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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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durchgeblättert hatte, ins Bad zu gehen. Dann schlich er zur Tür und legte das Auge an den Spion. Eine Frau: die Tagesschicht an der Rezeption. Er schloss die Tür auf.
    »Ja?«
    »Brief für Ihre Frau.«
    Er starrte auf den kleinen weißen Umschlag, den sie ihm auszuhändigen versuchte.
    »Brief«, wiederholte sie.
    Auf dem Umschlag stand weder Name noch Adresse, keine Briefmarke. Rebus nahm ihn und hielt ihn gegen das Licht. Innen ein einzelnes Blatt und dann noch etwas Quadratisches, wie ein Foto.
    »Ein Mann hat ihn an der Rezeption abgegeben.«
    »Wie lange ist es her?«
    »Zwei, drei Minuten.«
    »Wie sah er aus?«
    Sie zuckte die Schultern. »Eher groß, kurzes braunes Haar. Er trug einen Anzug, den Brief hat er aus einem Aktenkoffer genommen.«
    »Woher wissen Sie, für wen er ist?«
    »Er sagte, er wäre für die Ausländerin. Er hat sie aufs I-Tüpfelchen genau beschrieben.«
    Rebus starrte immer noch auf den Umschlag. »Okay, danke«, murmelte er. Er schloss die Tür, ging wieder ans Telefon.
    »Was war?«, fragte Claverhouse.
    »Jemand hat gerade einen Brief für Candice abgegeben.« Rebus klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Kinn und riss den Umschlag auf. Darin befanden sich ein Polaroidfoto und ein einzelnes Blatt, auf dem etwas Handschriftliches in kleinen Blockbuchstaben stand. Etwas Ausländisches.
    »Was steht drin?«, fragte Claverhouse.
    »Ich weiß nicht.« Rebus versuchte, ein paar Worte vorzulesen. Candice war aus dem Bad herausgekommen. Sie riss ihm das Blatt aus der Hand, überflog es rasch und floh dann wieder ins Bad.
    »Candice kann was damit anfangen«, sagte Rebus. »Ein Foto ist auch dabei.« Er sah es sich an. »Das ist sie, wie sie vor einem fetten Typen kniet und ihm einen bläst.«
    »Personenbeschreibung?«
    »Dem Fotografen ging's weniger um das Gesicht. Claverhouse, wir müssen sie hier wegschaffen.«
    »Warten Sie, bis Ormiston da ist. Vielleicht versuchen die nur, Ihnen Angst einzujagen. Wenn die sie sich schnappen wollen, stellt ein Bulle im Auto kein größeres Problem dar. Zwei Bullen vielleicht.«
    »Wie haben die's rausgekriegt?«
    »Darüber denken wir später nach.«
    Rebus hatte die ganze Zeit auf die Badezimmertür gestarrt und erinnerte sich jetzt an die Klokabine in St. Leonard's. »Ich muss Schluss machen.«
    »Seien Sie vorsichtig.« Rebus legte auf.
    »Candice?« Er versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war abgeschlossen. »Candice?« Er ging einen Schritt zurück und trat zu. Die Tür war nicht so stabil wie die auf dem Revier; er riss sie fast aus den Angeln. Sie saß auf der Kloschüssel, hatte einen Einwegrasierer in der Hand und schnitt sich damit die Arme auf. Sie hatte Blut am T-Shirt, und Blut spritzte auf den weiß gekachelten Fußboden. Sie fing an, ihn anzuschreien, immer hektischer und abgehackter. Rebus riss ihr den Rasierer aus der Hand und schnitt sich dabei in den Daumen. Er zerrte sie von der Kloschüssel, warf den Rasierer hinein, spülte, und dann begann er, ihr Handtücher um die Arme zu wickeln. Der Brief lag auf dem Fußboden. Er schwenkte ihn vor ihrem Gesicht.
    »Die versuchen dir bloß Angst einzujagen, das ist alles.«
    Ohne selbst auch nur entfernt daran zu glauben. Wenn Telford sie so schnell ausfindig machen konnte, wenn er die Möglichkeit hatte, ihr in ihrer Sprache zu schreiben, dann war er weit mächtiger, weit intelligenter, als Rebus vermutet hatte.
    »Es wird alles gut«, fuhr er fort. »Ich versprech's dir. Es ist alles okay. Wir werden auf dich aufpassen. Wir bringen dich hier weg, schaffen dich irgendwohin, wo er dich nicht finden kann. Ich versprech's dir, Candice. Sieh mich an, ich bin's, John.«
    Aber sie heulte nur und schüttelte den Kopf. Eine Zeit lang hatte sie tatsächlich an Ritter in strahlender Rüstung geglaubt. Jetzt begriff sie, wie dumm sie gewesen war...
    Die Luft schien rein zu sein.
    Sie nahmen Rebus' Auto, sie auf dem Beifahrersitz, Ormiston im Fond. Es gab keine andere Möglichkeit. Sie hatten sich entscheiden müssen: ein schneller Abgang oder warten, bis eine größere Eskorte kam. Und so wie Candice Blut verlor, konnten sie es sich nicht leisten zu warten. Die Fahrt zum Krankenhaus war nervenaufreibend, dann hieß es, sich in Geduld fassen, während ihre Schnittwunden untersucht und zum Teil genäht wurden. Rebus und Ormiston standen in der Notaufnahme herum, tranken becherweise Kaffee, stellten sich gegenseitig Fragen, auf die sie keine Antwort wussten.
    »Wie hat er es rausbekommen?« »Von

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