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Rechnung offen

Rechnung offen

Titel: Rechnung offen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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ich will in mein Zimmer.«
    Sie sah den langen Flur vor sich, an den Türen hatten keine Nummern gestanden.
    »Du hast kein Zimmer«, sagte er.
    Ihr Unterhemd, T-Shirt, die Jogginghose zwischen den Oberschenkeln waren nassgeschwitzt, als Ebba aufwachte. Der Schweiß bereits kalt, sie fror, beugte sich vor, drehte die Heizung weiter auf. Wendete die Bettdecke, so dass die Feuchtigkeit oben war. Die Heizungsrohre knackten, sie zog ein Blättchen aus der Packung, es dauerte eine Weile, bis sie den Tabak fand. Er war in den Spalt zwischen Matratze und Wand gerutscht, die weiße Dose stellte sie über Nacht auf die Fensterbank. Sie hatte sie einmal im Schlaf umgerissen, das Gras auf den Dielen verteilt, Staubflusen hingen an den Blüten, Krümel, einzelne Blattfitzel am Bettbezug, sie hatte sie mit spitzen Fingern abgesammelt.
    Ebba zündete die Tüte in der Küche an, rauchte, wunderbar benommen, während der Kaffee durchlief. Als er fertig war, holte sie die Packung Donuts aus dem Kühlschrank und nahm sie mit zur Fensterbank. Sie setzte sich auf das Brett, die Füße stellte sie auf die warmen Heizungsrippen, löste einen Teigring von den anderen und biss hinein. »Wie lange kann es dauern, einen Multiple-Choice-Test zu korrigieren«, hatte Theresa beim letzten Telefonat eingewandt, »man legt die Folie auf und zählt durch.« Der Kuchenteig füllte sanft ihre Mundhöhle aus, schmiegte sich an Schleimhäute, drängte zum Gaumen, süß auf der Zunge und auch in der Luft, durch die Nase eingeatmet.
    Die Rollläden des Cafés waren hochgezogen, sie stellten die Tische nicht mehr raus, nur einen zylinderförmigen Aschenbecher. Das dunkelhaarige Mädchen saß nicht auf der Stufe vor dem Eingang und rauchte. Er ging nicht zwischen den Autos durch, kein Blond unter den blattlosen Ästen der Platanen, den Samenkapseln, die an ihnen schaukelten.
    Sie nahm den nächsten Donut, noch fühlte sie die Leere im Magen, den Hohlraum, der ausgefüllt werden wollte. Ihre Magensäure ein stilles Gewässer. Bald würde sie die Speiseröhre hochsteigen, sauer branden, wenn sie schluckte. Später würde es sich anfühlen, als staue sich der Brei in der Speiseröhre, als türme er sich auf. »Das geht gar nicht«, hatte die Ernährungsberaterin gesagt, zu der Theresa sie geschickt hatte. Einen Pfropfen bilden, der den Brustkorb eng werden lässt.
    Bibi war nach Osnabrück gezogen, in eine WG , an eine Hochschule für Touristik. Bibi hatte neben Juliane gesessen, hatte nicht protestiert, als Ebba ihren Tisch an den der beiden heranschob. Wenn Juliane fehlte, rutschte Bibi auf deren Platz und erlaubte Ebba aufzurücken. Ebba konnte dann ihren Atem auf der Wange fühlen, wenn sie ihr während der Stunden etwas zuwisperte, nicht bewegen, dachte sie, nichts kaputtmachen. Bibi sei sehr sozial, sagten die Lehrer.
    Betrunken waren sie zwischen flachen, weiß gestrichenen Ferienbungalows herumgetaumelt, Abifahrt, in die Eifel. Ihre Haare nass, ebenso ihr T-Shirt, deutlich zeichnete sich darunter ihr hellblauer BH auf den geposteten Fotos ab. Mit Wasserpistolen, randvollen Schüsseln und Eimern hatten sie einander gejagt, barfuß um die Tischtennisplatten, die Feuerstelle. Ebba hatte sich den Oberschenkel am Picknicktisch aufgeschrammt, Bibi war auf eine Biene getreten. Letzte Abstürze. Nachts am Feuer, am nächsten Morgen Konterbier und wer mit wem. Der Himmel hellgrau bewölkt, und alles lag hinter ihnen, war eingeebnet, nicht mehr von Bedeutung. Weder der sauer-mehlige Geschmack des Tafelschwamms noch Bockspringen oder Aufschwung am Reck, weder der Schlafzimmerblick noch Zettel, die an Pulloverrücken hingen und auf denen Jungfrau stand. Nicht einmal der immer leere Platz neben ihr, die Proteste, wenn sich zur Strafe einer dort hinsetzen musste.
    Sie hatten sich umarmt, einen großen Klumpen gebildet, einander erzählt, wie sie in zehn Jahren feiern würden, hatten wieder und wieder die Arme umeinandergeschlungen, sicher, dass es nicht stimmte. Die, die in Berlin studierten, wurden durch die unterschiedlichen Fachrichtungen getrennt, die Jungen machten Zivildienst. Meist hatte Theresa einen Stapel sauberer Wäsche in der Hand gehalten, wenn sie fragte, wie es denn Bibi ginge, und hatte den Stapel neben Ebba auf dem Bett abgelegt. »Keine Ahnung.« – »Ruf sie doch mal wieder an.«
    Sie könnte bei der alten Frau nebenan klingeln, um irgendwas bitten, fragen, wie es ihrem Enkel ginge.
    ***
    Claas hatte sich angewöhnt, in der Küche zu

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