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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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sicher, sie werden irgendwann Maschinen bauen, die dasselbe können. Die neue Magie ist die alte Magie. Dieselben Ziele, dieselben Begierden …«
    Dunbar legte auf Fuchs an – und ließ die Flinte sinken.
    »Gib mir dein Ehrenwort. Auf das Fell, das du trägst. Auf Jacobs Leben. Auf alles, was dir heilig ist, dass er die Armbrust nicht verkaufen wird.«
    »Ich gebe dir mein Fell als Pfand.« Sie hatte nie schwerere Worte über die Lippen gebracht.
    Dunbar schüttelte den Kopf. »Nein, so viel verlange ich nicht.«
    Ein Kopf schob sich durch die Wohnzimmertür. Die Rattenschnauze war grau und das Alter hatte die Katzenaugen getrübt.
    »Vater!« Dunbar wandte sich mit einem Seufzer um. »Warum schläfst du nicht?« Er zog den alten Mann zu dem Sofa, auf dem Fuchs saß.
    »Ihr zwei solltet einigen Stoff zur Unterhaltung haben«, sagte er, als der alte FirDarrig Fuchs misstrauisch musterte. »Glaub mir, sie weiß alles über den Fluch und Segen, ein Fell zu tragen.«
    Er ging zur Tür. »Die Tradition stammt aus einem fernen Land«, sagte er, während er auf den Flur hinaustrat, »aber seit fast zweihundert Jahren glaubt auch Albion an die Wunderkraft von Teeblättern. Selbst um fünf Uhr morgens. Vielleicht wird mir damit leichter über die Zunge kommen, was du hören willst.«
    Sein Vater blickte ihm verwirrt nach. Doch schließlich wandte er sich Fuchs zu und musterte sie mit trüben Augen. »Eine Füchsin, wenn ich mich nicht täusche«, sagte er. »Von Geburt an?«
    Fuchs schüttelte den Kopf. »Ich war sieben. Das Fell war ein Geschenk.«
    Der FirDarrig seufzte mitfühlend.
    »Oh, das ist nicht leicht«, murmelte er. »Zwei Seelen in einer Brust. Ich hoffe, der Mensch in dir ist am Ende nicht immer stärker. Sie schließen so schwer Frieden mit der Welt.«

20
DAS GLEICHE BLUT
    U nd wieder nichts. Nerron warf eine weitere Hand zu den Knochen, die sie durchsucht hatten. Lelou war hinter dem Haufen schon kaum noch zu sehen. Eaumbre hatte eine Bank zertrümmert und die Holzscheite als Fackeln in jeden leeren Kerzenleuchter gesteckt, aber die Nacht erstickte das spärliche Licht, das ihr Feuer warf, und es gab immer noch Tausende von Knochen, die die Dunkelheit selbst vor Goylaugen verbarg.
    Was, wenn die Hand nicht in der verdammten Kirche war? Was, wenn sie noch irgendwo draußen in der feuchten Erde steckte? Sicher hatten sie nicht alle Knochen ausgegraben!
    Nerron hatte all seine Flüche aufgebraucht, sich an hundert andere Orte gewünscht und sich mehr als tausendmal gefragt, ob Reckless den Kopf schon gefunden hatte. Aber alles, was er tun konnte, war, sich durch einen weiteren bleichen Haufen menschlicher Überreste zu pflügen und auf ein Wunder zu hoffen.
    Lelou und der Wassermann halfen mit mäßiger Begeisterung, aber es waren vier Hände mehr, die Beine, Schädel und Rippen von knöchernen Fingern trennten. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen  – er kam sich vor wie Aschenputtel. Der falsche Gedanke, Nerron . Das erinnerte ihn nur daran, dass Reckless den Gläsernen Schuh vor ihm gefunden hatte.
    Der Wassermann hob den Kopf und griff zur Pistole.
    Jemand stieß die Kirchentür auf.
    Louis stolperte über den ersten Schädel, der ihm im Weg lag und suchte Halt an einer Säule. »Der Wein dieser Gegend ist saurer als die Limonade meiner Mutter«, brachte er mit schwerer Zunge hervor. »Und die Mädchen sind hässlicher als du, Eaumbre!«
    Natürlich übergab er sich über einer Ansammlung von Knochen, die sie noch nicht durchsucht hatten.
    »Wie lange wollt ihr das hier noch treiben?« Er fuhr sich mit dem maßgeschneiderten Ärmel über den Mund und torkelte auf Nerron zu. »Überhaupt … all die Schatzsucherei … eine magische Armbrust … Mein Vater sollte lieber nach so guten Ingenieuren suchen, wie Albion sie hat!«
    Er blieb abrupt stehen und starrte auf einen Haufen von Schädeln zu seiner Linken. Zwischen ihnen regte sich etwas. Eaumbre zog den Säbel, aber Louis winkte ihn ungeduldig zurück.
    »Ich werde ihm selbst den Hals brechen«, lallte er. »So schwer kann das ja wohl nicht sein. Giftige kleine Biester …«
    Lelou warf Nerron einen alarmierten Blick zu. Der Biss eines Gelbfollets war fast so gefährlich wie der einer Viper. Doch das, was zwischen den Knochen hervorkroch, hatte weder gelbe Haut noch Arme und Beine.
    »Nicht!«, fuhr Nerron den Wassermann an, als er das Schwert hob.
    Drei Finger, blass wie Kerzenwachs.
    Sie bewegten sich flink wie

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