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Rechtsdruck

Rechtsdruck

Titel: Rechtsdruck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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so
aggressiv auf uns losgegangen ist. Wenn er freundlich geantwortet hätte, wäre es
viel entspannter für ihn gewesen. Irgendwie hat er mich an einen erinnert, der auf
Speed oder so was ist.« Damit rollte der Oberkommissar davon und hatte ein paar
Augenblicke später die Parkbucht erreicht, von der Lenz gesprochen hatte.
    »Wir haben allerdings überhaupt keine Ahnung, mit welcher Karre er
hier vorbeikommen könnte«, gab Hain zu bedenken.
    »Na, ein Polo wird es wohl eher nicht sein.«
    Die beiden mussten keine fünf Minuten warten, bis ein schwarzes Mercedes-Coupé
an ihnen vorbeischoss. Am Steuer saß, deutlich zu erkennen und mit einem Telefon
am Ohr, Frank Weiler.
    »Volltreffer«, bemerkte Hain trocken, ließ einige Fahrzeuge passieren,
und fädelte sich ein. Im Autoradio lief ein Interview mit Justus Gebauer, in dem
er behauptete, dass die Mehrheit der Deutschen hinter ihm und seinen Thesen stehen
würde, und dass der Vorwurf des Rassismus an den Haaren herbeigezogen sei. Er lege
nur den Finger in Wunden, die seit langer Zeit existieren würden.
    »Ich kann diese Scheiße schon jetzt nicht mehr hören«, knurrte Hain.
    »Wenn sich die Vorwürfe gegen ihn wegen der Fahrerflucht wirklich verdichten
sollten, und wenn sich dann noch beweisen ließe, dass er versucht hat, die Nummer
unter den Tisch zu kehren, könnte das Theater schneller beendet sein, als ihm lieb
ist.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, erwiderte der Oberkommissar.
    Die Fahrt ging zunächst Richtung Stadtzentrum, dann jedoch steuerte
Weiler den schweren Wagen nach Süden und bog schließlich auf die Frankfurter Straße
ein. Ein paar hundert Meter später hatte er sein Fahrtziel erreicht und stellte
das Coupé auf dem Parkplatz vor den Redaktionsräumen der Lokalzeitung ab. Hain bog
einige Sekunden danach ebenfalls von der Hauptstraße ab, fuhr jedoch nicht auf den
Parkplatz, sondern blieb direkt in der Ausfahrt stehen.
    Frank Weiler stieg aus dem Wagen, zog einen dunklen Mantel über, bewegte
sich jedoch nicht von der Stelle, sondern zündete sich einen Zigarette an, starrte
auf den Eingang zu dem großen Gebäude, und wartete. Dann öffneten sich die beiden
Flügel der Schiebetür, und Justus Gebauer trat ins Freie. Er trug ein rosafarbenes
Hemd und eine dunkle Hose.
    »Schau mal einer an«, murmelte Lenz mehr zu sich selbst als zu seinem
Kollegen.
    Gebauer ging auf Weiler zu und streckte die Hand zur Begrüßung aus,
doch der Geschäftsmann ignorierte die Geste und fing an, auf den Politiker einzureden.
Dabei ruderte er wild mit den Armen und hob mehrmals den Zeigefinger, was für die
Polizisten wie eine Drohung anmutete.
    »Ich wüsste zu gerne, was die Herren zu besprechen haben«, meinte Lenz
nach einer Weile.
    »Ach, vermutlich diskutieren sie die Bundesligaergebnisse vom letzten
Wochenende. Gebauer ist Fan von Borussia Dortmund, während Weilers Herz für Schalke
04 schlägt. So stelle ich mir das vor.«
    »Du hast schon immer einen merkwürdigen Humor gehabt, mein Freund«,
reagierte der Hauptkommissar gelassen.
    Beim Blick aus dem Fenster wurde die von Sekunde zu Sekunde größer
werdende Spannung zwischen den beiden Männern sichtbar. Weilers Ausdruck wurde immer
wütender, während Gebauer zu beschwichtigen versuchte. Hain stellte die Zündung
an und ließ das Gebläse anlaufen, weil die Frontscheibe langsam beschlug.
    »Körpersprache ist schon was Interessantes«, bemerkte der Oberkommissar.
    Nun kam Bewegung in die beiden Männer. Weiler packte Gebauer am Kragen,
zog ihn zu sich heran und presste ihn an das Auto. Dabei riss er mit der anderen
Hand am Haar des Juristen. Hain wollte die Tür öffnen und aus dem Mazda springen,
doch Lenz hielt ihn zurück.
    »Lass die mal machen, Thilo. Die bringen sich schon nicht gegenseitig
um. Und vielleicht hilft uns diese Auseinandersetzung am Ende weiter.«
    Sein Kollege entspannte sich und legte die Hände in den Schoß. »Wie
du willst. Du bist der Boss.«
    So schnell der körperlich ausgetragene Teil der Debatte der beiden
Männer begonnen hatte, so schnell endete er auch. Gebauer strich sich den Hemdkragen
glatt und zog seine Krawatte in ihre ursprüngliche Position. Dann setzte er sich
in Bewegung und ging an seinem Kontrahenten vorbei, blieb jedoch ein paar Meter
später noch einmal stehen, drehte sich um, und rief ihm etwas zu. Weiler, der schon
auf dem Weg in den Sitz seines Wagens war, hob den Kopf und machte eine Geste, als
hätte er das Gerufene nicht verstanden. Hain reagierte

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