Rechtsdruck
Schmitt leider verstorben ist. Oder, um es genauer zu sagen,
er wurde ermordet.«
»Und was habe ich damit zu tun?«
Hain, der bisher stumm der Konversation gefolgt war, setzte sein nettestes
Lächeln auf, bevor er sich einmischte. »Nun, Sie könnten uns als erstes erklären,
was Sie mit Herrn Schmitt verbunden hat. Waren Sie Freunde? Hatte Ihre Beziehung
zu ihm vielleicht einen geschäftlichen Hintergrund?«
»Er hatte mich angerufen und um einen Termin gebeten. Ich kannte ihn
gar nicht.«
»Und da ruft er bei Ihnen an und will Sie sprechen, obwohl Sie ihn
überhaupt nicht kennen?«
»Ja.«
»Und was wollte er von Ihnen?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Hm«, machte Lenz. »Ging es um seine Verlegung nach Kassel? Hat er
Sie vielleicht gebeten, das für ihn zu regeln?«
»Kein Kommentar.«
»Auch gut. Außerdem würde uns interessieren, wo Sie in der vorvergangenen
Nacht gewesen sind, so zwischen Mitternacht und fünf Uhr.«
»Was soll das denn nun wieder? Bin ich ein Verdächtiger?«
»Im Augenblick noch nicht«, erwiderte Hain, »aber was nicht ist, kann
ja noch werden.«
»Und was würde mir, wenn es denn so weit käme, vorgeworfen werden?«,
erkundigte sich Weiler unwirsch.
»Zum einen wurde Gerold Schmitt getötet«, antwortete Lenz, »was Sie
jedoch sicher schon wissen, zum anderen gab es einen Dreifachmord in der Nordstadt,
und die beiden Verbrechen scheinen in engem Zusammenhang zu stehen.«
Für einen Sekundenbruchteil wurde so etwas wie Anspannung in Weilers
Gesicht erkennbar.
»So, Sie bringen mich also mit einem Mord in Verbindung?«
»Nein, das hat mein Kollege nicht gesagt. Wir sprechen nicht von einem
Mord, sondern von vier ermordeten Menschen.«
»Damit habe ich nichts zu tun. Absolut nichts.«
»Und wo waren Sie zur fraglichen Zeit?«
»Hier, zu Hause.«
»Zeugen?«
Der Geschäftsmann schüttelte den Kopf. »Wenn ich gewusst hätte, dass
die Polizei mir einen Mord anhängen will, hätte ich ein paar Freunde eingeladen.«
»Und was wollten Sie von Schmitt, als Sie ihn im Krankenhaus besucht
haben?«
»Sorry, no comment, wie gesagt.«
Nun wurde es dem Hauptkommissar zu dumm. »So bringt das nichts, Herr
Weiler. Warum machen Sie solch ein Geheimnis daraus, warum Sie Schmitt besucht haben?
Das könnte uns als Polizisten die völlig falschen Schlüsse ziehen lassen.«
Frank Weilers Oberlippe fing leicht an zu zittern. »Ziehen Sie doch
die Schlüsse, die Ihnen passen. Wenn ich mich nach Ihrer Meinung eines Verbrechens
schuldig gemacht habe, dann verhaften Sie mich, ansonsten lassen Sie mich in Ruhe,
sonst bekommen Sie einen Haufen Ärger, das verspreche ich Ihnen. Es wird meinen
Anwälten eine Freude sein, sich mit Ihnen zu beschäftigen.«
Hain warf dem Mann in der Tür einen bewundernden Blick zu.
»Gleich mehrere Anwälte hat er«, meinte er zu Lenz gerichtet. »Und
er impliziert mit dem was er sagt, dass wir uns besser vor ihm fürchten sollten.«
»Ja, das sehe ich auch so«, antwortete Lenz seinem Kollegen, ohne sich
dabei um Weiler zu kümmern. »Also lassen wir ihn besser in Ruhe, was meinst du?
Am Ende kriegen wir wirklich noch Ärger mit seiner Rechtsabteilung, weil wir ihm
ein paar Fragen stellen wollten.«
»Genau. Und wer will schon Ärger?«
Weiler hatte den Dialog der beiden mit immer größer werdender Gereiztheit
verfolgt. »Hauen Sie von meinem Grundstück ab!«, zischte er die Polizisten an, »sonst
werden Sie ernsthaft bereuen, jemals hierhergekommen zu sein.«
Wieder ein getauschter Blick zwischen den Kripoleuten.
»Ja, aufs Drohen versteht er sich, der Herr Weiler«, murmelte Hain,
bevor er sich umdrehte und der Aufforderung des Geschäftsmannes Folge leistete.
Lenz warf Weiler noch einen kühlen Blick zu, bevor auch er sich kopfschüttelnd und
ohne weiteres Wort auf den Weg zum Ausgang machte. Hinter ihm hörte er das Scheppern
der Tür.
»Mannomann, das ist ja ein echter Wonneproppen«, resümierte Lenz, als
die beiden im Auto saßen. Hain startete den Motor und drehte die Heizung auf die
höchste Stufe.
»Was wollen wir jetzt machen?«
»Fahr ans obere Ende der Straße, dann rechts und gleich wieder rechts,
dort gibt es eine Parkbucht. Da warten wir ein paar Minuten.«
»Meinst du, er fährt zu Gebauer?«
»Keine Ahnung, wo er hinfährt, aber vielleicht ist sein Ziel ja interessant
für uns. Der Typ hat nämlich Dreck am Stecken, und zwar eine Überdosis davon.«
»Das glaube ich auch, aber es hat mich gewundert, dass er gleich
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