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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Kopf. »Nein,
Jungs, das könnt ihr eurer Großmutter erzählen. An der ganzen Geschichte ist ganz
grundlegend was faul.«
    »Ganz meine Meinung, Paul«, stimmte Hain ihm zu, »und es ist an der
Zeit, dass wir Ordnung in die Sache bringen. Mein Vorschlag ist, als Erstes mit
diesem Frank Weiler zu sprechen.«
    Aus dem Hintergrund tauchte Dr. Franz, der Rechtsmediziner, auf, und
wurde von Lenz und Hain begrüßt.
    »Waren Sie schon an der Arbeit?«, fragte Lenz irritiert, weil der Arzt
sich Gummihandschuhe von den Händen streifte.
    »Schon alles erledigt, meine Herren. Wer zu spät kommt, den bestraft
eben das Leben.«
    »Wie sieht unsere Strafe denn aus, Herr Doktor?«, wollte Hain wissen.
    »Ach, das überlege ich mir noch, Herr Kommissar. Bis dahin kann ich
Ihnen schon mal sagen, dass er sich nach meiner unmaßgeblichen Meinung mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit selbst aufgeknüpft hat.«
    Der Oberkommissar warf Lehmann einen fragenden Blick zu.
    »Nein, nein, von meiner Seite ist das auch klar, Thilo. Es gibt nichts,
was auf ein Fremdeinwirken hinweisen würde. Der hat es wirklich selbst gemacht.«
    »Na bitte«, stimmte Dr. Franz dem Kommissar vom KDD zu, »so einig sind
wir ja auch nicht jeden Tag. Und das Schöne für mich an dieser Konstellation«, fuhr
der Mediziner fort, »ist die Tatsache, dass mich niemand nach einer Todesursache
oder einem Todeszeitpunkt ausfragen will. Einfach herrlich!«
    Lenz hatte genug über den Tod von Ewald Limbourg gehört.
    »Komm, Thilo«, drängte er seinen Kollegen zum Aufbruch, »wir haben
zu tun. Wenn noch was sein sollte, Lemmi«, wandte er sich im Gehen an Lehmann, »rufst
du einen von uns an.«
    »Mach ich, aber es sieht nicht wirklich danach aus, als ob es noch
was gäbe. Wir machen dann auch Schluss hier.«
    »Ach, Doc«, drehte sich Hain noch einmal zu Franz um, »gibt es irgendwelche
Anzeichen, dass der Tote medikamentenabhängig war?«
    »Das lässt sich ohne Sektion nur schwer sagen. Gibt es Hinweise darauf?«
    Der Oberkommissar erzählte ihm von dem Inhalt des Abschiedsbriefes.
    »Dann werde ich da mal etwas genauer hinsehen. Vielen Dank für den
Hinweis schon mal.«
    »Ja, gerne. Und du, Lemmi, schaust du mal, ob er vielleicht irgendwo
ein Röhrchen oder etwas in der Richtung deponiert hatte.«
    »Ja, mach ich.«
     
    »Der Doc hat auf mich gewirkt, als hätte er sich heute morgen selbst
etwas verschrieben«, meinte Hain auf dem Weg zum Wagen.
    »Stimmt, so freundlich war er zu dir seit Menschengedenken nicht mehr.
Aber das kann uns jetzt herzlich egal sein, weil es morgen vermutlich wieder ganz
anders ist.«
    Sie hatten den Mazda erreicht. Hain sah in die aufgehende Sonne des
klaren, aber kalten Wintertages, zog sein Mobiltelefon aus der Jacke und wählte
den Anschluss von Uwe Wagner. Als der Pressesprecher sich meldete, ließ er sich
die Adressen von Frank Weiler und Justus Gebauer durchgeben.
    »Was wollt ihr denn von Gebauer? Hat der auch was mit der Geschichte
zu tun?«, fragte Wagner seinen Freund und Kollegen. Hain informierte ihn in kurzen
Worten über den Selbstmord des Staatsanwaltes sowie den Inhalt seines Abschiedsbriefes.
    »Uih, das dürfte dem guten Justus gar nicht gut gefallen, wenn er jetzt
noch eine Strafsache an den Arsch gehängt kriegen würde. Seinen Gegnern hingegen
wird es vermutlich eine Riesenfreude bereiten.«
    »Wahrscheinlich. Danke erstmal, wir melden uns später bei dir.«
    »Gerne.«
    »Weiler oder Gebauer«, wollte Hain wissen, als sie im Auto saßen.
    Lenz sah auf seine Armbanduhr. »Von der Zeit her können wir sicher
beide stören. Aber ich finde deinen Vorschlag gut, zuerst zu Weiler zu fahren.«
    »Dann los«, gab der Oberkommissar zurück und startete den Motor.

36
     
    Frank Weiler, der Mann, zu dem die beiden Kommissare unterwegs waren,
war mit einem großen Silberlöffel im Mund auf die Welt gekommen. Sein Vater Herbert,
der kurz vor dem Notabitur nach Russland an die Ostfront geschickt worden war, hatte
nach dem Krieg als junger Mann seine ersten tausend Mark mit Schwarzmarktgeschäften
gemacht, die er in ein kleines, teilweise ausgebombtes Haus steckte, das er renovierte
und mit ordentlichem Gewinn weiterverkaufte. Zehn Jahre später gehörte ihm schon
ein Zwölffamilienhaus in bester Lage von Wilhelmshöhe, und weitere zehn Jahre danach
war er Eigentümer von mehreren Häuserzeilen in der ganzen Stadt. Trotz seines Wohlstandes
hielt er sich dezent im Hintergrund und bündelte seinen Immobilienbesitz in

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