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Rechnung offen

Rechnung offen

Titel: Rechnung offen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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Haus betrat. Oder, schlimmer noch, durch den Park laufen. Und wenn dort keiner war, wenn sie auch Probleme hatten, alle hingen miteinander zusammen. Bei allen kostete es das Gleiche, alle verkauften das gleiche Zeug.
    »Nein«, sagte Ebba, »ich weiß nicht, wie das ist.«
    Der Ägypter lächelte, hielt ihr die Handflächen hin, zog ein wenig die Schultern nach oben.
    »Bis morgen ist besser was da«, sagte sie.
    Er ließ die Hände sinken, ging auf die Tür zu.
    »Meinem Vater gehört das Haus und der … «
    »Weiß dass wir hier wohnen.« Der Ägypter beendete ihren Satz. »Du gehst jetzt besser.«
    »Aber er weiß nicht, was ihr hier macht.«
    »Er weiß auch nicht, was du hier machst«, er öffnete die Haustür.
    Ebba blieb stehen, nein, so einfach ging das nicht. Sie sah zur Küchentür, musterte den Lack sehr genau, das Tacken raste, als wolle ihr der Mann auf der Matte vor dem Herd einen Gefallen tun.
    »Halber Preis«, sagte Ebba, sah nicht zum Ägypter, sah weiter die Tür an, »fünfundzwanzig für ein Fünfzigertütchen, und ich muss nicht in den Park, ich klopfe, wie gehabt.«
    Der Ägypter lachte auf, kurz und flach, die Tür war unten ausgebessert, mit einer Leiste, die Leiste stand hervor. Ebba konnte fühlen, dass er sie ansah.
    »Gut«, sagte er.

Dienstag, 25. November
    Camille trug einen schwarzen Kapuzenpullover, ging an ihm vorbei und sagte kein Wort. Ihr Fahrrad im Flur beachtete sie gar nicht. Nicolai hatte es nicht in den Hinterhof stellen wollen, hatte Angst, sie könnte es holen, wenn er unterwegs war. Stand still, die Türklinke noch in der Hand, bis er das Bett hörte, der Rahmen stieß sacht gegen die Wand, als sie sich drauffallen ließ. Er ging ins Schlafzimmer, sie wandte ihm den Rücken zu, die Knie an die Brust gezogen, lag in Embryonalhaltung, ihr Gesicht verdeckt. Ihr Hinterkopf war unförmig, sie musste die Haare unter die Kapuze gestopft haben. Sie rührte sich nicht, reagierte nicht auf das Geräusch seiner Füße auf den Dielen, er konnte ihre Schulter berühren, ohne dass sie nach ihm stieß.
    Nicolai setzte sich neben sie, die Matratze gab nach unter seinem Gewicht, der Kapuzenpullover war so fest über ihren Rücken gespannt, dass sich einzelne Wirbel durch den Stoff abzeichneten. Er legte seine Hand zwischen ihre Schulterblätter, legte sie langsam und sorgfältig dort ab, damit sie nicht erschrak. Sie war erstaunlich warm.
    »Ist es weg«, fragte er einmal. Haben sie es abgesaugt oder ausgeschabt, wollte er fragen, das waren die häufigsten Methoden, hatte er im Internet gelesen, absaugen klang weniger furchtbar. Er stellte sich eine Maschine vor, in der sich irgendwas aufblähte und zusammenfiel, pumpte, und einen Glaskolben, in dem sich Blutiges sammelte.
    Probeweise stellte er das Radio an, Camilles Hände bewegten sich zu ihren Ohren, die Pulloverbündchen über ihre Handgelenke gezogen, nur die letzten beiden Fingerglieder sahen hervor, sie schob sie unter die Kapuze, bedeckte die Muscheln.
    »Erzähl mir«, sagte Nicolai, »von deinen Kinderspielen. Von den kleinen Plastikpuppen mit den lilafarbenen Muschelhäusern, die gleichzeitig Koffer waren, die du überallhin mitgenommen hast. Von den hellblauen Seepferdchen, auf denen die Puppen ritten, von den Zöpfen, die du in die Mähnen geflochten hast.« Er wartete, ob sich die Hände wieder auf ihre Ohren zubewegten, doch sie blieben ineinandergelegt vor ihrem Gesicht liegen, keinen Zentimeter von ihrer Nase entfernt. »Deinen Pi ñ atas«, sagte er. »Der blaue Fisch und Minnie Mouse, der Esel, dem erst die Beine abgeschlagen wurden, ehe jemand den Bauch traf, aus dem die Bonbons fielen, Kitty Cat, und was noch«, fragte er. »Erzähl von den Abzählreimen«, Nicolai hielt die Handflächen vor sie hin, damit sie ihre auf seine klatschen konnte, Camille rührte sich nicht. »Erzähl mir von Avi«, er beugte sich über das Bett, konnte ihr Gesicht sehen, die Muskeln entspannt, als würde sie schlafen, ihre Augen geschlossen. Als Kind hatte sie ein Plüschflugzeug gehabt, Avi, ihre Mutter war Stewardess, »da sitzt Mama drin«, hatte ihr Vater gesagt, wenn sie flog. »Wie du ihn nachts festgehalten hast, wenn deine Mutter geflogen ist, damit sie nicht abstürzt. Hier«, er legte das zweite Kopfkissen vor sie hin, »halt das Kissen fest und stell dir vor, es wäre Avi.«
    »Jetzt nicht«, sie schob die Schultern hoch in Richtung Ohren, als wolle sie ihn abschirmen.
    »Ich geh einkaufen«, sagte Nicolai, als es dunkel

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