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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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beneidete sie um ihre Anpassungsfähigkeit.
    »Ist doch sowieso alles für die Katz«, fuhr Claverhouse fort. »Der Scheißkerl weiß, dass wir hier sind. Der Lieferwagen war nach zwanzig Minuten aufgeflogen. Ormiston ist mit der Klempnermasche nicht mal bis in den Hausflur gekommen, und jetzt sitzen wir hier, außer uns keine Sau weit und breit. Wir würden nicht mehr auffallen, wenn wir mitten auf der Straße einen Highland-Schwerttanz aufführten.«
    »Sichtbare Präsenz als Abschreckungsmittel«, sagte Rebus.
    »Klar doch, noch so'n paar Nächte, und Tommy wird aus lauter Angst zum braven Bürger.« Claverhouse versuchte, eine bequemere Sitzhaltung zu finden. »Was von Candice gehört?«
    Sammy hatte ihrem Vater die gleiche Frage gestellt. Rebus schüttelte den Kopf.
    »Glauben Sie noch immer, dass Tarawicz sie sich geschnappt hat? Könnte sie nicht doch einfach abgehauen sein?«
    Rebus schnaubte.
    »Bloß weil es Ihnen in den Kram passen würde, dass die es waren, heißt noch lange nicht, dass es auch so ist. Kleiner Rat meinerseits: Überlassen Sie die Sache uns. Vergessen Sie die Frau. Sie haben schon mit dieser Adolf-Sache genug zu tun.«
    »Erinnern Sie mich bloß nicht daran.«
    »Haben Sie eigentlich Colquhoun ausfindig gemacht?«
    »Leider nicht verfügbar. Hat sich plötzlich krank gemeldet.«
    »Ich glaube, den können wir abschreiben.«
    Rebus wurde plötzlich bewusst, dass er mit einer Hand seine Brusttasche liebkoste. »Also, was ist mit Telford? Sitzt er im Cafe oder was?«
    »Ist vor einer knappen Stunde reingegangen«, sagte Clarke. »Da gibt's ein Hinterzimmer, das benutzt er als Büro. Die Spielhalle scheint er auch zu schätzen. Diese Videospiele, wo man auf einem Motorrad sitzt und seine Runden dreht.«
    »Wir brauchen jemand drinnen«, meinte Claverhouse. »Entweder das, oder wir müssten den Laden verkabeln.«
    »Wir haben nicht mal einen Klempner da reinbekommen«, erinnerte Rebus ihn. »Da glauben Sie, jemand mit einer Hand voll Wanzen hätte mehr Glück?«
    »Noch weniger könnte er jedenfalls nicht haben.« Claverhouse schaltete das Radio ein und suchte nach Musik.
    »Bitte«, flehte Clarke, »kein Country and Western.«
    Rebus starrte durchs Fenster auf das Cafe. Es war hell erleuchtet, die untere Hälfte des Schaufensters mit einer Gardine verhängt. Auf der oberen Hälfte konnte man »Viel zu futtern für wenig Geld« lesen. An der Fensterscheibe klebte eine Speisekarte, und auf dem Bürgersteig stand ein Klappschild mit den Öffnungszeiten des Cafes: 6:30-20:30 Uhr. Das Lokal hätte seit einer Stunde geschlossen sein müssen.
    »Wie sieht's mit seiner Konzession aus?«
    »Er hat Anwälte«, erwiderte Clarke.
    »War das Erste, womit wir's versucht haben«, fügte Claverhouse hinzu. »Er hat eine Verlängerung der Öffnungszeiten beantragt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand in der Nachbarschaft beschweren würde.«
    »Tja«, meinte Rebus, »so gern ich hier gemütlich rumsitze und Schwätzchen halte...«
    »Heißt es jetzt Abschied nehmen?«, fragte Clarke. Sie gab sich redlich Mühe, aber Rebus sah ihr an, dass sie müde war. Gestörter Schlafrhythmus, Kälte, dazu die Ode einer Observierung, von der man genau weiß, dass sie zu nichts führt. Und Claverhouse war kein bequemer Partner: nicht viele Geschichten auf Lager, nur seine ständigen Hinweise darauf, man müsste alles »richtig« machen, im Klartext: streng nach Dienstvorschrift.
    »Tun Sie uns einen Gefallen?«, fragte Claverhouse.
    »Was?«
    »Gegenüber vom Odeon gibt's einen Fish'n Chips-Laden.«
    »Was soll's sein?«
    »Nur 'ne Tüte Pommes.«
    »Siobhan?«
    »Irn-Bru.«
    »Ach, und John?«, fügte Claverhouse hinzu, als Rebus aus dem Wagen stieg. »Wenn Sie schon mal da sind, fragen Sie doch nach einer Wärmflasche.«
    Ein Auto bog in die Straße ein, beschleunigte erst und hielt dann mit kreischenden Bremsen vor dem Cafe. Die hintere Tür auf der Bordsteinseite öffnete sich, aber niemand stieg aus. Das Auto schoss mit noch offener Tür wieder los, aber jetzt lag etwas auf dem Bürger steig, kroch, versuchte, sich aufzurichten.
    »Hinterher!«, schrie Rebus. Claverhouse hatte schon den Zündschlüssel herumgedreht und den ersten Gang reingerammt. Als der Wagen losfuhr, hing Clarke bereits am Funkgerät. Während Rebus die Straße überquerte, rappelte sich der Mann auf. Er stützte sich mit einer Hand am Schaufenster des Cafes ab, mit der anderen fasste er sich an den Kopf. Als Rebus näher kam,

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