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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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war es? Erinnere dich, Jacob! Fünf. Es war der fünfte. Ein Biss fehlte noch. Viel konnte von seinem Herzen nicht mehr übrig sein.
    »Was soll das?« Der Bastard starrte ihm besorgt in das schmerzverzerrte Gesicht. »Hat Louis dir irgendwas zu trinken gegeben?«
    Jacob hätte aufgelacht, wenn er den Atem dafür gehabt hätte. Kein ganz unbegründeter Verdacht. Das Königshaus von Lothringen hatte eine lange Tradition im Vergiften von Feinden.
    Der Bastard zerrte ihm die Hände von der Brust und riss sein Hemd auf. Die Motte war inzwischen so schwarz wie der Onyx in Nerrons Haut, und das Rot, das die schädelgefleckten Flügel säumte, sah aus wie frisches Blut.
    Nerron wich zurück, als hätte er Sorge, sich anzustecken.
    Jacob lehnte sich erschöpft gegen die Höhlenwand. Der Schmerz ließ nach, aber er musste ein erbärmlicher Anblick sein. Hatte die Rote Fee es sich so ausgemalt, als sie ihm den Namen ihrer Schwester zugeflüstert hatte? Hatte sie es sich vorgestellt, während er sie geküsst hatte? Dass er sich wand wie ein verwundetes Tier und mit Schmerz für ihren Schmerz zahlte? Sie würde an ihrem gebrochenen Herzen allerdings nicht sterben.
    Sie hat kein Herz, Jacob.
    Nerron goss den Wein aus, den er Jacob gebracht hatte, und füllte den Becher stattdessen mit einer braunen Flüssigkeit. »Trink langsam«, wies er ihn an, bevor er ihm den Becher in die gefesselten Hände drückte. »Ich bin nicht sicher, ob eure Mägen Goylschnaps vertragen.«
    Er schmeckte wie mit Zucker versetzte Lava.
    Der Bastard schob den Korken in die Flasche. »Ich muss aufpassen, dass Louis die Flasche nicht findet. Er würde sich damit umbringen und sein Vater würde mich dafür hinrichten lassen. Es war die Dunkle, nehme ich an? Ich hatte mich schon gefragt, wie du ihr deinen Bruder unter der Nase wegstehlen konntest.« Er schob die Flasche zurück in den Sack. »Der dritte Schuss … Du willst die Armbrust für dich selbst. Was, wenn die Geschichte nur ein Märchen ist?«
    »Alles andere habe ich versucht.« Jacob würgte einen weiteren Schluck von dem Goylschnaps hinunter. Er wärmte besser als jede Decke.
    »Den Apfel? Den Brunnen?«
    »Ja.«
    »Was ist mit Flaschengeist-Blut? Dem aus dem Norden. Ziemlich gefährlich, aber …«
    »Wirkt nicht.«
    Der Bastard schüttelte den Kopf. »Erzählen eure Mütter euch nicht, dass man sich von Feen besser fernhält?«
    »Meine Mutter wusste nichts von Feen.« Jacob ignorierte die Neugier in dem goldenen Blick. Was war mit ihm los? Wollte er dem Goyl seine Lebensgeschichte beichten? Nur ein Biss noch.Vielleicht würde er tot sein, bevor er Fuchs wiedersah. Er hatte immer angenommen, dass sie bei ihm sein würde, wenn er starb. Nicht Will, nicht die Fee. Immer die Füchsin.
    Nerron stand auf. »Du bist hoffentlich nicht so dumm, zu glauben, dass ich dir die Armbrust nun edlerweise überlasse.«
    Jacob zog das Hemd über den Mottenabdruck. »Noch hast du sie nicht gefunden.«
    Der Goyl lächelte.
    Ich werde sie finden, sagte sein Blick. Vor dir. Und du wirst sterben.
    »Wonach hättest du als Nächstes gesucht? Wenn du nicht dem Tod davonlaufen müsstest?«
    Ja, wonach, Jacob? Er war selbst überrascht von seiner Antwort.
    »Nach einem Stundenglas.«
    Der Bastard rieb sich die zersprungene Haut. »Dabei würde ich dir keine Konkurrenz machen. Welcher Moment ist es schon wert, angehalten zu werden?«
    Er strich so gedankenverloren über die Felswand, als suchte er in seiner Erinnerung nach einem Moment, der es wert gewesen war.
    »Was würdest du am liebsten finden?« Jacobs Brust war immer noch taub vor Schmerz.
    Der Goyl blickte ihn wortlos an.
    »Eine Tür«, sagte er schließlich. »In eine andere Welt.«
    Jacob unterdrückte ein Lächeln.
    »Tatsächlich? Was ist so schlecht an dieser? Und warum sollte eine andere besser sein?«
    Der Bastard zuckte die Schultern und musterte seine gemaserte Hand. »Meine Mutter ist schuld. Sie hat mir zu viele Geschichten erzählt. Die Welten darin waren alle besser.«
    Hinter ihnen begann Louis, zu schnarchen. Er wurde mit jedem Tag launischer und jähzorniger. Nur eine der Nebenwirkungen, die Krötenlaich hatte, wie Jacob von Alma wusste. Verfolgungswahn war eine weitere. Beides keine ungewöhnlichen Charakterzüge für einen Königssohn.
    »Ich verlange gar nicht viel!«, sagte Nerron. »Sie wäre schon besser, wenn es dort keine Prinzen gäbe. Und keine Onyxlords. Auf Däumlinge könnte ich auch verzichten … und sie müsste tiefe Höhlen

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