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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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selbst wich zwischen die scheuenden Pferde zurück, um Schutz vor dem tobenden Riesen zu finden. In seiner Raserei zerstampfte er das Gewehr, das den anderen getötet hatte, bis ihm das Metall wie welkes Laub an den Sohlen klebte. Dann warf er sich neben dem leblosen Körper auf die Knie und wischte schluchzend das Blut von der zerschossenen Stirn.
    Rieslingsrache war nicht umsonst ein geflügeltes Wort.
    Louis lag auf der zertrampelten Erde und regte sich ebenso wenig wie der Knecht mit dem Kindergesicht. Nur der Käfermann kroch auf allen vieren auf seinen Herrn zu und starrte ihm entgeistert in das wachsweiße Gesicht. Hinter ihm kam Valiant stöhnend auf die Füße und fluchte auf alle Rieslinge.
    Der Prinz trug zwei Täuschbeutel am Gürtel. Fuchs nahm sie ihm ab, bevor der Zwerg sie an sich bringen konnte, und setzte dem Käfer die Pistole an den Kopf.
    »Wo ist euer Gefangener?«
    Louis regte sich. Der Käfermann seufzte erleichtert auf und fuhr ihm mit seinen Spinnenfingern übers Gesicht. »Die Kutsche«, stammelte er. Seine Augen schwammen in Tränen. Fuchs war nicht sicher, ob es Angst- oder Wuttränen waren.
    Sie fing eines der Pferde und ignorierte, dass Valiant sie zurückrief.
    Es war leicht, der Spur zu folgen. Eine Herde von Kühen hätte sie nicht deutlicher hinterlassen, aber die schwarzen Wolken, die zwischen den Bergen hingen, machten es selbst ihren Augen schwer, die Kutsche unter den Tannen auszumachen, unter denen sie stand. Der Wassermann war an eines der Räder gefesselt. Gut. Der Geruch seiner schuppigen Haut erinnerte Fuchs an feuchte Höhlen, in denen sie mit Jacob nach verschleppten Mädchen gesucht hatte. Er rüttelte wütend an seinen Fesseln, als er sie sah, aber Fuchs lief achtlos an ihm vorbei.
    Ihre Hände zitterten, als sie die Kutschtür aufriss. Der Bastard war kaum zu sehen. Nur seine Augen schimmerten wie Münzen in der Dunkelheit. Jacobs Gesicht war blutverschmiert, doch sonst schien er unverletzt. Fuchs zerschnitt ihm die Fesseln. Er stolperte, als er aus der Kutsche kletterte. Fuchs hatte diese Art Erschöpfung schon einmal gesehen.
    »Wie oft?«
    Er fuhr sich über das zerschundene Gesicht und versuchte ein Lächeln. »Ich bin wirklich froh, dich zu sehen. Wo ist Valiant?«
    »Wie oft, Jacob? Antworte mir!«
    Seine Finger waren kalt, als er nach ihrer Hand griff. Es ist eine kalte Nacht, Fuchs, das bedeutet nichts. Aber sie glaubte, den Tod auf seinem Gesicht zu sehen.
    »Ein Biss fehlt noch.«
    Nur einer.
    Atme, Fuchs.
    Sie zog die beiden Täuschbeutel aus der Tasche, die sie Louis abgenommen hatte. Sie gab Jacob auch den ledernen Beutel, in dem sie das Herz bei sich trug. Diesmal war sein Lächeln nicht ganz so müde.
    »Du siehst auch erschöpft aus.« Jacob strich ihr übers Gesicht. »Es ist gut, dass es bald vorbei ist, oder? So oder so.«
    Er schob die Beutel in die Manteltasche und beugte sich in die Kutsche.
    »Such weiter«, hörte Fuchs ihn sagen. »Es gibt eine Tür. Keine Onyx auf der anderen Seite, keine Däumlinge, aber Prinzen. Allerdings tragen die wenigsten eine Krone.«
    »Mach mich los!«, antwortete der Goyl mit heiserer Stimme. »Lass uns ein für alle Mal herausfinden, wer der Beste ist!«
    Jacob trat zurück.
    »Ein andermal«, sagte er. »Diesmal kann ich es mir nicht leisten, zu verlieren.«
    »Du hättest längst verloren, wenn die Füchsin dir nicht ständig die Haut retten würde!« Der Goyl klang, als erstickte er an seiner Wut.
    »Stimmt«, gab Jacob zurück. »Aber das ist nichts Neues.«
    Dann schlug er die Kutschentür zu.

57
KOPF. HAND. HERZ
    D er Riesling hatte die Leiche des anderen bereits mit Steinen bedeckt. Zu Füßen des Toten hatte er die anderen Leichen wie Opfergaben aufgereiht: den Küchenknecht, den Hundemann und die beiden Bluthunde. Vor der Mauer des Wachturms lagen gefesselt und geknebelt die zwei, die seinen Zorn überlebt hatten: Louis und der Käfer. Valiant ging vor ihnen auf und ab und sah alles andere als glücklich aus.
    »Sieh dir das an!«, rief er Jacob entgegen. »Was hast du mir da wieder eingebrockt? Der Kronprinz von Lothringen! Zum Glück ist er noch am Leben, aber als Käufer der Armbrust ist der Krumme wohl ausgeschieden. Reicht es nicht, dass du dir die Kaiserin zur Feindin gemacht hast?«
    Jacob spürte, wie Fuchs noch einmal fest die Arme um ihn schlang, bevor sie sich vom Pferd gleiten ließ. Er spürte ihre Wärme wie ein Versprechen, als er sich aus dem Sattel schwang.
    Alles wird gut.
    Er ignorierte

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