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Rechnung offen

Rechnung offen

Titel: Rechnung offen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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Deltas, Gewebebrocken erwartet. Hatte angefangen zu blättern, den ganzen Stapel durch, eines nach dem anderen, weißes Porzellan, Urinsteinsandbänke, kein Blut. Es hatte eine Weile gedauert, bis er verstand.
    Ich zahle die Hälfte schrieb er auf die Rückseite eines Kassenbons, etwas Besseres hatte er nicht gefunden, und legte ihn auf die Fotos.
    Der Take war unbrauchbar, noch mal: Camille unter der Dusche, ihre Hand in der Totalen, wie sie eine Shampooflasche nahm, match cut, seine Hand, die nach der Cafetera griff, sie vom Herd nahm, Blende, beide beim Konzert, er dicht hinter ihr, ein Arm um sie gelegt, der andere in die Luft gestreckt, seine Hand neben ihrer, die Zeigefinger ausgestreckt, im Takt der Musik, fade to black, Musik drunter, No, you Girls never know, ein Coca-Cola-Spot.
    Und wenn nicht, und wenn sie es nicht wegmachen lässt, der Gedanke war ihm erst gestern Nacht gekommen. Wir müssen reden , er hatte ihr eine Textnachricht geschrieben, morgen um acht bei mir .
    Die Nudeln waren al dente, er goss sie ab, hängte das Sieb wieder in den Topf, legte den Deckel auf, damit sie nicht austrockneten, nahm die Soße von der Herdplatte.
    Nicolai zählte die Freizeichen, fünf waren es, fragte »wo bist du«, sobald sie abnahm.
    »Zu Hause.«
    Er zählte die Buchstaben von Arrabbiata auf dem Etikett, um nicht zu fragen, warum, drehte den Deckel auf das leere Glas und stellte es sehr sorgfältig neben den Küchenmülleimer.
    »Und nun?«, fragte er.
    »Nichts.«
    »Wann machen sie es weg?«
    »Bald.« Camille legte auf.

Donnerstag, 13. November
    Du wartest, bis du sicher bist, dass Lucas nicht eilig zurückkommt, seinen Sportbeutel holen oder den Tuschkasten. Faltest die Decke zusammen, Saum auf Saum.
    Hast gestern, als er weg war, den Abwasch gemacht, gesaugt, die Waschmaschine angestellt. Hast überlegt, ob du einkaufen sollst, den Kühlschrank vollmachen. Und wenn die Sachen schlecht werden, hast du gedacht, hast eh nicht rausgehen mögen. Brot war noch da, Aufschnitt und Joghurt. Das Abtropfgitter hast du in der Nacht leer geräumt, gewartet, bis du sicher warst, er schläft, achtgegeben, dass das Geschirr nicht aneinanderstieß.
    Die Frosties-Packung steht auf dem Küchentisch, schiebst die Hand hinein, isst erst die, die zwischen den Fingern hervorsehen, sammelst den Rest mit den Lippen ab. Deine Handfläche schmeckt metallisch, weißt nicht, wann du sie das letzte Mal gewaschen hast. Den mit Speichel verflüssigten Zucker wischst du an der Hose ab, die Cornflakes kleben auf deiner Zunge, am Gaumen, lässt Wasser in ein Glas laufen, spülst den Mund aus.
    Stellst das Glas mit der Öffnung nach unten auf die Plastikrippen, gehst ins Wohnzimmer, legst dich flach auf den Boden. Rutscht auf dem Bauch unters Sofa, hast die Tasche mit dem Fuß dorthingeschoben. Hast dich in verschiedene Ecken des Zimmers gekniet, den Oberkörper aufgerichtet, bis du meintest, so groß wie Lucas zu sein, hast überprüft, ob sie zu sehen ist. Schaffst es, die Zehen unter den Henkel zu schieben, ziehst sie hervor. Obenauf liegt dein Anzug, zweihundert Euro wollte Hanne für ihn haben, darunter die Maske, Stiefel, deine Bürste mit den Haargummis, der Fettstift für die Reißverschlüsse, Feuchtigkeit macht das Metall der Zähne rau. In der Seitentasche weiße Umschläge.
    Holst zwei Pullover, ein paar Sockenballen, Unterwäsche, Jeans. Deine Zahnbürste aus dem Bad, umwickelst die Borsten mit Klopapier, eine Handvoll Tampons, Creme, die Zahnpastatube lässt du auf dem Waschbeckenrand. Sammelst alles auf dem Sofa. Lucas’ Tür steht offen, ziehst sie nicht zu, betrachtest die ordentliche Reihe Legos auf der Fensterbank, zu kleinen Fahrzeugen zusammengebaut, viele nur halb fertig, die meisten haben Flügel. Nimmst eins in die Hand, könntest es einpacken, ein gelber Stein fällt ab, versuchst, ihn wieder anzubauen, durch den Druck löst sich der nächste. Tust es wieder zu den anderen, siehst dich um, willst nichts nehmen, was er gernhat, willst nicht, dass er traurig wird.
    Verstaust die Sachen in der Tasche. Anzug, Stiefel, Maske schiebst du wieder unter das Sofa, matte Lichtreflexe auf dem Latex, einerlei.
    Öffnest die Umschläge, die meisten sind zugeklebt, teilst die Scheine auf, als würdest du Karten geben, legst sie abwechselnd auf einen von zwei Haufen. Ein Fünfziger bleibt übrig, stehst eine Weile da, hältst ihn in der Hand, schließlich tust du ihn auf Lucas’ Stapel. Nimmst den anderen, steckst ein paar Scheine

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