und verließ das Haus. Fuhr aber nicht in seine Wohnung, sondern in die Young Street und bestellte im Ox einen Becher Instantkaffee. Fünfzig P. Ganz schön preiswert, wenn man's recht bedachte. Fünfzig Pence für... na? - ein halbes Pint? Ein Pfund das Pint? Noch doppelt so viel wäre billig gewesen. Gut, sagen wir, eins Komma sieben mal so viel, dann käme es auf den Preis eines Biers... mehr oder weniger.
    Nicht dass Rebus mitgezählt hätte.
    Im Nebenzimmer war kaum was los, lediglich am Kamintisch saß einer und kritzelte vor sich hin. Das war ein Stammgast, irgendein Journalist. Rebus dachte an Ned Farlowe, der mit Sicherheit etwas über Candice würde erfahren wollen. Aber wenn ihn jemand in Schach halten konnte, dann Sammy. Rebus holte sein Handy heraus und wählte Colquhouns Büronummer.
    »Tut mir Leid, Sie wieder zu belästigen«, sagte er.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?« Der Dozent klang äußerst genervt.
    »Diese Flüchtlinge, von denen Sie gesprochen hatten. Meinen Sie, Sie könnten sich kurz mit ihnen unterhalten?«
    »Tja also, ich...« Colquhoun räusperte sich. »Ja, ich könnte wohl mit ihnen reden. Heißt das...?«
    »Candice ist in Sicherheit.«
    »Ich habe die Telefonnummer nicht hier.« Colquhoun klang verdattert. »Könnten Sie warten, bis ich wieder zu Hause bin?«
    »Rufen Sie mich an, sobald

Weitere Kostenlose Bücher