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Rechnung offen

Rechnung offen

Titel: Rechnung offen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger-Maria Mahlke
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Türen rechts und links geschlossen, niemand rührte sich, reagierte auf ihn.
    Er klopfte an die Tür zu seiner Rechten, öffnete sie schließlich, schaltete das Licht ein. Keine Isomatten, der Boden ochsenblutrot und leer, helle Ringe, wo Dosen und Gläser gestanden hatten. Die Steigleitungen waren in der Küche, innen an der Wand neben dem Fenster, er legte die Hand darauf, sie waren so kalt, dass sie sich feucht anfühlten.
    *
    Jemand hämmerte an ihre Tür, dumpf klang es, bedrohlich. Claas, dachte Ebba.
    »Wer ist da«, brüllte sie.
    »Claas.«
    »Was willst du? Das Zeugnis?«
    Ebba sah sich nach dem Schlüssel um, wollte abschließen, er musste irgendwo im Zimmer liegen.
    »Mach sofort auf.«
    Die Tür bewegte sich in den Angeln, als er dagegenschlug.
    »Hast du den Heizlüfter«, fragte er, kaum dass sie geöffnet hatte, ohne guten Morgen, ohne Erklärung. Zwischen Mantelkragen und Schal ein Streifen nackter Haut, seine Haare waren nicht gekämmt, standen über den Ohren ab.
    »Was ist passiert?«
    »Der Heizlüfter«, er drängte Ebba zur Seite, griff nach den Papplaschen des obersten Kartons, Staubflusen flogen auf, als er ihn vom Stapel zog, auf den Boden stellte, klappernd stießen Kleiderbügel aneinander.
    »Ich habe keinen Heizlüfter.«
    »Den alten, beige, viereckig, mit einem Griff zum Tragen, wir haben ihn immer mit nach Dänemark genommen, das Häuschen konnte man nur mit Holz heizen. Weißt du nicht mehr, der große Ofen?« Claas ließ den Karton los, »du hast ihn angefasst, und dir … «, er richtete sich auf, blickte ihr ins Gesicht. »Egal«, sagte er, »die Rohre sind eingefroren, ich brauche den Lüfter.«
    Den Koffer sah er nicht mal an.
    »Ich habe keinen Lüfter. Soll ich Theresa anrufen?«
    »Nein«, Claas zog sein Telefon aus der Tasche, drehte Ebba den Rücken zu, hielt es an sein Ohr.
    »Wo ist der Heizlüfter«, sagte er unvermittelt. Ebba schob die Hände unter den Koffergriff, er hatte Rollen, sie traute sich nicht, ihn zu ziehen, über die Dielen, das würde Claas hören. Seine Mantelschultern fest im Blick, hob sie den Koffer an, langsam und behutsam.
    »Beige, viereckig der Heizlüfter, Herrgott«, Claas brüllte, »nein, man kann keinen neuen kaufen, man muss nicht immer alles kaufen.«
    Der Boden knarrte unter ihrem Gewicht und dem des Gepäcks, vorsichtig setzte sie die Füße voreinander.
    »Ja, ausgerechnet ich muss das sagen, ich bezahle schließlich alles.«
    Da war Ebba schon bei der Schwelle, sie stellte den Koffer von innen gegen die Zimmerwand, so dass er aus dem Flur nicht zu sehen war.
    »Du kommst sofort her, ich fahre nicht mit dem Rad durch die halbe Stadt, um das Ding zu holen.«
    Claas schwieg, einen Moment befürchtete Ebba, er würde sich zu ihr umwenden, ging in den Flur zurück, auf Zehenspitzen.
    »Bei Brandenburger klingeln«, sagte er. »Beeil dich, ich warte«, setzte er hinzu, aber da stand sie schon wieder hinter ihm.
    ***
    Das rechte Auge war noch immer zugeschwollen, die Rippen schmerzten beim Atmen, Nicolai stand dennoch auf und ging zur Tür. Camille, dachte er, hau ab, würde er sagen, geh sterben. Er hatte die Klinke bereits heruntergedrückt, die Tür einen Spalt geöffnet, als ihm einfiel, dass es auch die Dicke sein könnte.
    »Nicolai«, sagte eine Männerstimme.
    Er stöhnte auf, wollte die Tür schließen, sich umdrehen, wieder ins Bett legen. Musik anmachen, falls Helge es weiter versuchte.
    Doch die Tür kam auf ihn zu, Helge hatte sich dagegengeworfen, »nein, diesmal nicht«, hörte Nicolai ihn rufen. Mit seinem ganzen Gewicht dagegengeworfen, so dass er nicht einmal die Arme heben, Muskeln anspannen, die Füße fest in den Boden stemmen konnte. Das Holz traf Nicolai im Gesicht, traf seine Nase, presste die Zähne in die Oberlippe, er verlor das Gleichgewicht, fiel rückwärts, mit dem Hinterkopf gegen die Wand. Helge schoss an ihm vorbei in den Flur, musste sich am Regal festhalten, um nicht zu stürzen.
    Nicolais Hinterkopf schmerzte, »bist du komplett bescheuert«, er befühlte seine Haare, hoffte Warmes, Feuchtes zu spüren, betrachtete seine Finger, kein Rot, fasste sich erneut an den Schädel, nein, immer noch kein Blut. Helge hatte ihn angegriffen, er stellte sich an die Tür, zeigte auf die Stufen.
    »Raus.«
    »Ich muss mit dir reden«, Helge ordnete seine Haare, hielt inne, sah ihn an. »Dein Auge«, sagte er, »da muss Eis drauf.«
    »Raus«, wiederholte Nicolai, lauter, deutete erneut in den Hausflur, doch Helge hatte

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