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Rechnung offen

Rechnung offen

Titel: Rechnung offen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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er einen Beutel mit Wäscheklammern, in einer Plastikkiste lagen Schraubenzieher, der Hammer, ein Knäuel gelbliche Schnur, auf dem Boden durcheinander Nägel und Schrauben in verschiedenen Größen, die Klammern konnte er auch gebrauchen. Er holte die großen Handtücher aus dem Bad, in der Schublade ihres Kleiderschranks fand er Laken und Bettbezüge.
    Er sammelte das Material auf dem Sofa, dort war sein Lager. Der Außenposten musste fertig sein, bevor es Nacht wurde. Denn im Dunklen kamen sie aus dem Boden, aus den Spalten und Kratern, schwarze Aliens, die im Inneren des Mars lebten. Lucas hatte den Funkkontakt mit dem Mutterschiff verloren, die Marsstrahlung störte die Kommunikation, sie verließen sich auf ihn. Alle, die vor ihm versucht hatten, den Außenposten zu bauen, waren verschwunden, aufgefressen von den Aliens, er und Vampra waren die letzte Hoffnung. Vampra war sein zahmer Babyalien, den er verletzt bei einer anderen Mission gefunden und mit der Flasche aufgezogen hatte.
    Das Sofa schob Lucas an der Wand entlang in die Ecke, es passte genau in die Lücke neben dem Wohnzimmerschrank. Den Couchtisch stieß er hinterher, bis er mit der Kante an der Schrankwand stand.
    Oben am Türrahmen war ein Nagel, Lucas holte einen Stuhl aus der Küche, musste sich dennoch auf die Zehenspitzen stellen, um ihn mit den Fingerkuppen zu berühren. Der Nagel war tief eingeschlagen, weiß angemalt wie die Tür, es dauerte, bis er das Ende des braunen Bandes an ihm festgebunden hatte. Er zog die Schnur rüber zur Schrankwand, so dass sie Sofa und Couchtisch in einem Dreieck abteilte. Das mittlere Regal war das höchste, Lucas prüfte, ob er ausreichend Band hatte, ehe er es abschnitt, holte wieder den Stuhl, versuchte, es außen um die Ecke zu knoten, eine Schlaufe zu machen, die nicht immer wieder abrutschte, so kam er nicht vorwärts. Daran waren die anderen Erkundungsteams gescheitert, sie hatten das Seil nicht verankern können. Lucas betrachtete sein Material, nahm schließlich den Hammer und den größten Nagel, den er finden konnte. Sie würde wütend werden, sie war nicht auf dem Mars. Er hielt den Nagel zwischen Daumen und Zeigefinger, so machte man das, die Spitze fest gegen das Holz gedrückt, und schlug zu.
    Der Nagel rutschte zur Seite, es fühlte sich an, als würde er beißen, der Hammer, in seine Fingerkuppen. Lucas steckte sie in den Mund, krümmte sich, er könnte ins Bad laufen, kaltes Wasser drüber, sagte sie, wenn er sich wehtat, dann wird es nicht blau. Er nahm die Finger aus dem Mund, kein Blut, er brauchte kein Wasser. Der Nagel lag auf den Dielen, dieses Mal presste Lucas ihn erst gegen das Holz, bis er mit der Spitze eine kleine hellere Kuhle ins Dunkelbraun gedrückt hatte, und holte nur wenig aus. Es war lauter als erwartet, die Schrankwand vibrierte, er fühlte, wie der Nagel zwischen seinen Fingern ein Stück nach vorn schoss, festsaß, schlug erneut zu, der Schrank knirschte.
    Das Holz brach auf um das Metall herum, lange Risse, die aussahen wir krakelige Sonnenstrahlen. Helles drängte hervor, er fuhr mit dem Finger darüber, scharfkantige, spitze, miteinander verklebte Splitter. Er hängte sich mit seinem ganzen Gewicht in die Schnur, zog, so fest er konnte, sie musste richtig straff sein, der Nagel im Türrahmen hielt, Lucas knotete das Ende fest.
    Die Decken hängte er so, dass er sie in der Mitte auseinanderschlagen konnte, dort war der Eingang. Erst war er nicht sicher, ob er ein Dach brauchte, ihm fiel die Strahlung wieder ein, die Marsstrahlung. Er schlug einen Nagel in die Wand, in der Ecke über dem Sofa, auf gleicher Höhe wie der im Türrahmen und spannte ein Stück Schnur die Wand entlang. Er nahm die Bettbezüge, sie rutschten immer wieder von der Schnur, bis er auf die Idee kam, die Enden mit den Wäscheklammern zu befestigen. Der unterste Bezug war hellblau, mit Wolken, er gehörte zur Missionsausrüstung, damit die Astronauten kein Heimweh bekamen im Weltraum. Lucas setzte Vampra auf die Sofalehne.
    »Jetzt bist du sicher«, sagte er. Vampra hatte Angst vor den anderen Aliens.
    Er hoffte, das Kabel vom Fernseher war lang genug. Er hob ihn an, das Gerät war schwerer als erwartet, Lucas musste ihn mit dem Knie abstützen. Trug ihn vorsichtig, nicht fallen lassen, er war nicht sicher, ob das Geld in der Küche für einen neuen Fernseher reichte, zum Couchtisch. Beobachtete das Kabel, es kam langsam hinter der Schrankwand hervor und verhakte sich nicht. Lucas stellte den

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