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Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Rebus - 09 - Die Sünden der Väter

Titel: Rebus - 09 - Die Sünden der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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einem Unfall ausgegangen. Jetzt erzählen Sie mir, es sei ein Mordversuch gewesen. Sind Sie sicher?«
    »Ich verlasse mich auf einen Zeugen.« Aber er wusste, was Bill Pryde dachte: ein alkoholisierter Fahrer, ein Wahnsinniger. Und ein Brillenträger, der von einem Logenplatz aus zugeschaut und die Sache falsch interpretiert hatte. Er holte die Zeichnung wieder heraus.
    »Was ist das?«
    Rebus reichte sie ihm. »Das, was jemand letzte Nacht gesehen hat.«
    »Was ist das für ein Wagen?«
    »Rover 600, Mondeo, irgendwas in der Art. Dunkelgrün. Klingelt's bei Ihnen?«
    Ned Farlowe schüttelte den Kopf. »Ich würde gern helfen. Ich kann mich umhören.«
    »Ein junger Mensch im Koma reicht.«
    Die übrigen Mitarbeiter hatten ihre Sachen zusammengepackt und waren nach Haus gegangen. Jetzt hielten sich nur noch Rebus und Sammys Chefin, eine gewisse Mae Crumley, im Raum auf. Ein halbes Dutzend Schreibtischlampen erhellten das improvisierte Büro im Obergeschoss eines alten vierstöckigen Gebäudes am Palmerston Place. Rebus kannte den Ort. Dort gab's eine Kirche, in der die AA Meetings abhielten. Er hatte an einigen teilgenommen. Er schmeckte noch immer den Whisky im Mund. Nicht dass er heute schon welchen getrunken hätte - jedenfalls nicht, seitdem es hell war. Aber Jack Morton hatte er auch nicht angerufen.
    Die Adresse mochte etwas nobler sein als von Rebus erwartet, aber die Räumlichkeiten waren bescheiden. Das Büro befand sich unter der Dachschräge, so dass man in der Hälfte des verfügbaren Raums nicht aufrecht stehen konnte; was aber niemanden davon abgehalten hatte, Schreibtische noch in den unmöglichsten Ecken aufzustellen.
    »Welcher davon ist Sammys?«, fragte Rebus. Mae Crumley deutete auf den Schreibtisch, der neben ihrem stand. Irgendwo befand sich wohl ein Computer, aber zu sehen war nur der Monitor. Lose Blätter, Bücher, Broschüren und Berichte hatten sich in einer Kaskade auf den Stuhl ergossen und von da aus auf den Fußboden.
    »Sie arbeitet zu viel«, sagte Crumley. »Das tun wir alle.«
    Rebus nippte an dem Kaffee, den sie ihm gemacht hatte: Kaffee Hag.
    »Als Sammy sich hier bewarb«, fuhr sie fort, »sagte sie als Allererstes, dass ihr Vater beim CID wäre. Sie hat nie versucht, es zu verheimlichen.«
    »Und Sie hatten keine Bedenken, sie einzustellen?«
    »Überhaupt keine.« Crumley verschränkte die Arme, üppige Arme; sie war eine üppige Frau. Ihr Haar war feuerrot, lang und kraus und mit einem schwarzen Band zusammengebunden. Sie trug ein sandfarbenes Leinenhemd und darüber eine Jeansjacke. Über blassgrauen Augen wölbten sich zu dünnen Strichen gezupfte Brauen. Ihr Schreibtisch sah relativ ordentlich aus, aber nur, wie sie Rebus erklärte, weil sie meist länger im Büro blieb als alle anderen.
    »Wie sieht's mit ihren Kunden aus?«, fragte Rebus. »Könnte einer von denen was gegen sie gehabt haben?«
    »Gegen Sammy oder gegen Sie}«
    »Wegen mir gegen Sammy.«
    Crumley ließ sich das durch den Kopf gehen. »So sehr, dass er sie überfahren hätte - lediglich um ein Exempel zu statuieren? Da habe ich erhebliche Zweifel.«
    »Ich würde gern einen Blick auf Sammys Klientenliste werfen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hören Sie... das ist nicht richtig, was Sie hier machen. Die Sache ist viel zu persönlich, das wissen Sie selbst. Ich meine, mit wem rede ich eigentlich: mit Sammys Vater oder mit einem Bullen?«
    »Sie glauben, ich hätte eine Rechnung zu begleichen?«
    »Und, stimmt das etwa nicht?«
    Rebus stellte den Kaffeebecher hin. »Vielleicht.«
    »Und deswegen ist es nicht richtig, was Sie machen.« Sie seufzte. »Ganz oben auf meiner Wunschliste: Sammy wieder auf den Beinen und hier. Aber was halten Sie davon, wenn ich mich in der Zwischenzeit ein bisschen umhöre? Ich bekäme die Leute wahrscheinlich eher zum Reden als Sie.«
    Rebus nickte. »Dafür wäre ich Ihnen dankbar.« Er stand auf. »Danke für den Kaffee.«
    Draußen konsultierte er die Liste, die er von der Schnapskirche erhalten hatte. Er trug sie immer bei sich, zog sie aber nur selten zu Rate. In Palmerston Place fand in anderthalb Stunden ein Meeting statt. Das war nichts. Er wusste, dass er die Zeit bis dahin in einem Pub verbringen würde. Jack Morton hatte ihn bei den Anonymen Alkoholikern eingeführt, aber einer von ihnen war Rebus nie so recht geworden, auch wenn die Berichte ihn durchaus berührt hatten.
    »Wisst ihr«, hatte ein Mann der Gruppe erzählt, »ich hatte Probleme in der Arbeit, Probleme

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