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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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blitzschnell und ließ seine
Seitenscheibe heruntergleiten.
    »Wir kriegen das hin, Frankie«, rief der Jurist so laut, dass es auch
die Polizisten verstehen konnten, »du darfst jetzt nur nicht die Nerven verlieren.«
    Weiler winkte genervt ab, stieg ein, startete sofort den Motor und
fuhr aus der Parklücke. Dabei gab er viel mehr Gas, als notwendig gewesen wäre,
und hätte um ein Haar das hinter ihm parkende Auto gerammt.
    »Sieht aus wie das Ende einer Männerfreundschaft?«, orakelte Hain und
ließ die Seitenscheibe wieder nach oben gleiten. Das schwere Coupé rollte auf die
Kreuzung zur Frankfurter Straße zu, wo Weiler wegen der auf Rot geschalteten Ampel
bremsen musste. Während er ungeduldig und mit einem Takt auf dem Lenkrad spielenden
Fingern wartete, drehte er den Kopf und sah direkt in das freundlich grinsende Gesicht
des Oberkommissars. Sein Kopf wandte sich erneut Richtung Rotlicht und fuhr dann
so unvermittelt wieder zurück, dass sich der Beamte ein klein wenig erschreckte.
Der Geschäftsmann riss die Augen auf und starrte den Polizisten für ein paar Sekundenbruchteile
mit panischem Gesichtsausdruck an. Dann trat er das Gaspedal voll durch und raste
über die rote Ampel und die dahinterliegende Kreuzung.
    Seine Reaktion kam für die Beamten ebenso überraschend wie für zwei
Autos auf der Frankfurter Straße, die Weilers Mercedes mit quietschenden Reifen
auszuweichen versuchten und ineinander krachten. Hain ließ den Motor an, wendete
nahezu auf der Stelle und nahm die Verfolgung auf, während Lenz zum Telefon griff,
im Präsidium anrief und die Fahndung nach dem Coupé einleitete, das nun durch die
Credéstraße hämmerte. Ein Taxifahrer, der gerade aus seinem Wagen ausstieg, sprang
im letzten Moment zurück in seinen Sitz, doch die Tür des elfenbeinfarbenen VW-Passat
wurde von Weiler voll getroffen und flog im hohen Bogen davon. Lenz konnte im Vorbeifahren
das völlig entgeisterte und kalkweiße Gesicht des Mietwagenfahrers erkennen.
    »Wenn er es auf die Autobahn schafft, ist er uns erstmal los«, schrie
Hain in den Lärm des mit voller Drehzahl arbeitenden Motors vor seinen Füßen. »Der
hat mindestens 300 PS mehr als wir.«
    »Scheiß drauf, Thilo!«, brüllte Lenz zurück und krampfte sich dabei
am Griff über seinem Kopf fest, »ich hab echt keine Lust, wegen diesem Idioten mein
Leben aufs Spiel zu setzen.«
    Hain drehte den Kopf und sah ihn kurz an. »Hast du Schiss?«
    »Worauf du einen lassen kannst, mein Freund.«
    Weiler hatte den Autobahnzubringer erreicht und fuhr in Schlangenlinien
um die wegen der frühen Uhrzeit wenigen anderen Autos herum Richtung A49. Hain war
etwa 150 Meter hinter ihm. Noch konnte er gut mithalten, aber der junge Oberkommissar
hatte recht. Wenn Weilers Mercedes erst auf der Autobahn freie Fahrt hatte, würden
sie ihn schnell aus den Augen verlieren.
    Zum Glück für alle Unbeteiligten stand die Ampel an der Kreuzung zum
Einkaufszentrum auf grün, sodass sowohl Weiler als auch der Mazda der Polizisten
die Abzweigung ohne zu bremsen durchfahren konnten. Der Mercedes zog nach rechts
und bog auf die Spur Richtung Fritzlar ein.
    »Gleich ist er weg«, brüllte Hain ein wenig verzweifelt.
    »Dann lass ihn halt weg sein, Thilo. Die Kollegen werden ihn schon
kriegen, verlass dich drauf.«
    In der Kurve der Auffahrt konnte der Mazda einige Meter aufholen, dann
hatten beide Wagen die Autobahn erreicht.
    »Was ist denn das?«, schrie Hain auf.
    In etwa 200 Meter Entfernung blockierten zwei Schneeräumfahrzeuge nahezu
die komplette Autobahn. Einer fuhr auf der Überholspur, um den links an der Leitplanke
aufgeschütteten Schnee zur Seite zu räumen, der andere bearbeitete in gleicher Weise
die andere Leitplankenseite. In der Mitte hatten die beiden orangefarbenen Lastwagen
eine Gasse gelassen, durch die ein PKW passte, ein LKW allerdings nicht. Hinter
dem rechten Schneeräumer erkannte der Polizist drei Sattelzüge, deren Fahrer vermutlich
sehnsüchtig darauf warteten, dass die Straße vor ihnen wieder freigegeben wurde.
Zwischen den beiden mit kreisenden Warnlichtern bestückten Winterdienstfahrzeugen
hatten sich etwa fünf PKW gestaut, weil der zuerst Fahrende es nicht sehr eilig
hatte.
    »Das gibt eine Katastrophe«, schrie Hain mit Blick auf den mit riesigem
Geschwindigkeitsüberschuss ankommenden Mercedes.
    Die beiden Polizisten saßen erste Reihe Mitte als Weiler erkannte,
dass die Kolonne vor ihm in den nächsten Sekunden nicht zu passieren war. Er lenkte
das

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