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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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gemeinsam mit Jacob zu Hause besucht, aber die Füchsin vergaß nie einen Weg.
    Es war etwas mühsam, dem Droschkenfahrer zu erklären, dass sie ihm keine Adresse geben, sondern nur anhand von Bäumen und Gerüchen erklären konnte, wohin er sie fahren sollte, aber schließlich setzte er sie vor der hohen Hecke ab, hinter der Dunbars Haus lag. Fuchs läutete die Glocke neben der Tür ein halbes Dutzend Mal, bevor sie eine ärgerliche Stimme aus dem Haus hörte. Dunbar war sicher noch nicht lange im Bett.
    Er schob einen Flintenlauf durch die Tür, bevor er öffnete, aber er ließ das Gewehr sinken, sobald er erkannte, wer vor der Tür stand. Er winkte Fuchs wortlos in sein Wohnzimmer. Über dem Kamin hing ein Porträt seiner verstorbenen Mutter und auf dem Klavier stand neben dem seines Vaters ein Foto von ihm und Jacob.
    »Was tust du hier? Ich dachte, ich war deutlich genug.« Dunbar lehnte die Flinte an die Wand und lauschte in den dunklen Flur, bevor er die Tür schloss. Sein Vater lebte bei ihm. Jacob hatte erzählt, dass der alte FirDarrig das Haus selten verließ. Man wurde es leid, angestarrt zu werden. In Fianna gab es noch ein paar Hundert FirDarrigs, aber in Albion waren sie selten wie ein warmer Sommer.
    Fuchs fuhr mit der Hand an den Buchrücken entlang, die Dunbar zu Hause ebenso umgaben wie in der Universität. In dem Haus, in dem sie aufgewachsen war, hatte es nicht eines gegeben. Erst Jacob hatte ihr beigebracht, Bücher zu lieben.
    »Braucht man inzwischen ein Gewehr, wenn man einen FirDarrig im Haus und im Blut hat?«
    »Sagen wir, es ist sicherer. Aber noch musste ich es nicht benutzen. Ich bin nicht sicher, ob Gewehre eine gute oder schlechte Erfindung sind. Die Frage stellt sich wohl bei jeder Erfindung, allerdings muss man sie sich in diesen Tagen für meinen Geschmack allzu häufig stellen.« Er blickte Fuchs an. »Wir stehen beide zwischen den Zeiten, stimmt’s? Wir tragen die Vergangenheit auf der Haut, aber die Zukunft ist zu laut, um sie zu ignorieren. Das, was war, und das, was sein wird. Das, was verloren geht, und das, was gewonnen wird …«
    Dunbar war ein kluger Mann. Klüger als jeder, den Fuchs kannte, und in jeder anderen Nacht hätte sie nichts lieber getan, als ihm dabei zuzuhören, wie er ihr die Welt erklärte. Aber nicht in dieser Nacht.
    »Ich bin hier, damit Jacob nicht verloren geht, Dunbar.«
    »Jacob?« Dunbar lachte auf. »Und wenn die ganze Welt verloren ginge, er würde eine andere finden!«
    »Es würde ihm nicht helfen. Wenn wir die Armbrust nicht finden, ist er in ein paar Monaten tot.«
    Dunbars Augen waren die Katzenaugen seines Vaters. FirDarrigs waren wie die Füchsin Geschöpfe der Nacht. Fuchs konnte nur hoffen, dass diese Augen sahen, dass sie nicht log.
    »Bitte, Dunbar. Sag mir, wo der Kopf ist.«
    Das Wohnzimmer füllte sich mit Stille. Vielleicht hätten Tränen genützt, aber sie konnte nicht weinen, wenn sie Angst hatte.
    »Natürlich. Der dritte Schuss … Guismunds jüngster Sohn.« Dunbar trat zu dem Klavier und strich mit den Fingern über die Tasten. »Er ist so verzweifelt, dass er seine Hoffnung auf diese halb vergessene Geschichte setzt?«
    »Er hat alles andere versucht.«
    Dunbar schlug eine Taste an. Fuchs hörte die Traurigkeit der ganzen Welt in dem Ton. Es war keine gute Nacht.
    »Hat ihn die Rote Fee gefunden?«
    »Er ist freiwillig zu ihr zurückgegangen.«
    Dunbar schüttelte den Kopf. »Dann hat er es nicht besser verdient.«
    »Er hat es für seinen Bruder getan.« Rede, Fuchs. Dunbar glaubte an Worte. Er lebte in ihnen, aber die Motte der Fee fraß Jacobs Herz, und es gab keine Worte, die das verhindern würden.
    »Bitte!« Für einen Augenblick wollte Fuchs ihm seine eigene Flinte auf die Brust setzen. Was die Angst mit einem macht. Und die Liebe.
    Dunbar warf einen Blick auf das Gewehr, als erriete er ihre Gedanken. »Ich hätte fast vergessen, dass ich mit einer Füchsin rede. Die Menschengestalt ist sehr trügerisch. Aber sie steht dir gut.«
    Fuchs spürte, wie sie errötete. Dunbar lächelte, aber sein Gesicht wurde schnell wieder ernst.
    »Ich weiß nicht, wo der Kopf ist.«
    »Doch, du weißt es.«
    »Ach ja, wer behauptet das?«
    »Die Füchsin.«
    »Dann sagen wir es so: Ich weiß es nicht, aber ich habe einen Verdacht.« Er griff nach dem Gewehr und strich über den langen Lauf. »Die Armbrust ist hunderttausend dieser Flinten wert. Sie macht den Mann, der sie benutzt, mit einem Schuss zum Massenmörder. Ich bin

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